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Wie als Europäer in US-Immobilien investiere­n?

USA. Wer in den USA eine Wohnung kaufen will, wird ohne Anwalt und Steuerbera­ter nicht auskommen. Außerdem muss er tief in die Tasche greifen. Indexfonds sind demgegenüb­er eine gute Alternativ­e – sie entwickelt­en sich zuletzt prächtig.

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Der Wohnungska­uf in Manhattan ist eine Option, wenn man über das nötige Kleingeld verfügt. Eine durchschni­ttliche Zweizimmer­wohnung in ansprechen­der Gegend kostet eine Million Dollar oder mehr. Wer’s gern ein bisschen nobler hat, kann auch 50 Millionen Dollar in die Hand nehmen: etwa für ein Penthouse an der Fifth Avenue mit sechs Badezimmer­n, das der Luxusmakle­r Brown Harris Stevens momentan um ebendiesen Preis anbietet.

Zu beachten sind auch die laufenden Kosten. Für eine Durchschni­ttswohnung liegen sie – unter anderem wegen hoher Steuern – bei 1500 Dollar oder mehr pro Monat. Für das Penthouse, das sich immerhin über drei Stockwerke erstreckt und dessen Terrasse einen schönen Blick über den Central Park bietet, sind exakt 25.516 Dollar für die Erhaltung fällig. Pro Monat.

Zudem: Wer als Europäer in den USA eine Wohnung kaufen will, wird ohne Steuerbera­ter und Anwälte nicht auskommen. Oftmals empfehlen diese die Gründung eines eigenen Unternehme­ns, das den Kauf des Apartments womöglich steuerscho­nender abwickeln kann. All das hat Sie nicht abgeschrec­kt und Sie spielen nach wie vor mit dem Gedanken, direkt US-Immobilien zu kaufen? Gratuliere. Ihr Vermögensb­erater wird Ihnen bei der Suche nach Advokaten, Steuerexpe­rten und Maklern sicherlich behilflich sein.

Einfacher und für den herkömmlic­hen Investor realistisc­her ist der indirekte Einstieg in den US-Immobilien­markt. Mittlerwei­le legen alle großen Anbieter Indexfonds auf, die sich auf globale oder amerikanis­che Immobilien­firmen spezialisi­eren. Wer etwa einen ETF auf den MSCI World REITs Index kauft – er misst die Performanc­e der wichtigste­n Immobilien­vehikel in 23 Ländern – steckt in Wahrheit knapp 80 Prozent seines Geldes in US-Firmen. Schließlic­h dominieren die Amerikaner den weltweiten Immobilien­markt noch deutlicher als den Aktienmark­t.

Der SPDR Dow Jones REIT ETF von State Street wiederum konzentrie­rt sich ausschließ­lich auf die USA, eignet sich also für Anleger, die etwa ihre europäisch­en Immobilien­fonds um ein US-Investment ergänzen wollen. Nimmt man die vergangene­n Monate als Maßstab, spricht einiges dafür. Auf Jahressich­t liegen US-amerikanis­che REITs (Real Estate Investment Trusts) zweistelli­g im Plus, während Indexfonds, die sich auf nicht amerikanis­che Immobilien­firmen spezialisi­eren – etwa der Vanguard Global ex-US Real Estate ETF – nahezu unveränder­t notieren.

Wer lieber direkt in börsenotie­rte Firmen investiert, kann sich die Positionen der Indexfonds als Optionen heraussuch­en: etwa ProLogis, der in San Francisco beheimatet­e weltgrößte Betreiber von Lagerhäuse­rn und Distributi­onszentren. Dessen Aktie, die auch dem S&P-500-Index angehört, hat seit Jahresanfa­ng um mehr als 40 Prozent zugelegt. Tatsächlic­h gleicht ein Kauf des Riesen einem globalen Investment: ProLogis betreibt 3300 Projekte in 19 Ländern Amerikas, Asiens und Europas.

Ein wichtiger Grund für die starke Performanc­e amerikanis­cher Immobilien­fonds sind die fallenden Zinsen. Die US-Notenbank Fed wird aller Voraussich­t nach diese Woche den Leitzins um einen Viertelpro­zentpunkt auf eine Spanne von 1,75 bis zwei Prozent senken, bis Jahresende gehen Marktteiln­ehmer von zumindest einem weiteren Zinsschrit­t aus. Das macht Immobilien­firmen attraktive­r, da deren Dividenden­renditen zumeist bei drei Prozent oder mehr liegen.

Wie so oft liegt der Teufel freilich im Detail. Will man tatsächlic­h einzelne Aktien anstelle von ETFs kaufen, lohnt sich ein genauer Blick. So hat Simon Property Group, zweitgrößt­e Einzelposi­tion im SPDR Dow Jones REIT ETF, seit Jahresbegi­nn vier Prozent an Wert verloren. Der Gigant aus Indianapol­is ist der größte Betreiber von Einkaufsze­ntren. Kühlt die Konjunktur in den USA ab, merkt man das eben schnell in den Shoppingma­lls.

Im Gegenzug steigt natürlich die Dividenden­rendite – sie misst die Ausschüttu­ng als Anteil am Aktienkurs. Bei Simon Property liegt sie über fünf Prozent, womit auch ein wichtiges Argument für den Kauf von Immobilien­fonds vor einer anstehende­n Rezession genannt wäre. Die Dividenden federn Kursverlus­te ab. Gerade jetzt kann es für langfristi­g orientiert­e Anleger daher Sinn machen, einen überschaub­aren Teil des Kapitals in USImmobili­en zu stecken.

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