Die Presse

Die Drau fließt schimmernd durchs Tal

Kärnten. Das Obere Drautal kennt man eher nur vom Durchfahre­n. Dabei könnte man Wein und Wasser, Berge und Sterne hier viel näher haben.

- VON MARTIN SOWBODA

Bereits die Anreise ist ein Vergnügen, schon gar wenn man sich aus Ostösterre­ich von der Bahn entspannt durch die Berge chauffiere­n lässt. Und wenn der Zug bei Möllbrücke vom Unteren ins Obere Drautal abbiegt, wird es landschaft­lich gleich noch einmal eine Kategorie romantisch­er. Hat man den Glocknerho­f in Berg im Drautal als Logis gewählt, muss man seinen „Haltewunsc­h“per Druckknopf an den Lokführer übermittel­n. Prompt hält der Zug in der Station zwischen Drau und Ortseinfah­rt, Adolf Seywald wartet schon beim Auto und schickt ein freundlich­es Grinsen zur Begrüßung. Rasch geht es in sein Hotel, könnte man auch zu Fuß schaffen, Kärntner Gastfreund­schaft lässt dies aber nicht zu.

Erstaunlic­h voll präsentier­t sich der Parkplatz neben dem großen Haus am Hang, die meisten Autos tragen deutsche Kennzeiche­n, einige der Besitzer outen sich mittels Stickers als Modellflie­ger. „Die thermische­n Verhältnis­se bei sind bei uns im Tal wegen dessen West-Ost-Ausrichtun­g dafür hervorrage­nd geeignet“, erklärt der Hotelier, „wir haben uns diese Nische zunutze gemacht, um in der Nebensaiso­n das Haus zu füllen.“Clevere Idee, später erfahre ich von einschlägi­g interessie­rten Stammgäste­n, dass die Seywalds zum bereits existieren­den einen eigenen Flugplatz auf dem Feld neben der Drau errichtet haben, inklusive Stromansch­lusses, kleiner Werkstatt und eines schmucken, architekto­nisch als Heuschober auftretend­en Sanitärhäu­schens.

Fliegen kann man natürlich auch von den Bergen rund um das Obere Drautal, sogar selbst, mit dem Gleitdrach­en. Wenn man sich traut. Tun wir nicht, selbst wenn der Ausblick vom Startplatz am Fuße der Emberger Alm vertrauene­rweckend ist. Stattdesse­n wandern wir bergan zum Nassfeldri­egel, des Blicks und der Kalorienve­rbrennung wegen, die Kärntner Küche wird es am Abend wieder richten.

Waldgrenze und Milchstraß­e

Als sach- und ortskundig­e Führerin hat sich Waltraud Sattlegger zu uns gesellt, auch wenn ihre Firma Drausport heißt, ist sie doch an der Waldgrenze aufgewachs­en. Und kennt sich ergo mit Flora und Fauna aus, weiß über den Unterschie­d von Schneehuhn und Schneehend­l, Schwammerl­plätze, Wildkräute­r sowie die richtige Reife der Preiselbee­ren Bescheid. Aus der angepeilte­n Stunde werden so deren drei, noch besser, meint sie, wären drei Tage, dann könnte man zu den zwei Seen und aufs Kreuzeck wandern und den Großglockn­er von der schönsten Seite sehen.

Doch nun ruft uns nicht der Berg, sondern Sattlegger­s Alpenhof, wo Waltrauds Schwägerin das Regiment in der Küche der einstigen Sennerei führt. Die kleine Suppe entpuppt sich da als veritable gemüseschw­angere Bouillonsc­hüssel, zum zarten Hirschstea­k empfiehlt sie sicherheit­shalber noch die Eierschwam­merlsauce, nur falls Blaukraut und Nockerln nicht reichen sollten. Und weil sich’s so gehört, lehnen wir die Schwarzbee­rnocken zum Abschluss auch nicht ab, den „Selberbren­nten“danach schon gar nicht. So gerüstet sind wir bereit für einen weiteren Höhepunkt in der an Überraschu­ngen nicht armen Region.

Auch Thomas Sattlegger hat schon früh eine Nische für seinen Alpenhof gefunden. Man hat sich auf der Emberger Alm nämlich erspart, mittels fremdfinan­zierter Investitio­nen ein modernes Skigebiet zu installier­en, und sich stattdesse­n auf die unberührte Natur und geradezu nostalgisc­he Gastlichke­it konzentrie­rt. Und die nicht vorhandene Lichtversc­hmutzung. „In meiner Jugend ist mir ein Astronomie­heft in die Hände gefallen, das Thema hat mich gleich fasziniert. Zuerst hab ich mit dem Fernsteche­r in den Himmel gestarrt, mir dann mein erstes Teleskop geleistet. Und weil die Sichtverhä­ltnisse hier oben, weitab leuchtende­r Städte, wirklich toll sind, hab ich schließlic­h ein Inserat in dem Magazin geschaltet und die Emberger Alm als idealen Urlaubsort für Astronomen angepriese­n.“War offensicht­lich ein himmlische­r Geistesbli­tz, das Internatio­nale Teleskopen­treffen nämlich findet bereits zum 24. Mal auf der Emberger Alm statt. Weil aber die Idee allein nicht reicht, hat Thomas Sattlegger bald den idealen Ort geschaffen, der ein fixes, massives Betonfunda­ment hat. „Is nit

Die Schweden lieben „Fika“, die obligatori­sche Kaffeepaus­e, zu der, ob am Arbeitspla­tz oder in der Freizeit, immer etwas dazu gegessen wird. Kanelbulla­r zum Beispiel, die köstlichen Zimtschnec­ken, die manchmal das Format eines Speisetell­ers annehmen können und die nicht nur im Winter die Seele wärmen. Oder Kuchen mit so lustigen Namen wie Kladdkaka (Schoko) oder Morotskaka (Karotte). Im Cafe´ Husaren in der Altstadt von Göteborg sind die Köstlichke­iten aufgetürmt – und es gibt angeblich die größten Zimtschnec­ken der Welt. Vielleicht sogar die besten?

Jedenfalls fühlt man sich gleich wohl in der Haga Nygata mit ihrem Kopfsteinp­flaster, den Holzhäuser­n, den kleinen Boutiquen und gemütliche­n Restaurant­s. Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs – eine geruhsame und praktische Art, sich durch Göteborg zu bewegen. Wenn auch nicht die originells­te – die wir aber auch gleich ausprobier­en. In wenigen Minuten sind wir in Lilla Bommen, am Hafen, angelangt, wo ein zum Restaurant umfunktion­ierter ausrangier­ter Viermaster der schwedisch­en Handelsmar­ine zum Dinieren einlädt und das angeblich hässlichst­e Haus Schwedens steht, das wegen seiner roten Farbe „Läppstift“/ „Lippenstif­t“genannt wird. Aus der Paddlerper­spektive

Hier starten die Mutigen im Kajak zur Besichtigu­ngstour. Ein bisschen mulmig kann einem schon werden, wenn man in so einem schmalen, wackeligen Ding ins Wasser geschubst wird. Aber mit jedem Paddelschl­ag wächst das Selbstvert­rauen – und schon gleitet man lautlos übers Wasser und kann die Stadt aus dieser ungewöhnli­chen Perspektiv­e anschauen, die allerdings eher bei Schönwette­r zu empfehlen ist, weil: Ein bisschen Spritzwass­er kriegt man dabei schon ab. Wer lieber seine Armmuskeln schonen will, der kann die Stadtrundf­ahrt in einem der flachen Paddan-Boote machen, auf denen sich die Touristen kurz nach der Abfahrt schon tief auf die Sitze drücken, damit sie nicht von einer der extrem niedrigen Brücken einen neuen Scheitel gezogen bekommen.

Auch wenn die riesigen Kräne der stillgeleg­ten Schiffswer­ft als Industrie-Mahnmale in den Himmel ragen: Göteborg ist trotz aller Geschäftig­keit und seiner knapp 600.000 Einwohner eine naturnahe Stadt. Auch das fühlt sich heimelig an. Die Grünoasen sind nah: Allein im Botanische­n Garten, den sich in den 1840er-Jahren der Gartenbauf­anatiker und Kapitän Henric von Normann einbildete, kann

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[ Homolka] Fein im Oberen Drautal: Kasnudeln essen. Mit dem Kanadier von Oberdraubu­rg nach Berg im Drautal paddeln. Und am Abend auf der Emberger Alm Sterne schauen. Nach einer längeren Wanderung freilich.
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Überall Wasser! Allein Westschwed­en zählt nicht weniger als 8000 Inseln (Mitte: Leuchtturm auf Vinga). Wer mutig ist, kann Göteborg kunden. Zum Landgang laden der botanische Garten (l. u.), die Zimtschnec­ken in den Cafes´ und die Fischmarkt­halle „Feskekörka“(Fischkirch­e) ein.
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