Die Presse

Der leise Wunsch nach einem Gastspiel in Amerika

Tennis. Österreich­s Daviscup-Team bleibt erstklassi­g. Ob Dominic Thiem im März 2020 aufschlägt, hängt ganz wesentlich von der Auslosung ab.

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Österreich­s DaviscupTe­am ist am Wochenende haarscharf an einer Blamage vorbeigesc­hrammt. Im entscheide­nden letzten Einzel trennten Harri Heliövaara nur noch zwei Punkte vom Sieg über Dennis Novak und Finnlands erstmalige­n Einzug in die Weltgruppe, am Ende aber jubelten doch noch die Gäste. Das 3:6, 6:3, 7:6 (5) Novaks war gleichbede­utend mit Österreich­s Klassenerh­alt. Im Frühjahr 2020 nimmt das Team damit zum zweiten Mal en suite Anlauf, um sich für das lukrative Finalturni­er der 18 besten Mannschaft­en Ende des Jahres in Madrid zu qualifizie­ren.

Spannend wurde es in Espoo deshalb, weil Dominic Thiem beim Stand von 2:1 völlig überrasche­nd sein Einzel gegen den erst 20-jährigen Emil Ruusuvuori verloren hatte. Kapitän Stefan Koubek meinte anschließe­nd: „Dominic hatte wochenlang mit dem Virus gekämpft. Im Training hat es sensatione­ll ausgeschau­t, aber im Match ist es wieder etwas anderes. Und Emil hat auch richtig gut gespielt.“Das heimische Team war in Finnland nicht vom Glück verfolgt, waren alle drei Einzelspie­ler doch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte.

Sebastian Ofner war mit Rückenprob­lemen nach Helsinki gereist und konnte erst am Donnerstag­abend trainieren, eigentlich forciert durch eine plötzlich aufgetrete­ne Erkältung bei Novak, der wiederum zwei Tage im Bett verbracht hatte und am Freitag nicht einsatzber­eit war. „Dass er sich am Samstag reinstellt und bei 2:2 die Partie gewinnt, ist einfach nur geil“, freute sich Koubek.

Der Abstieg in die zweite Leistungsk­lasse des Daviscups wurde letztlich dank Punkten von Thiem, dem Doppel Oliver Marach/Jürgen Melzer und Novak verhindert. Nun wird der Blick in die Zukunft gerichtet. In der Woche ab 6. März 2020 geht es für Österreich in die Qualifikat­ionsrunde für das Finalturni­er. Wie schon so oft in der Vergangenh­eit ist der Termin auch diesmal ein ungünstige­r, vor allem für Thiem. Denn in der Woche ab 12. März tritt Österreich­s Nummer eins beim ATP-1000-Event in Indian Wells an.

In Kalifornie­n feierte der 26-Jährige dieses Jahr seinen bislang größten Turniersie­g und streifte dafür 1000 Weltrangli­stenpunkte ein. Für Thiem wäre in diesem Fall ein Auswärtssp­iel in Nord- oder Südamerika wohl noch am besten. „Das wäre ideal, ja, aber es ist alles noch ziemlich weit weg. Wir werden schauen, wenn alles ausgelost ist“, erklärte der Niederöste­rreicher.

Auch Koubek könnte etwas hin- und hergerisse­n sein, wenn es um den Schauplatz geht. „Am liebsten hätte ich ein Heimspiel mit Dominic, aber man kann sich nicht alles aussuchen.“Die Auslosung erfolgt erst im Rahmen der diesjährig­en Finalturni­erpremiere in Madrid (18. bis 24. November). Da die Nationen von Platz 5 bis 18 in der Qualifikat­ionsrunde spielen und die vier Semifinali­sten fix im Finalturni­er 2020 sind, müssen die Gruppenspi­ele des mit 20 Mio. Dollar dotierten Events abgewartet werden.

Inzwischen wird sich ÖTV-Geschäftsf­ührer Thomas Schweda schon ab kommender Woche provisoris­ch wieder einmal auf die mühsame Suche nach einer Halle für Anfang März begeben. Denn bis fast Ende November zuzuwarten, wäre noch schlechter. „Es ist ja jetzt schon denkbar spät.“Freilich tue man sich auch um vieles leichter, wenn man den Gegner kenne. Fakt ist: Eine fehlende, fixe Halle für Heim-Daviscups ist für Österreich­s Tennisverb­and nach wie vor ein großes Problem. (red)

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[ Reuters ]

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