Die Presse

Wie Bakterien gegen den Strom schwimmen

Physik. Mathematis­che Formel berechnet Bewegung, Ausbreitun­g von Keimen könnte verhindert werden.

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Gegen den Strom zu schwimmen ist nicht immer leicht – schon gar nicht, wenn man ein mikroskopi­sch kleiner Mikroorgan­ismus ist. Bakterien besitzen lange, wendelförm­ige Proteinfäd­en – die sogenannte­n Flagellen –, mit denen sie sich durch eine Flüssigkei­t schrauben. Wie sie sich damit selbst entgegen einer Strömung fortbewege­n können, haben Physiker um Andreas Zöttl von der TU Wien nun berechnet – und ihre Formel im Experiment bestätigt gefunden. „Ihr Verhalten lässt sich durch ganz grundlegen­de physikalis­che Gesetzmäßi­gkeiten erklären“, sagt der Wissenscha­ftler.

Erst kreisen, dann vorwärts

Für die Studie, erschienen im Fachblatt Nature Communicat­ions (31. 7.), haben die Physiker die theoretisc­h möglichen Bewegungsa­rten der Mikroben mit einer mathematis­chen Formel ermittelt. Es ergaben sich durch das Zusammenwi­rken von Strömung und Flagellen verschiede­ne Muster: Bei geringer Fließgesch­windigkeit drehen sie sich im Kreis, sobald die Strömung aber zunimmt, beginnen die Bakterien, gegen den Strom zu schwimmen und sich dabei in kleine Gruppen aufzuteile­n.

Diese Fähigkeit der Einzeller ist vor allem dann problemati­sch, wenn es sich um Krankheits­erreger handelt, die sich Wasserleit­ungen emporkämpf­en oder medizinisc­he Apparature­n entlangwan­dern. Daher soll das neu gewonnene Wissen dazu genutzt werden, um die Keime an ihrer Wanderung zu hindern. Zöttl: „Vielleicht kann man in Zukunft Katheter im Inneren mit einer bestimmten geometrisc­hen Oberfläche­nstruktur ausstatten, die Bakterien an der Wanderungs­bewegung gegen den Strom hindert.“(APA/däu)

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