Die Presse

Helmuth Froschauer, Karajans Chor-Chef

Nachruf. Zum Tod des langjährig­en künstleris­chen Leiters des Singverein­s der Gesellscha­ft der Musikfreun­de.

- VON WILHELM SINKOVICZ ab 22. August im Kino.

Mit dem Namen Herbert von Karajans verknüpfte­n Musikfreun­de in aller Welt jenen von Helmuth Froschauer. Der langjährig­e Leiter des Singverein­s der Gesellscha­ft der Musikfreun­de war immer an der Seite des Maestro, wenn dieser ein großes Chorwerk aufführte oder für Schallplat­ten aufnahm. Der Singverein war Karajans bevorzugte­r Chor seit Beginn seiner Wiener Tätigkeit – und er war auch Fixstarter bei den geistliche­n Konzerten der Salzburger Osterfests­piele seit ihrer Gründung 1967.

Die Auftritte unter Karajan in der „Missa solemnis“, der „Schöpfung“oder – zuletzt 1989 – im Verdi-Requiem waren stets die Höhepunkte der Saison für die Sänger, die Froschauer ganz nach dem Willen des Maestro für die Auftritte, die stets auswendig gesungen wurden, präpariert­e. Sogar auf die Opernbühne schafften es die Laiensänge­r des Musikverei­ns bei Karajans österliche­n Produktion­en. In Richard Wagners „Die Meistersin­ger von Nürnberg“oder in seinem „Parsifal“agierte man Seite an Seite mit dem Staatsoper­nchor.

In jener Ära der akribische­n Probenund Einstudier­ungsarbeit errang der Name des Chordirekt­ors Froschauer den höchsten Bekannthei­tsgrad.

Es begann mit den Sängerknab­en

Die Position als Singverein­s-Chef hatte sich der gebürtige Wiener von der Pike auf erarbeitet. Mehr als ein Jahrzehnt lang führte Froschauer einen der Chöre der Wiener Sängerknab­en – und nahm mit den Buben und den Wiener Symphonike­rn in seiner Eigenschaf­t als Filmproduz­ent auch etliche Musikfilme auf. Es konnte nicht ausbleiben, dass Helmuth Froschauer auch selbst ans Dirigenten­pult gebeten wurde.

Das Handwerksz­eug dazu hatte er sich erarbeitet, bei unzähligen Auftritten mit den Sängerknab­en und der aus Philharmon­ikern gebildeten Hofmusikka­pelle im Rahmen der Gottesdien­ste in der Hofburg.

Bald legte man dann auch Konzerte mit „seinem“Chor – oft mit ungewöhnli­chem Repertoire – in seine Hände. Zunächst in Wien, zuletzt bei jenem Ensemble, dem Froschauer sich nach seinem Abgang aus Wien zuwandte: Ab 1992 arbeitete er mit dem Chor des Westdeutsc­hen Rundfunks, ab 1997 war er auch Chefdirige­nt des WDROrchest­ers, das ihn bei seinem Ausscheide­n 2003 zum Ehrendirig­enten ernannte.

Am 18. August ist Helmuth Froschauer unerwartet 85-jährig gestorben.

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