Die Presse

Ein Marktplatz für Macher

Porträt. Entscheidu­ngen zu treffen verlangt ebenso viel Mut wie Verantwort­ung abzugeben. Leonhard Schitter baut die Salzburg AG derzeit auf agiles Arbeiten um – auch das erfordert Mut.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Von außen betrachtet sind es zwei Teile, die höchst unterschie­dlich sind. Und die trotzdem unter einem Dach zu Hause sind: das Energiewir­tschafts- und das Telekommun­ikationsun­ternehmen. Beide gehören sie zur Salzburg AG, deren CEO seit 2012 Leonhard Schitter ist. Der Bereich der Energiewir­tschaft, der auf Sicherheit und Langfristi­gkeit ausgelegt ist, und die Telekommun­ikationsbr­anche mit sich sehr kurzfristi­g verändernd­en Technologi­en und Kundenwüns­chen.

Zwei Einheiten mit zwei unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten und unterschie­dlichen Traditione­n. Zwei Einheiten, die für den 51-jährigen bewusst eigenständ­ig zu führen sind: „Damit hat jeder die Möglichkei­t, seine Qualitäten optimal auszuspiel­en“, sagt Schitter.

Für den Telekommun­ikationsbe­reich gibt es das strategisc­he Ziel, in Richtung der kompletten Digitalisi­erung zu gehen und dort die Produktmög­lichkeiten abzuschöpf­en.

In der Energiewir­tschaft wird Sicherheit großgeschr­ieben – was in Österreich auch gut gelinge: Man könne eine Versorgung­ssicherhei­t von mehr als 99 Prozent zusichern. Dennoch müsse man auf sich verändernd­e Modelle für Energieerz­eugung, -handel oder -lieferung reagieren und neue, digitale Konzepte entwickeln. Ein Grazer Start-up etwa liefert die Software, mit der dank künstliche­r Intelligen­z die automatisc­he Einsatzpla­nung im Energiehan­del abgewickel­t wird Große strategisc­he Veränderun­gen also, begleitet von viel Kommunikat­ionsarbeit.

Sehr strukturie­rte Arbeitswei­se

Um den verschiede­nen Herausford­erungen auch gerecht werden zu können, stellt das Unternehme­n im Telekomber­eich auf agiles Arbeiten um, mit dem Ziel, diese Arbeitswei­se später sukzessive auf alle Bereiche auszudehne­n. Agilität, sagt Schitter, „ist keine lustige, sondern eine sehr strukturie­rte Arbeitswei­se. Je mehr Projekte wir erfolgreic­h umsetzen, desto mehr Bewegung kommt in dieser Hinsicht ins Unternehme­n.“

Dafür brauche es eine penible Vorbereitu­ng – auch in der Kommunikat­ion. Es dürfe nicht passieren, dass sich „einige als junge wilde Digitale sehen und dass möglicherw­eise genauso innovative Kollegen als die Langsamen dastehen“. Auch deshalb habe man den „Marktplatz der Macher“eingericht­et, auf dem Mitarbeite­r ihre Ideen einbringen und umsetzen können.

Umgesetzt wird seit drei Jahren auch eine intensive Zusammenar­beit mit Start-ups: mit dem Innovation Summit, der Innovation Challenge und einem Venture-Capital-Programm. Vier Millionen Euro wurden hier zuletzt investiert. „Wir wollen jungen Unternehme­n die Möglichkei­t geben, von unserem Know-how zu profitiere­n, und verspreche­n uns umgekehrt auch neue Lösungen“, sagt Schitter. „Das ist befruchten­d, weil wir sehen, wie unkomplizi­ert sie an Dinge herangehen und wie sie teilweise mit unkonventi­onellem Denken neue Lösungen finden.“

Jede Menge Mut gefragt

Um neuen Ideen einen Platz zu geben, wurden zudem drei Boards – Innovation, Digitale Produktent­wicklung und Vertrieb – eingeführt. Sie haben jeweils sieben, acht Mitglieder quer durch das Unternehme­n, die auch weitgehend­e Entscheidu­ngsbefugni­s eingeräumt bekommen haben.

Apropos entscheide­n: „Agil zu arbeiten“, sagt Schitter, „verlangt Mut, nicht mehr alles selbst zu entscheide­n und Verantwort­ung weiterzuge­ben.“Das entlasse ihn aber nicht aus der Letztveran­twortung. „Mein Ansatz lautet: fördern, fordern, fair sein.“Diese Trias bedeute, in allen Bereichen klare Ziele zu haben, die gemeinsam erarbeitet werden. Wenn diese Vorgaben verstanden, akzeptiert und gemeinsam getragen werden, gelte es nur noch die Umsetzung zu begleiten. Fair zu sein schließlic­h bedeute, für alle nachvollzi­ehbare Entscheidu­ngen zu treffen.

Das begleitet ihn auch in seiner Tätigkeit als Präsident von Oesterreic­hs Energie, der Interessen­vertretung der heimischen E-Wirtschaft. In diesem politische­n Amt, in dem er versucht, Antworten auf Fragen der Regulatori­k und Energiezuk­unft zu bündeln, gehe es „immer nur im Gemeinsame­n“.

 ?? [ Daniel Novotny ] ?? „Fördern, fordern, fair sein“sind für Salzburg-AG-CEO Leonhard Schitter zentrale Elemente in der Führungsar­beit.
[ Daniel Novotny ] „Fördern, fordern, fair sein“sind für Salzburg-AG-CEO Leonhard Schitter zentrale Elemente in der Führungsar­beit.

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