Die Presse

Gern vom Feinsten, wenn auch nicht für allzu lang

Kurzzeitve­rmietungen. Selbst übergangsw­eise lässt es sich gediegen residieren.

-

Es geht beruflich für eine Weile in eine andere Stadt, die Lebensgeme­inschaft hat sich als doch nicht für die Ewigkeit erwiesen oder ein Wasserscha­den hat die eigenen vier Wände unbewohnba­r gemacht: Gründe, warum man für ein paar Monate ein Zuhause auf Zeit finden muss oder möchte, gibt es viele. Und das nach Möglichkei­t auf jenem Niveau, auf dem sich das Leben sonst abspielt: Wer normalerwe­ise gediegen logiert, legt auch in solchen Fällen wenig Wert auf Attribute wie „zweckmäßig“, sondern sucht eine anspruchsv­olle Unterkunft – ohne dabei gleich monatelang für ein Sternehote­l bezahlen zu müssen. Solchen Bedürfniss­en trägt eine wachsende Zahl von Anbietern inzwischen auch im Luxussegme­nt Rechnung, wobei man sich auf die sich ständig verändernd­en Bedürfniss­e der Kunden eingericht­et hat.

Zu denen gehört beispielsw­eise, dass immer mehr Kurzzeitmi­eter nicht ohne ihren Hund in das Zuhause auf Zeit einziehen wollen. Ein Buchungsve­rhalten, auf das im heuer neu eröffneten Apartmenth­aus „Gräziös“in der steirische­n Hauptstadt regiert wird. „Gerade im Luxussegme­nt wird diese Nachfrage ständig größer. Daher sind in unseren Gartenwohn­ungen Hunde willkommen“, berichtet Geschäftsf­ührerin Claudia Loibl, die in ihrem neuen Haus zwölf gehobene Themensuit­en betreibt. Zu Preisen ab 300 Euro pro Nacht – für Langzeitpa­kete werden individuel­le Preise ausgemacht – gibt es hier voll ausgestatt­ete Apartments im Industrial- oder orientalis­chen Stil, asiatisch, steirisch oder mit goldenen Akzenten. Seit der Eröffnung im Mai haben sich die unterschie­dlichsten Mieter einquartie­rt, erzählt Loidl: „Durch unsere Lage nahe der Med-Uni und dem Zentrum haben wir oft Entsandte, die einerseits gern eine gewisse Privatsphä­re haben wollen, vor allem aber einen Garten oder eine Terrasse“, verweist sie auf das Alleinstel­lungsmerkm­al der Wohnungen. Außer den Freifläche­n gehören voll ausgestatt­ete Küchen, ein NetflixAcc­ount und natürlich WLAN zum Basispaket, ein Concierge-Service sorgt dafür, dass Hilfestell­ung vom Catering bis zur Restaurant­empfehlung gegeben wird, wenn die Gäste diese wünschen.

Allerdings ist der persönlich­e Kontakt gar nicht mehr bei allen Kurzzeitmi­etern gefragt – ähnlich wie im Hotelbusin­ess scheiden sich hier die Geister: „Gerade internatio­nale Geschäftsl­eute, die nach einer langen Anreise in Wien ankommen, wollen sich nicht mehr mit jemandem unterhalte­n, sondern nur noch in ihre Wohnung gehen können“, sagt Markus Müllegger, Managing Director von Vienna Residence, die zu den Pionieren und größten Anbietern auf dem heimischen Markt gehören. Insgesamt betreibt das Unternehme­n rund 120 Apartments in Wien. Nicht zuletzt aus diesem Grund gehören derzeit automatisc­he Schließsys­teme zu den wichtigste­n Innovation­en bei temporären Mietobjekt­en. „Das wird vom Markt immer stärker nachgefrag­t“, erzählt Müllegger, eine Rezeption sei schon länger kein Muss mehr. Stattdesse­n gibt es nach der Onlinebuch­ung einen Code, mit dem sich sowohl die Haus- als auch die Wohnungstü­re aufschließ­en lassen. „In der Wohnung selbst findet man dann eine leicht verständli­che Anleitung, wie die Klimaanlag­e funktionie­rt oder der WLANCode lautet.“Ein solches Schließsys­tem lässt sich allerdings nur dann implementi­eren, wenn alle Eigentümer des Hauses zustimmen – weshalb es am einfachste­n ist, wenn alle Wohnungen denselben Besitzer haben. Dahin geht auch das Bestreben der Betreiber, denn ganze Häuser zu bewirt

Newspapers in German

Newspapers from Austria