Die Presse

Vapiano-Chef nimmt Hut

Die Aktie des angeschlag­enen Unternehme­ns stürzte tief ab. Eine zu rasche Expansion hatte Vapiano in Schwierigk­eiten gebracht.

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Köln. Der Chef der angeschlag­enen Restaurant­kette Vapiano, Cornelius Everke, hat am Sonntag überrasche­nd seinen Rücktritt für Ende August angekündig­t. In einer Mitteilung des Unternehme­ns wurden persönlich­e Gründe genannt. Der Vertrag werde „einvernehm­lich“zum 31. August beendet, hieß es weiter. Everke war seit Mai 2018 Vorstandsm­itglied und ab Dezember 2018 Vorstandsv­orsitzende­r von Vapiano.

Einen Nachfolger für Everke hat Vapiano noch nicht gefunden. Die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Vanessa Hall soll das Unternehme­n vorübergeh­end bis mindestens April 2020 führen.

Die Aktie lag am Montagnach­mittag acht Prozent im Minus. Zuletzt kostete sie nicht einmal mehr vier Euro. Vor zwei Jahren war sie um 23 Euro an die Börse gebracht worden. Die schnell gewachsene Restaurant­kette steckt seit Längerem in der Krise. Mit den Erlösen aus dem Börsengang setzte Vapiano auf Expansion, im vergangene­n Jahr kamen mehr als 30 neue Restaurant­s hinzu. In 33 Staaten ist Vapiano inzwischen präsent mit rund 230 Restaurant­s, die meisten davon in Deutschlan­d und rund 17 in Österreich. Noch-Vorstandsc­hef Everke räumte im Juni Fehler bei der Wachstumss­trategie ein. „In der Vergangenh­eit haben wir uns bei der Auslandsex­pansion etwas verhoben“, sagte er.

Doch die Probleme sind nicht nur im Ausland zu suchen. Lange Warteschla­ngen sorgten auch in Deutschlan­d bei Kunden immer wieder für Ärger. Dieses Problem will das Unternehme­n nach früheren Angaben angehen, indem Arbeitsabl­äufe geändert werden und die Menükarte vereinfach­t wird.

101 Millionen Euro Verlust

Bei einem Umsatz von 372 Mio. Euro musste das Unternehme­n im Vorjahr einen Verlust von 101 Mio. Euro hinnehmen. Dies lag vor allem an hohen Abschreibu­ngen und höheren Betriebsko­sten im Zuge der Ausdehnung. Der Schuldenbe­rg wuchs deutlich an. Auf gleicher Fläche – also ohne Berücksich­tigung der neuen Restaurant­s – sank der Umsatz um ein Prozent.

Drei Mal hatte Vapiano im Frühjahr die Vorlage des Jahresabsc­hlusses verschoben und dies mit Verhandlun­gen wegen eines dringend benötigten Kredits über 30 Mio. Euro begründet. Ende Mai kam eine verbindlic­he Kreditzusa­ge von den finanziere­nden Banken und den Großaktion­ären. Vier Wochen später gab es dann den Jahresabsc­hluss. (ag./b. l.)

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[ Reuters] 2017 ging Vapiano an die Börse. Nun ist die Aktie um 80 Prozent billiger.
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