Huaweis Charmeoffensive in Europa
Handelskonflikt. Der erste Shop in Europa, in Wiens Kärntner Straße, ist in Arbeit. Nun bestätigt Huawei ein Forschungszentrum in Österreich. Investitionen statt Resignation unter dem US-Bann.
Das Lied „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, der deutschen Gruppe Wir sind Helden scheint Huaweis aktuelles Credo zu sein. Der US-Bann werde Huawei sicherlich nicht in die Knie zwingen. So lautet die Kernaussage des Huawei-Chefs für 5G, Chaobin Yang und seinem Kollegen Austin Zhang, die anlässlich des Darwin’s Circle in Wien sind. Dass US-Unternehmen jegliche Zusammenarbeit mit dem chinesischen Netzwerkausrüster untersagt ist, soll – nach außen – als Vorteil verkauft werden: „Wir sind nicht abhängig von den USA. Schon vor zehn Jahren haben wir begonnen, autark zu werden“, betont Zhang gegenüber der „Presse“.
Stand heute beinhaltet die 5G-Infrastruktur keine US-Komponenten. Eine Zusammenarbeit mit den Amerikanern in der Zukunft schließe man nicht aus. In der Zwischenzeit gilt Europa und insbesondere Österreich die gesamte Aufmerksamkeit. Von den bereits weltweit 50 unterzeichneten 5G-Verträgen wurden 28 in Europa abgeschlossen. Mehr als 200.000 5G-Basisstationen seien bereits ausgeliefert worden. Mit mehr als 2570 5G-Basispatenten halten die Chinesen bei einem Marktanteil von 20 Prozent. Damit ist der in die Kritik geratene Ausrüster die Nummer eins unter den weltweiten Anbietern. Für eine bessere Zusammenarbeit mit den Regierungen und „um eine Basis für Vertrauen zu schaffen“, gebe es in Großbritannien, Belgien und Frankreich bereits Cybersecurity-Transparenzzentren. Auch ein Rahmenkatalog für Ausrüster in Europa existiere bereits, betonte Zhang. Im Oktober werde die EU Anforderungen veröffentlichen, bei denen auch Österreich federführend mitgewirkt habe. Darin sind die Sicherheitsbestimmungen und -anforderungen definiert.
In Großbritannien habe das Zentrum dazu geführt, dass das britische National Cyber Security Centre (NCSC) die 5G-Technologie und Komponenten untersuchen konnte. Man kam anders als die USA zu dem Schluss, dass das von Huawei ausgehende Risiko „durchaus beherrschbar“sei. Dass ein Telekomzulieferer seine „Source Codes“einem fremden Geheimdienst zur Evaluation vorlegt, ist überhaupt ein Novum. „Einen Lieferanten explizit auszuschließen bedeutet im Umkehrschluss nicht, Sicherheitsprobleme zu lösen“, betont Chaobin Yang. Es sei nicht nachvollziehbar, wieso die USA diesen Fehler in Europa replizieren wollten. Anscheinend will man auch in Österreich erreichen, dass Regierung und Netzbetreiber zum selben Schluss kommen wie die Briten.
Der erste eigene Huawei-Store in Wien soll noch in diesem Jahr auf der Kärntner Straße eröffnen. Auch ein Forschungs-und-Entwicklungszentrum ist geplant, wie nun offiziell gegenüber der „Presse“bestätigt wurde. Man befinde sich aber noch im Anfangsstadium. Ort, Mitarbeiter und auch der genaue Zweck der Einrichtung fehlen noch, erklärt Zhang. Österreich sei deswegen so interessant, weil das Land auch eine Expertise in der Automobilbranche besitze, deutet er zudem an. Der seit Mai anhaltende Bann gegen Huawei bringt das Unternehmen aber immer mehr in Zugzwang. In Österreich will sich aktuell kein Betreiber öffentlich zu einer Zusammenarbeit mit Huawei bekennen. Mobilfunker „3“(Hutchison) hat sich schon bei 4G für den chinesischen Mitbewerber ZTE entschieden.
Die Telekom Austria schloss bereits im März einen millionenschweren Deal mit dem finnischen Ausrüster Nokia ab. Offen ist nach wie vor, ob Magenta weiterhin mit dem Lieferanten zusammenarbeiten wird. Huawei selbst bezeichnet sich als „Technologiepartner und Lieferant der drei großen Mobilfunkbetreiber“.
Die müssen aber voraussichtlich ohne das Mate 30 auskommen. Das am Donnerstag in München vorgestellte Smartphone wird außerhalb Chinas nicht verkauft werden, da die Google-Apps nicht installiert werden dürfen. Es ist die erste Auswirkung des US-Banns. Den aktuell nur europäische Kunden zu spüren bekommen.