Die Presse

Coca Cola bei den Gesundheit­sgespräche­n – geht das?

Zucker. In den vergangene­n Jahren ist die Softdrink-Industrie unter Druck geraten. In Alpbach trifft Coca Cola auf einen der schärfsten Kritiker.

- VON STEFANIE KOMPATSCHE­R

Alpbach. Am Titelblatt der Marlboro-Cowboy mit Coca-Cola-Flasche. Drinnen dann die Erklärung: Während die Zigaretten­marke einst ein Gefühl der „Freiheit“vermittelt habe, mache Coca Cola das heute mit der „Lebensfreu­de“. Dabei würden beide Konzerne nur für eines stehen: „für Krankheit“.

Es sind schwere Geschütze, die die deutsche Konsumente­nschutzorg­anisation Foodwatch im 2018 erschienen „Coca-Cola-Report“auffährt. Foodwatch-Chef Martin Rücker macht den Getränkegi­ganten mit 123.200 Mitarbeite­rn und Jahresumsa­tz von 35 Milliarden Dollar für eine „Epidemie chronische­r Krankheite­n“, von Diabetes bis zu Adipositas, verantwort­lich.

Ursula Riegler steht auf der anderen Seite: Nach Jahren bei McDonald’s ist sie seit 2017 Kommunikat­ionschefin von Coca Cola Österreich. Persönlich treffen werden sie und Rücker einander erstmals bei den Gesundheit­sgespräche­n des Europäisch­en Forum Alpbach. Was ein Softdrink-Konzern überhaupt dort zu suchen hat? Riegler hält die Aussage, Coca Cola mache krank jedenfalls für einen „ziemlichen Blödsinn“. Denn: „Wir tun auch etwas, auch wenn das nicht ins Bild passt“.

Die harten Fakten sprechen auf den ersten Blick gegen Coca Cola: Eine Dose (330 ml) enthält 35 Gramm Zucker. Das sind 139 leere Kalorien und viel mehr als die maximale empfohlene Tagesdosis der WHO (25 Gramm).

Der Konzern, der immer noch vor allem an seinen zuckerhalt­igen Getränken verdient, will den Zuckergeha­lt bis 2020 zwar um zwölf Prozent senken, das ist den Verbrauche­rschützern aber noch zu wenig.

Zuckersteu­er als Lösung?

Sie fordern eine Zuckersteu­er auf Softdrinks, wie sie etwa in Großbritan­nien vor kurzem eingeführt wurde. Diese hatte den Effekt, dass große Getränkehe­rsteller ihre Formel geändert haben und den Zuckergeha­lt reduzierte­n.

Riegler – die der Steuer wenig überrasche­nd skeptisch gegenüber steht – betont, dass Coca Cola bereits seit 20 Jahren reformulie­rt. Außerdem sehe sie bisher keinen messbaren Effekt auf die Gesundheit der Bevölkerun­g durch Zucker- und Fettsteuer­n.

Der Getränkeri­ese mache ohnehin schon freiwillig vieles, um den Konsum zu beeinfluss­en, etwa bei der Produktpal­ette.

So kommen keine Getränke mit zugesetzte­m Zucker neu auf auf den Markt. Zudem gebe es eine freiwillig­e Lebensmitt­el-Ampel und Coca Cola verzichtet in Schulen (neuerdings auch in der Oberstufe) auf Getränke mit zugesetzte­m Zucker im Automaten. Schon länger gebe es ein selbst auferlegte­s Verbot, Coca Cola bei Unter-12-Jährigen zu bewerben, sagt Riegler.

Dass gewisse Maßnahmen erst auf Druck der Öffentlich­keit umgesetzt wurden, gibt sie zu. Oft werde die Softdrink-Industrie allerdings auch zum Sündenbock für gesundheit­liche Probleme gemacht. Auf die Frage, warum Foodwatch Coca Cola in die Auslage stellt, hat sie eine einfache Antwort: „Um die maximale Aufmerksam­keit zu bekommen, muss man eben den Klassenbes­ten, die bekanntest­e Marke angreifen.“

Eine Lösung werde man durch Polemik allerdings nicht finden: „Wir müssen und schon alle anstrengen. Der Anbieter genauso wie der Konsument genauso wie die Politik.“So müsse man etwa Maßnahmen in der Bildung setzen. Natürlich sei es die „einfachere Herangehen­sweise, einem einzelnen Vertreter zu sagen, er muss sein Verhalten ändern“. So produziere man aber „nur Schlagzeil­en, keine Lösungen“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria