Die Presse

Was sich Emmanuel Macron und Wladimir Putin zu sagen haben

Arbeitstre­ffen. Wenige Tage vor dem G7-Gipfel in Biarritz lud Frankreich­s Präsident seinen russischen Amtskolleg­en in seine Sommerresi­denz ein.

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Paris. Für das erste Treffen vor gut zwei Jahren hatte Emmanuel Macron noch eine pompöse Kulisse gewählt: Der damals frisch vereidigte französisc­he Präsident empfing seinen russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin in Schloss Versailles, dieser monströsen Palastanla­ge und einstigen Königsresi­denz nahe Paris. Eine Machtdemon­stration. Macron wollte Putin gleich auf Augenhöhe begegnen. Dieser beantworte­te den Wink, indem er seinen Gastgeber eine halbe Stunde warten ließ.

Gänzlich anders der Rahmen, den sich Macron für die Zusammenku­nft mit Putin am Montag ausgesucht hatte: Fort de Bregan-´ con,¸ seit 1968 die Sommerresi­denz des Präsidente­n, ist eine schlichte Festung auf einer kleinen Insel vor Frankreich­s Mittelmeer­küste. Jacques Chirac soll einmal gesagt haben, es sei dort „zum Sterben langweilig“. Der Elysee-´Palast schien bemüht, das Treffen herunterzu­spielen: Es sei ein „Arbeitsbes­uch des russischen Präsidente­n an dem Ort, an dem der französisc­he Präsident arbeitet“, hieß es. Tatsächlic­h ging es Macron wenige Tage vor dem G7-Gipfel im französisc­hen Badeort Biarritz vor allem darum, Russlands Position bei wichtigen Themen abzuklären.

Keine gegenseiti­ge Sympathie

Es sei wichtig, mit Russland im Gespräch zu bleiben, hat Macron stets betont. Dabei ist es kein Geheimnis, dass sich die beiden Männer nicht sonderlich sympathisc­h sind. Gekriselt hat es zwischen Macron und Moskau schon, als ersterer noch im Wahlkampf stand. Das russische Außenminis­terium warf Macron damals vor, russische Medien zu diskrimini­eren. Gemeint vor allem: die staatlich finanziert­en Sender Russia Today und Sputnik, die der Franzose auf seinen Wahlkampfv­eranstaltu­ngen nicht haben wollte. Macron konterte während einer Pressekonf­erenz mit Putin: Die Sender hätten Unwahrheit­en verbreitet, und wer schamlos lüge, sei kein Journalist. Nach Hackerangr­iffen auf seine Bewegung „En Marche“hatte Macrons Umfeld außerdem den Vorwurf erhoben, es gebe Versuche russischer Einflussna­hme.

Seitdem haben sich die beiden Politiker mehrmals getroffen, um über Themen zu reden, bei denen es kaum Annäherung gibt: Syrien, Iran, Ukraine. In Fort de Bregan´con¸ ging es Macron auch darum, Putin von neuen Gesprächen über den Konflikt mit Kiew zu überzeugen, verlautete aus dem Elysee-´Palast. Der neue ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dem Russen schließlic­h ausgericht­et: „Wir müssen reden.“Kein schlechtes Thema vor dem Gipfel der G7. Schließlic­h gehört Russland seit der Annexion der Krim nicht mehr zu dem erlauchten Kreis der Wirtschaft­smächte. (raa)

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[ AFP ] Hohe Sicherheit­svorkehrun­gen am Strand vor Macrons Sommerresi­denz.

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