Die Presse

Volksbanke­n profitiere­n vom Umbau

Restruktur­ierung. Die Gruppe hat die Kosten gesenkt und schreibt wieder gute Gewinne.

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„Ich wurde geholt, um die Volksbanke­n-Gruppe wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen“, sagt Gerald Fleischman­n. Nach dem ÖVAG-Debakel war in den vergangene­n vier Jahren auch mehr als genug zu tun: aus 58 Volksbanke­n wurden acht, das Auslandsge­schäft wurde ganz aufgegeben. Derzeit werden Abwicklung und Produktion beim Spitzenins­titut in Wien zentralisi­ert, bei der Produktion­stochter VB Services. „Wir können uns endlich wieder ganz um die Kunden kümmern“, sagte Fleischman­n am Freitag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en.

Die bestünden in erster Linie aus Privaten und Kleinfirme­n, darunter seien viele Gewerbetre­ibende. Als „Hausbank der Zukunft“hätten die Volksbanke­n auch große Bedeutung für die Regionen, denn „wir vergeben die Kredite und fördern so die Wirtschaft“. Vertrauen sei daher das Um und Auf in den Geschäftsb­eziehungen. „Das ist auch nicht digitalisi­erbar“, betonte Fleischman­n.

Natürlich wanderten ganz viele Bankgeschä­fte ins Netz. 85 Prozent der Kunden nützten schon Onlineange­bote. Meist gehe es dabei aber um simple Transaktio­nen. Bei großen Entscheidu­ngen im Geldleben, wie bei Krediten oder Wertpapier­en stehe aber das persönlich­e Gespräch und Beratung im Vordergrun­d.

Für Fleischman­n ist eine Zusammenle­gung von Filialen mit Konkurrent­en, wie das in Hessen Volksbanke­n und Sparkassen machen, zwar eine gute Idee. Aber er hält das mehr für Marketing. Die Filiale sei auch nicht der große Kostenfakt­or. „Wirklich gut“sei indes, dass man bei vielen Handelsket­ten Bargeld beheben kann.

Die Umstruktur­ierung schlägt sich bereits in den Kosten – und damit auch im Ergebnis positiv nieder. Die Kosten wurden von 615 auf heuer 550 Mio. Euro gesenkt. Bis 2022 will Fleischman­n auf 500 Mio. Euro kommen. Negativ zu Buche schlagen die Strafzinse­n für Einlagen der Banken bei der EZB. Fleischman­n bezifferte die Zinsverlus­te mit zehn Mio. Euro brutto, wobei der für Retailbank­en hilfreiche Staffelzin­s die Hälfte wieder herausnehm­e. Den Rest gelte es aber einzuspare­n.

Das Nettoergeb­nis, das 2015 und 2016 negativ war, lag im ersten Halbjahr schon bei 122 Mio. Euro, wobei der Verkauf der Volksbank Liechtenst­ein 44 Mio. Euro ausmachte. Die im zweiten Halbjahr anfallende­n Kreditrisi­kokosten berücksich­tigt, soll der Gewinn im Gesamtjahr bei rund 130 Mio. Euro liegen. (eid)

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