Die Presse

Beobachter erwarten niedrigere US-Zinsen

Luftfahrt. Das über die Boeing 737 Max verhängte weltweite Startverbo­t wird für den US-Konzern immer mehr zum Debakel. Der Schaden beläuft sich auf viele Milliarden.

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Die US-Notenbank Fed will Analysten zufolge mit einer weiteren Zinssenkun­g einen drohenden Wirtschaft­seinbruch verhindern. Sie erwarten mehrheitli­ch, dass die US-Währungshü­ter am Mittwoch eine erneute Senkung des Leitzinses bekannt geben werden. Bei ihrer letzten Sitzung im Juli hatte die Fed bereits die Zinsen reduziert – zum ersten Mal seit der globalen Finanzkris­e.

Die beiden Abstürze des bestverkau­ften Boeing-Modells 737 Max haben den US-Flugzeugba­uer vom Weltmarktf­ührer zum Krisenfall gemacht. Ein halbes Jahr ist es her, dass über die Flugzeuge vom Typ 737 Max ein weltweites Startverbo­t verhängt worden ist. Und nach wie vor herrscht Ungewisshe­it darüber, wann die 737 Max wieder abheben darf. Dabei braucht der Luftfahrtg­igant Planungssi­cherheit wie einen Bissen Brot. Denn, je länger sich die Wiederzula­ssung hinzieht, desto teurer wird die Causa – nicht nur für Boeing, sondern für die ganze Branche.

Die Folgen des Debakels sind vor dem Boeing-Werk in Renton nahe der US-Westküsten­metropole Seattle nicht mehr zu übersehen. Selbst auf dem Mitarbeite­rparkplatz stehen nagelneue 737-Max-Jets, die nicht an Kunden ausgeliefe­rt werden können. Boeing hat die 737-Produktion im Zuge der Flugverbot­e zwar um 20 Prozent gedrosselt, trotzdem werden in der Hoffnung auf eine rasche Wiederzula­ssung weiter rund 42 Maschinen pro Monat gefertigt. Die müssen nun in Renton und andernorts zwischenge­lagert werden. Laut US-Medien braucht das Unternehme­n vorübergeh­end Hunderte von zusätzlich­en Mitarbeite­rn, die sich um Zwischenla­gerung und Instandhal­tung der Flugzeuge kümmern.

Zahlreiche Klagen in den USA

Ein Boeing-Sprecher wollte sich dazu nicht konkret äußern. Doch auf der Jobwebseit­e des Konzerns befinden sich etliche entspreche­nde Angebote. Dabei sind die bisherigen Kosten für Boeing ohnehin schon immens. Allein im zweiten Quartal brockte das 737-Max-Debakel dem Airbus-Rivalen einen Rekordverl­ust von 2,9 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz fiel um 35 Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar. Boeings gesamte Schadensbi­lanz seit den im März verhängten Flugverbot­en belief sich laut dem Finanzdien­st Bloomberg bereits Ende Juni auf 8,3 Mrd. Dollar (7,4 Mrd. Euro). Entlastung gab es seitdem nicht, im Gegenteil: Es kamen weitere Klagen, Konflikte und Probleme hinzu, die eine Wiederzula­ssung der 737 Max eher noch weiter verzögern dürften.

Als entscheide­nde Ursache der Flugzeugab­stürze in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober und März insgesamt 346 Menschen gestorben sind, gilt eine fehlerhaft­e Steuerungs­software von Boeing. Der Hersteller steht im Verdacht, die 737 Max unter Konkurrenz­druck durch den europäisch­en Erzrivalen Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachläs­sigt zu haben. Boeing bestreitet das, hat aber Pannen und Fehler eingeräumt. In den USA gibt es zahlreiche Klagen und Ermittlung­en. (APA/awp/sda/dpa)

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