Salzburg schrieb gegen Genk das nächste Kapitel seiner Erfolgsstory – Fortsetzung folgt.
Analyse.
Salzburg. 14 lange Jahre hat es gedauert, bis Red Bull Salzburg am Dienstagabend sein ultimatives Ziel endlich erreicht hatte. Die Vision Champions League war seit dem Einstieg des Getränkeherstellers 2005 stets Triebfeder dieses Vereins, weil ein Weltkonzern wie Red Bull nicht minimalistisch denkt, sondern mit aller Vehemenz auf die große Bühne drängt.
Erreicht hat man diese, weil die Verantwortlichen in Wals-Siezenheim aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen haben. Teure Altstars, die auf der Zielgeraden ihrer Karriere noch ein paar RedBull-Millionen verdienen können, findet man in Salzburg schon lang nicht mehr. Es war ein radikales Umdenken, das der damalige Sportdirektor Ralf Rangnick im Sommer 2012 vorangetrieben hat. Der Deutsche änderte das Unternehmensleitbild. Junge Talente, vorrangig aus Europa, Afrika und Asien, wurden fortan forciert, dafür musste das gesamte Scouting neu ausgerichtet werden.
Viel Geld gibt es für Salzburgs Spieler auch heute noch zu verdienen, bloß ist es aus Vereinssicht ein längst sinnvolles Investment in die eigene Zukunft. Die Einnahmen/Ausgaben-Rechnung hat sich zum Positiven gewandelt, allein in der abgelaufenen Saison erzielte der heimische Branchenprimus einen Transferüberschuss von über 50 Millionen Euro.
Das Projekt Red Bull Salzburg ist mittlerweile zu einem Selbstläufer geworden. Toptalente wie der Norweger Erling Haland˚ (19) oder der Ungar Dominik Szoboszlai (18) trainieren hier unter hoch professionellen Bedingungen und – was noch viel wichtiger ist – sie bekommen eine Bühne. Haland,˚ der spätestens nach seiner Gala gegen Genk das Interesse zahlreicher Großklubs geweckt haben dürfte, hat sich nicht nach Salzburg verirrt. Der Stürmer wusste bei seiner Vertragsunterschrift um die außergewöhnlichen Entwicklungsmöglichkeiten, die für einen jungen Spieler in Salzburg besser sind als bei Bayern München oder Manchester City.
Und, dieser Umstand ist ganz entscheidend: Wer in Salzburg performt, wer Angebote aus den Topligen in Spanien, England oder Deutschland bekommt, dem werden keine Steine in den Weg gelegt. Der Klub ist nicht auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, an Leistungsträgern der Vergangenheit festzuhalten, weil Leistungsträger der Zukunft zur gleichen Zeit schon wieder bereitstehen und auf ihre Chance warten. Nur so ist es zu erklären, dass Ha-˚ land den nach Sevilla abgewanderten Torgaranten Munas Dabbur vergessen macht oder Antoine Bernede die Rolle des Wolfsburgers Xaver Schlager scheinbar mühelos ausfüllt.
Solang Salzburg nicht vom eingeschlagenen Weg abkommt – und darauf deutet momentan nichts hin –, wenn weiterhin die richtigen Kräfte an den Hebeln der Macht sitzen, wird Österreichs Abomeister auch international erfolgreich sein. Das 6:2 gegen Genk war eine eindrucksvolle Machtdemonstration, eine Leistungsschau, wie man sie in Salzburg schon öfters gesehen hat, nur diesmal eben in der Champions League.
Gegen den belgischen Meister zog das Team von Jesse Marsch seinen Matchplan gnadenlos durch, suchte auch noch in der 90. Minute, als das Spiel längst entschieden war, den Weg nach vorne. In Salzburg wird die alte Mär, dass ein Spieler für den anderen läuft, zur Realität. „Ich finde unsere Art und Weise, Fußball zu spielen, ansteckend. Wenn du dieses Gefühl in der Mannschaft hast, wollen immer alle noch mehr“, sagte Marsch.
Salzburg wird sich auch in zwei Wochen, an der Anfield Road in Liverpool, selbstbewusst präsentieren, auf Sieg spielen. Österreichs Champion reist nach dem 0:2 der Engländer in Neapel zwar als Tabellenführer der Gruppe E an, an der Ausgangslage ändert dies aber bei aller Begeisterung gar nichts, so Marsch: „Genk ist eine gute Mannschaft, aber Liverpool ist nochmal ein komplett anderes Niveau.“