Coca Cola bei den Gesundheitsgesprächen – geht das?
Zucker. In den vergangenen Jahren ist die Softdrink-Industrie unter Druck geraten. In Alpbach trifft Coca Cola auf einen der schärfsten Kritiker.
Alpbach. Am Titelblatt der Marlboro-Cowboy mit Coca-Cola-Flasche. Drinnen dann die Erklärung: Während die Zigarettenmarke einst ein Gefühl der „Freiheit“vermittelt habe, mache Coca Cola das heute mit der „Lebensfreude“. Dabei würden beide Konzerne nur für eines stehen: „für Krankheit“.
Es sind schwere Geschütze, die die deutsche Konsumentenschutzorganisation Foodwatch im 2018 erschienen „Coca-Cola-Report“auffährt. Foodwatch-Chef Martin Rücker macht den Getränkegiganten mit 123.200 Mitarbeitern und Jahresumsatz von 35 Milliarden Dollar für eine „Epidemie chronischer Krankheiten“, von Diabetes bis zu Adipositas, verantwortlich.
Ursula Riegler steht auf der anderen Seite: Nach Jahren bei McDonald’s ist sie seit 2017 Kommunikationschefin von Coca Cola Österreich. Persönlich treffen werden sie und Rücker einander erstmals bei den Gesundheitsgesprächen des Europäischen Forum Alpbach. Was ein Softdrink-Konzern überhaupt dort zu suchen hat? Riegler hält die Aussage, Coca Cola mache krank jedenfalls für einen „ziemlichen Blödsinn“. Denn: „Wir tun auch etwas, auch wenn das nicht ins Bild passt“.
Die harten Fakten sprechen auf den ersten Blick gegen Coca Cola: Eine Dose (330 ml) enthält 35 Gramm Zucker. Das sind 139 leere Kalorien und viel mehr als die maximale empfohlene Tagesdosis der WHO (25 Gramm).
Der Konzern, der immer noch vor allem an seinen zuckerhaltigen Getränken verdient, will den Zuckergehalt bis 2020 zwar um zwölf Prozent senken, das ist den Verbraucherschützern aber noch zu wenig.
Zuckersteuer als Lösung?
Sie fordern eine Zuckersteuer auf Softdrinks, wie sie etwa in Großbritannien vor kurzem eingeführt wurde. Diese hatte den Effekt, dass große Getränkehersteller ihre Formel geändert haben und den Zuckergehalt reduzierten.
Riegler – die der Steuer wenig überraschend skeptisch gegenüber steht – betont, dass Coca Cola bereits seit 20 Jahren reformuliert. Außerdem sehe sie bisher keinen messbaren Effekt auf die Gesundheit der Bevölkerung durch Zucker- und Fettsteuern.
Der Getränkeriese mache ohnehin schon freiwillig vieles, um den Konsum zu beeinflussen, etwa bei der Produktpalette.
So kommen keine Getränke mit zugesetztem Zucker neu auf auf den Markt. Zudem gebe es eine freiwillige Lebensmittel-Ampel und Coca Cola verzichtet in Schulen (neuerdings auch in der Oberstufe) auf Getränke mit zugesetztem Zucker im Automaten. Schon länger gebe es ein selbst auferlegtes Verbot, Coca Cola bei Unter-12-Jährigen zu bewerben, sagt Riegler.
Dass gewisse Maßnahmen erst auf Druck der Öffentlichkeit umgesetzt wurden, gibt sie zu. Oft werde die Softdrink-Industrie allerdings auch zum Sündenbock für gesundheitliche Probleme gemacht. Auf die Frage, warum Foodwatch Coca Cola in die Auslage stellt, hat sie eine einfache Antwort: „Um die maximale Aufmerksamkeit zu bekommen, muss man eben den Klassenbesten, die bekannteste Marke angreifen.“
Eine Lösung werde man durch Polemik allerdings nicht finden: „Wir müssen und schon alle anstrengen. Der Anbieter genauso wie der Konsument genauso wie die Politik.“So müsse man etwa Maßnahmen in der Bildung setzen. Natürlich sei es die „einfachere Herangehensweise, einem einzelnen Vertreter zu sagen, er muss sein Verhalten ändern“. So produziere man aber „nur Schlagzeilen, keine Lösungen“.