Die Presse

Türkei: Sechs Jahre Haft für Vorarlberg­er kurdischer Herkunft

Der 50-Jährige wird seit einem TürkeiBesu­ch Anfang Sommer festgehalt­en. Man wirft ihm Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g vor.

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Weil seinem in der Türkei lebenden 78-jährigen Vater eine Operation bevorstand, fuhr sein Sohn (50), der in Bregenz lebt und österreich­ischer Bürger ist, im Juni in die zentraltür­kische Stadt Kayseri, um ihm beizustehe­n. Es wurde eine folgenschw­ere Reise: Der Mann, der ethnisch wie sein Vater Kurde ist, wurde vor der Rückreise nach Österreich verhaftet. Man setzte ihn zwar wieder auf freien Fuß, doch durfte er nicht ausreisen, wurde wegen Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g angeklagt und vor einer Woche laut einem Bericht der „Vorarlberg­er Nachrichte­n“(„VN“) zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Im Außenminis­terium in Wien wird das bestätigt. Man habe zu dem Mann, der in Vorarlberg vier Kinder hat, seit Monaten Kontakt und betreue ihn konsularis­ch, sagt Außenamtss­precher Peter Guschelbau­er, dürfe aber sonst keine Angaben machen.

Der Mann legte Berufung gegen das Urteil ein. Bekannt ist, dass er sich in einem Kurdenvere­in in Bregenz engagierte und an Türkei-kritischen Demos teilnahm. Laut „VN“hätten ihm türkische Polizisten nach der Verhaftung Fotos solcher Vereinsakt­ivitäten mit seiner Teilnahme gezeigt. Es sei also klar, dass es auch in Vorarlberg regierungs­treue türkische Spitzel gebe, die Landsleute sowie Österreich­er türkisch/kurdischer Herkunft beobachten. Laut Guschelbau­er sitze aktuell eine unbekannte, doch eher kleine Zahl solcher Personen in der Türkei fest. (wg/ag.)

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