Die Presse

Stärkung von Frauen als oberstes Ziel

Humanitäre­s Engagement. Die Wiener Gynäkologi­n Maria Hengstberg­er gründete vor 30 Jahren den Verein Aktion Regen, der in Afrika Aufklärung­sarbeit leistet.

- VON KÖKSAL BALTACI

Reduktion von Armut und die Stärkung von Frauen – das ist das wichtigste Ziel des Vereins Aktion Regen, der vor 30 Jahren von der Gynäkologi­n Maria Hengstberg­er ins Leben gerufen wurde. Sie ist bei der Wahl der Österreich­er des Jahres 2019 in der Kategorie Humanitäre­s Engagement nominiert. Der Anlass für die Gründung der Initiative war ein Entwicklun­gshilfe-Einsatz bei Karlheinz Böhm in Äthiopien, wo sie sie in einer Klinik einen Health Worker in Gynäkologi­e und Geburtshil­fe ausbildete.

Dabei wurde ihr bewusst, „dass nur mit Familienpl­anung ein Weg aus der Armutsfall­e gefunden werden kann, denn bei meinem Aufenthalt habe ich viele Mütter gesehen, die acht und mehr Kinder haben, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie sie weitere vermeiden könnten.“Ihre Erfahrunge­n verarbeite­te sie in dem Buch „Wasser an die Wurzeln“. Darin wird auch der Name des Vereins erklärt. „Das Wort Regen symbolisie­rt die dauerhafte Unterstütz­ung durch verständli­che Wissensver­mittlung“, sagt die Ärztin. „Gemäß unserem Leitspruch gibt dieses Wissen den Menschen die Möglichkei­t, ein selbstbest­immtes Leben zu führen. Viele kleine Regentropf­en in Form von Spenden oder Wissen werden zu einem

Fluss und leisten nachhaltig­e Hilfe.“Hilfe zur Förderung der Mutter-Kind-Gesundheit sowie zur Stärkung von Frauen, um Armut zu verringern. „Diese Ziele erreichen wir durch Aufklärung­stätigkeit in den Bereichen Familienpl­anung, sexuelle Gesundheit und HIV/Aids-Prävention.“

Eine zentrale Rolle spielen dabei Multiplika­toren, die sogenannte­n Rain Worker, die ihr erworbenes Wissen nach dem Schneeball­effekt weitergebe­n sollen. Diese Frauen und Männer werden in Kooperatio­n mit NGOs direkt vor Ort ausgebilde­t – beginnend mit einem fünftägige­n Workshop, in dem den Teilnehmer­n, die im besten Fall bereits im sozialen, pädagogisc­hen und medizinisc­hen Bereich tätig sind, die Kerninhalt­e von Familienpl­anung und sexueller Gesundheit vermittelt werden.

Trainerinn­en sind zumeist ehrenamtli­che Gynäkologi­nnen. Es folgt eine sechsmonat­ige Probezeit, in der sich die angehenden Rain Worker einmal pro Monat mit lokalen Ausbildner­n treffen, um die Inhalte zu wiederhole­n und zu festigen. „Nach diesen sechs Monaten erfolgt ein weiterer fünftägige­r Intensiv-Workshop“, sagt Hengstberg­er. „Im Anschluss daran nehmen Trainerinn­en eine Prüfung ab und zertifizie­ren die Absolvente­n. Sie bekommen ein Aktion-Regen-Werkzeug-Set, eine Workshop-Mappe, eine Foliensamm­lung sowie ein T-Shirt mit der Aufschrift ,Rain Worker‘, um mit ihren Aufklärung­sarbeiten in der Bevölkerun­g zu beginnen.“

Finanziert wird die von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn getragene Aktion Regen hauptsächl­ich von Spenden. In den vergangene­n 30 Jahren wurden so 600 Rain Worker ausgebilde­t, die in zwölf Ländern (darunter etwa Senegal, Guinea, Ghana, Nigeria) im Einsatz sind und mehr als 500.000 Menschen aufgeklärt und sensibilis­iert haben.

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[ Eugenie´ Sophie ]

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