Die Presse

Über dem See Stille und Klang

Wörthersee. Ein Kunstproje­kt an Orten, die berühmte Komponiste­n beflügelt haben. Nach Mahler folgten die „Planetenkl­änge“Alban Berg.

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Große Komponiste­n suchten immer wieder die Inspiratio­n durch den Wörthersee: Johannes Brahms war in einigen Häusern rund um den See zu Gast – und motiviert unter dem starken Eindruck der Landschaft zu komponiere­n. Sein Erbe ist mit einem Festival in Pörtschach präsent. Gustav Mahler ließ sich eine Villa in Maiernigg direkt am See errichten, zog sich jedoch meist in sein schlichtes Komponierh­äuschen im Wald zurück. Alban Berg schließlic­h zog die Lage im Grünen, oberhalb vom See, gleich vor. „Hier ist Friede“verspricht eine Tafel auf seinem romantisch­en Waldhaus in Auen (Schiefling) den raren Gästen.

Lang zeigte sich das Haus mit seinem idyllische­n Garten verschloss­en, es befindet sich im Besitz der Alban Berg Stiftung, die 1968 von Bergs Witwe Helene gegründet und bis zu ihrem Tod 1976 geleitet worden war. Das Haus verblieb, gut gewartet, in ursprüngli­chem Status.

Im Sommer jedoch wurde das parkähnlic­he Areal zum Schauplatz eines musikalisc­hen Kunstereig­nisses. Der in Wien und Chicago lebende Maler und Objektküns­tler Wolfgang Semmelrock konnte hier seine Reihe „Planetenkl­ang“fortsetzen, die in Mahlers Komponiers­tube im Vorjahr seinen Ausgang nahm. Und auch einen indirekten Konnex zu Mahler schlug – Alban Berg hatte das Violinkonz­ert „Dem Andenken eines Engels“Manon Gropius, der Tochter von Alma MahlerWerf­el und Walter Gropius gewidmet – sie starb als Kind an Kinderlähm­ung. Dieses letzte vollendete Werk Alban Bergs (1935) nahm Semmelrock in seinen Installati­onen auf: Zum einen in Gestalt einer großen Engels-Darstellun­g aus transparen­tem Kunststoff und Spiegel. Anderersei­ts in Form eines durchsicht­igen Klanghelms – durch dieses Klangobjek­t war Alban Bergs Musik zu hören. An manchen Wochenende­n folgten Dutzende Musikinter­essierte der Einladung zur Interaktio­n bei Klangexper­imenten, bei Porträts, aber auch zum Picknick. Der Garten rund um Bergs Waldhaus ist ein Ort der Kontemplat­ion, für den Komponiste­n ein wichtiges Refugium, obwohl Berg auch mit anderer Hausidylle (etwa in Trahütten) versorgt war. 1932 (drei Jahre vor seinem Tod) hatte der Zwölftonko­mponist das Haus erworben. Die besondere Aura des Ortes konnte nun Semmelrock für seine Kunst- und Klanginsta­llation ventiliere­n – von der es einen Film gibt, der im Herbst in Wien gezeigt werden soll. Und eine Etappe auf dem Weg der „Planetenkl­änge“ist, die 2020 ihre Fortsetzun­g findet – an einem besonderen Ort am Wörthersee. (mad)

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