Die Presse

Budget in Zeiten fokussiert­er Unintellig­enz

Wie vor jeder Wahl wurden gerade wieder die Geldschleu­sen geöffnet. Adieu, du schwarze Null.

- VON JOSEF URSCHITZ E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

E igentlich sollte man dem Parlament ja ein paar Wochen vor jeder Wahl einen wohlverdie­nten Urlaub gönnen. Denn was in solchen „Zeiten fokussiert­er Unintellig­enz“(© Michael Häupl), also jetzt, im Hohen Haus passiert, an dem werden Steuerzahl­er in der Regel noch jahrzehnte­lang kiefeln.

Auch wenn es sie vordergrün­dig freuen mag: Außertourl­iche Pensionser­höhung, abschlagsf­reie Pension mit 62 für Langfristv­ersicherte, Wiederaufn­ahme einer modifizier­ten „Aktion 20.000“, Sozialvers­icherungsb­onus, Steuererle­ichterunge­n und so weiter und so weiter, klingen aus Sicht der Betroffene­n ja nicht so schlecht.

Dass das alles keine Finanzieru­ngsbasis hat, weil die dahinter liegenden strukturel­len Probleme einfach ungelöst weitergesc­hoben werden, schlägt sich ja erst viel später nieder. Bei den Pensionen etwa, die alles andere als nachhaltig sind und eine kluge Reform des gesamten Systems benötigen würden. Und nein: Eine Absenkung des Pensionsal­ters für bestimmte Personengr­uppen ist nicht das, was dem System zum langfristi­gen Funktionie­ren fehlt.

Oder beim Steuersyst­em, das so etwas von 20. Jahrhunder­t und damit nicht mehr zeitgemäß ist: Das würde nicht herumschni­pseln an einzelnen Tarifen benötigen, sondern eine Gesamtrefo­rm mit neuer Schwerpunk­tsetzung. Vom größten Problem des Budgets, der löchrigen Ausgabense­ite, redet ohnehin niemand mehr. W as wir am Donnerstag erlebt haben, war so gesehen ein guter Tag für kurzfristi­gst denkende Goodies-Empfänger und ein rabenschwa­rzer für künftige Generation­en, die diese unverantwo­rtliche Wahlzucker­lverteilun­g finanziere­n werden müssen.

Der amtierende Finanzmini­ster, Eduard Müller, hat das Ganze mit 5,1 Milliarden Euro beziffert, davon 3,1 Milliarden „nicht geplante Zusatzausg­aben“, also de facto unbedeckt. Wir können der „schwarzen Null“im Budget wohl gleich wieder Adieu sagen.

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