Verdi in Wien: Der dornige Weg der Debütanten
Die Staatsoper versucht sich auf heiklem Terrain und präsentiert just im „Trovatore“viele neue Namen.
Wenn Oper im Repertoirebetrieb überleben soll, muss auch die neue Sängergeneration ihre Chance bekommen. „Il Trovatore“ist freilich dafür ein so anspruchsvolles wie gefährliches Terrain. Denn wer (außer Staatsopern-Touristen) hat nicht die Besten der Besten im Ohr? So gleicht nun die „Troubadour“-Herbstserie einem Experimentierfeld mit unterschiedlichen Spannungsgraden.
Ensemblemitglied Monika Bohinec wusste mit ihrer ersten Staatsopern-Azucena die Gunst der Stunde am besten zu nutzen. Ihr schlanker Mezzo strömt bruchlos durch die Register, Phrasierung und Vortrag zeigen Struktur und Haltung. Sie bringt die Figur der unglückseligen „Zigeunerin“, die ihr Kind getötet hat und nun auf Rache sinnt, glaubhaft über die Rampe.
Ein Wiener Rollendebüt der anderen Art: Kurzfristig einspringend kam Paolo Rumetz im reifen Alter zum Conte Luna. Dass er über Nerven wie Stahlseile verfügt, ist seit der „Rigoletto“-Premiere bekannt. Jedes Institut kann stolz sein, im Ensemble ein solches Cover im Talon zu haben, der die Rolle bombenfest draufhat. Er fliegt auch nicht aus der Kurve, wenn die Sopranistin im Duett neben ihm einen Einsatz verpasst. Die von Anfangsnervosität geplagte amerikanische Debütantin Michelle Bradley bemühte sich – oft auf Zimmerlautstärke – um Präsenz als Leonora. Vieles blieb diffus, unsicher. Überraschenderweise aber gelang die zweite, schwierigere Arie. Routiniert und glanzlos arbeitete sich Yusif Eyvazov durch den Manrico. Sein timbreloser Tenor kommt ohne Farbqualitäten aus.
Auch am Pult ein Hausdebütant: Alberto Veronese zeigte wenig Geschick und Temperament im Umgang mit so hochkarätigen Kapazitäten wie Staatsopern-Orchester und -Chor. Es wackelte peinlich zwischen Bühne und Graben. In der auffallend unansehnlichen und anspruchslosen Inszenierung Daniele Abbados ergab sich so ein harmloser „Trovatore“– eigentlich ein schlimmes Attentat auf die Italianit`a des feurigen Verdi.