Wiener Kunstherbst mit Modern Masters
Acht Wiener Kunsthändler zeigen von 5. bis 12. Oktober die Höhepunkte ihres Programms, von Malerei über Kunstgewerbe bis Fotografie.
In London gibt es die Art Week, bei der sich Händler der traditionellen Kunstsegmente zusammentun, um mit Marketingaktionen und speziellen Führungen, Talks und Rahmenprogramm mehr Besucher in ihre Geschäfte zu locken. In Bamberg gibt es im Sommer die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen, und in München gab es die Munich Highlights, die inzwischen allerdings zur Messe wurden. Seit dem Vorjahr gibt es das unter dem Namen Modern Masters − Festival of Fine Art auch in Wien. Solche Initiativen für gemeinsame Vermarktungsaktivitäten sind wichtig geworden.
In Wien haben sich acht Kunsthändler zusammengetan. In gemeinsamen Gesprächen habe sich herausgestellt, dass es an der Zeit sei, den Wiener Kunstherbst um eine gemeinsame Veranstaltung zu bereichern, wie es sie in anderen Metropolen auch gibt, sagen Wienerroither & Kohlbacher. Heuer finden die Modern Masters von 5. bis 12. Oktober statt und umfassen nationale und internationale Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Kunstgewerbe, Antiquitäten und Fotografie. Ergänzt wird die Themenwoche wieder mit einem spannenden Programm aus Fach- und Expertengesprächen, darunter etwa über Glaskunst, Vintage-Fotografie oder über das Kunstrecht für Sammler.
Heuer nehmen folgende Kunsthändler teil: Bel Etage Kunsthandel, Galerie Johannes Faber, Sylvia Kovacek, Galerie bei der Albertina − Zetter, Galerie Ruberl, Kunsthandel Kolhammer, Kunsthandel Giese & Schweiger und Wienerroither & Kohlbacher.
Wolfgang Bauer von der Bel Etage ist Spezialist für Kunst- und Einrichtungsgegenstände des Wiener Jugendstils, der Wiener Secession, der Wiener Werkstätte sowie Kunstgegenstände bedeutender Manufakturen. Er hat beispielsweise einen vierflammigen Luster, Entwurf Leopold Bauer, hergestellt von Lötz Witwe/E. Bakalowitz Söhne für 38.000 Euro im Programm.
Johannes Faber hat sich auf Fotografie der klassischen Moderne in Originalabzügen, sogenannten Vintage-Prints, aus Europa und den USA spezialisiert. Er hat aber auch zeitgenössische Fotografie wichtiger internationaler Künstler im Programm, etwa die berühmte „Bewegungsstudie“von Rudolf Koppitz für 180.000 Euro. Es gibt aber auch deutlich billigere Arbeiten, wie beispielsweise die „Tänzerin Claire Bauroff“, fotografiert von Trude Fleischmann, die man schon für 4200 Euro haben kann.
Bei Sylvia Kovacek wiederum findet man mitteleuropäisches Glas von der Renaissance bis zu den 1950er-Jahren. Neben Glas führt sie auch Malerei des 19., 20. und 21. Jahrhunderts.
In der Galerie bei der Albertina − Zetter gibt es Malerei, Bildhauerei und Design des Jugendstils und besonders der Wiener Werkstätte sowie österreichische klassische Moderne und Gegenwartskunst. Vor allem Frauen könnte ein Entwurf für einen „Doppelkopf“der Keramikerin Gudrun Baudisch gefallen. Die Keramikproduktion der Wiener Werkstätten war eine Frauendomäne. In den ersten Jahren widmeten sie sich hauptsächlich der Produktion von Gebrauchskeramiken. Ab 1920 trat die künstlerische Arbeit immer stärker in den Mittelpunkt. Die Skulpturen, die in dieser Zeit entstanden, waren Ausdruck eines Lebensgefühls, das auch Frauen erfasst hatte. Der Bubikopf, tief ausgeschnittene Kleider und die kräftige Betonung der Gesichtspartie ermutigten zum Ausdruck der eigenen Empfindungen und Sinnlichkeit − eine erste Form künstlerischer Emanzipation. Preislich liegt das Objekt bei 56.000 Euro.
Die Galerie Ruberl ist Spezialist für Oskar Kokoschka und Kunst nach 1945 mit Schwerpunkt Arnulf Rainer. Geboten wird etwa ein kniendes Mädchen von Kokoschka für 95.000 Euro an. Kunsthandel Kolhammer hat Objekte der Wiener Werkstätte, Werkstätte Hagenauer, Johann Loetz Witwe und Glas von Tiffany. Giese & Schweiger fokussieren sich auf österreichische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts und Wienerroither & Kohlbacher auf österreichische klassische Moderne wie Gustav Klimt, Egon Schiele, Alfred Kubin sowie deutschen Expressionismus und Kunst nach 1945. Einen „Sitzenden Akt von vorne“von Gustav Klimt offerieren sie für 180.000 Euro.