Die Presse

Ryanair-Piloten verlieren Jobs, ihr Chef O’Leary erhält Bonus

Luftfahrt. Die Billig-Airline spürt das Flugverbot und die deutlich verzögerte Auslieferu­ng der neuen Boeing 737 MAX.

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Die größte Billig-Airline Europas, Ryanair, streicht 500 bis 700 der insgesamt 17.000 Stellen. Im Juli war noch von 900 Arbeitsplä­tzen die Rede. Man habe rund 500 Piloten zuviel an Bord, sagte Vorstandsc­hef Michael O’Leary am Donnerstag auf der Hauptversa­mmlung. Die Mitarbeite­r sollen entweder für zwölf Monate ohne Bezahlung freigestel­lt oder gekündigt werden. Zudem würden 600 zusätzlich vorgesehen­e Stellen nicht benötigt.

Abgesehen vom scharfen Wettbewerb reagiert Ryanair auf den bevorstehe­nden Brexit und vor allem auf das Flugverbot der Boeing 737 MAX. O’Leary ist pessimisti­sch: Die Auslieferu­ng der bestellten Maschinen könnte sich um weitere Monate bis ins Jahr 2020 verzögern, sagte er. Er rechnet nicht damit, vor Ende Februar den ersten Jet in Dienst stellen zu können. Die üblichen Anzahlunge­n an Boeing habe die Fluglinie bereits gestoppt und verhandle mit dem Hersteller über eine finanziell­e Entschädig­ung.

Wenn sich die Auslieferu­ng noch weiter verzögere, müsse Ryanair den geplanten Ausbau seines Flugangebo­ts möglicherw­eise noch stärker verringern als bisher, sagte O’Leary. Die Billigflug­gesellscha­ft hat Verträge über bis zu 210 Maschinen des Typs abgeschlos­sen.

Ungeachtet des Sparkurses winkt O’Leary selbst viel Geld: Das Aktionärst­reffen stimmte mit hauchdünne­r Mehrheit von 50,5 Prozent für ein Bonusprogr­amm, durch das der Ryanair-Chef über fünf Jahre rund 100 Mio. Euro zusätzlich kassieren könnte. Voraussetz­ung ist, dass er die Margen oder den Aktienkurs verdoppelt. In den vergangene­n zwei Jahren schrumpfte der Kurs allerdings um die Hälfte.

O’Leary, der seit 25 Jahren an der Spitze der Airline steht, hat im Februar erklärt, für weitere fünf Jahre zur Verfügung zu stehen. Seit 1. September hat Ryanair eine neue Konzernstr­uktur. O’Leary ist Chef der Ryanair-Gruppe. Die Fluglinie Ryanair DAC führt Eddie Wilson, der zuvor Personalch­ef war. Zur Gruppe gehören Buzz aus Polen, Lauda aus Österreich und Malta Air.

Während sich Ryanair vor Kurzem mit der deutschen Pilotenver­einigung Cockpit erstmals auf einen Tarifvertr­ag einigte, schwelen in Großbritan­nien, Spanien und Portugal die Arbeitskon­flikte weiter. Streiks sind damit auch noch nicht vom Tisch. Die britischen Piloten wollten ab Mitte dieser Woche erneut die Arbeit niederlege­n. Ihre Gewerkscha­ft Balpa (British Airline Pilots Associatio­n) erklärte am Donnerstag, Ryanair habe bei einer Beteiligun­g am Streik den Wegfall von Zusatzleis­tungen angedroht. Balpa wolle sich um einen neuen Verhandlun­gstermin am Freitag oder Montag bemühen. (eid/Reuters)

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