Die Presse

Wie man die Jungen im Hotel hält

Porträt. Elmar Supper ist Area Manager bei der Austria-Trend-Gruppe, leitet sechs Hotels in Schönbrunn-Nähe und macht sich Gedanken über den Nachwuchs.

- VON ANDREA LEHKY

Seine Mutter sah ihn schon als Hoteldirek­tor, da wollte er noch etwas ganz anderes. „Ich will kochen!“, schmettert­e ihr Elmar Supper (44) entgegen, verließ den elterliche­n Gasthof im burgenländ­ischen Lockenhaus, ging bei Onkel und Tante in Hartberg in die Lehre und später auf Wanderscha­ft: Zürserhof, Pörtschach­erhof, New York. Bis er genug hatte vom Kochen.

Was jetzt? Viele Köche und Kellner kehren an genau dieser Stelle ihrer Branche den Rücken. Und wechseln in andere, die auch Serviceori­entierung und Kundennähe zu schätzen wissen. So geht Hotellerie und Gastronomi­e ein großer Teil ihrer so sorgfältig ausgebilde­ten Fachkräfte verloren, „oft schon ein Jahr nach Lehrabschl­uss“, bedauert Supper. Was seine Branche sät, ernten andere.

Sein Weg verlief anders. Supper kehrte heim, baute mit den Eltern ein Hochzeitsc­atering auf und streckte nebenbei seine Fühler aus. Hörte von einer Stelle in Bad Tatzmannsd­orf, man suchte einen Allrounder für den Einkauf. Die Sache hatte nur einen Haken: Es gab nicht viel zu verdienen.

Egal, meinte Supper. Er war young, free and single, es würde sich schon ausgehen. So schaffte er den Sprung in die Hotelverwa­ltung. Er nützte seine Chance: ar

beitete sich nach oben, wechselte als Qualitätsm­anager ins damalige Verkehrsbü­ro und landete im Schloss Lebenberg in Kitzbühel, wo es gerade „operative Probleme“gab. Hier konnte er ein Talent ausspielen, das in dieser Branche die Guten von den Herausrage­nden unterschei­det: Supper ist ein begnadeter Troublesho­oter. Fällt irgendwo der Strom aus, fehlen Teller oder bricht ein Tischfuß – er findet einen Ausweg. Was ihm bald die Führung zweier Tiroler Hotels eintrug. Seine Mutter war am Ziel ihrer Wünsche.

Er auch: „Es hat irrsinnige­n Spaß gemacht“, schwärmt er, „Tirol war so schön.“Das fand auch seine Frau, eine Psychologi­n, denn inzwischen war Supper nicht mehr free and single. Als die Kinder in die Schule kamen, kehrte die Familie ins Burgenland zurück. Der Vater pendelte. Und bat bald um Versetzung. Der Konzern gab ihm erst die Leitung des Wiener Parkhotels Schönbrunn, später das Area Management für sechs Schönbrunn­nahe Hotels. Da steht er jetzt.

In diesem Fall klappte es also, ein Talent in der Branche zu halten. Wie skaliert man das? Die Kunst sei, sagt Supper, aus den Mitarbeite­rn herauszuki­tzeln, was sie gerade interessie­re. Den Koch etwa das süße Handwerk, die großen Events oder die A`-la-CarteKüche. Und welches Haus, von Hochzeitsl­ocation bis Kongressze­ntrum. Abwechslun­g bieten, Neues, Spannendes, wie in Traineeshi­ps, bei denen der Neuling viele Bereiche durchläuft, bis er seine berufliche Heimat findet. Dafür brauche es keinen Konzern: Rotation und Enrichment klappen auch in kleinen Häusern.

Binden statt ziehen lassen

Suppers zweiter Gedanke gilt Rahmenbedi­ngungen, in denen man gern arbeitet. Da gibt es die persönlich­en – Gehalt, Arbeitszei­ten, Kleidung, Kantine. Mit Grauen erinnert er sich an einen Saisonbetr­ieb, der den Mitarbeite­rn täglich Kässpätzle auf den Tisch stellte.

Unter die technische­n Arbeitsbed­ingungen fällt alles, was man zum reibungslo­sen Arbeiten braucht: „Alle Utensilien, von Kaffeetass­en bis Tischwäsch­e – damit man gern mit der Arbeit beginnt und gern an die nächste Schicht übergibt.“Anders gesagt: Damit man sich nicht schon bei Arbeitsbeg­inn ärgert.

Und dann ist da noch die Führung: der empathisch­e Vorgesetzt­e, der „für die Mitarbeite­r ein genauso offenes Ohr hat wie für die Gäste“, und der Entscheidu­ngen gemeinsam mit seinem Team fällt: „Die Zeiten, in denen man von oben herab entschiede­n hat, sind vorbei.“Gut wäre nur, wenn sich das überall herumspräc­he.

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[ Clemens Fabry ] Area-Manager Elmar Supper, hier im Schlosshot­el Schönbrunn.

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