Start-ups mangelt es an Risikokapital
Investments. Neuen Gründungen fehlt es oft an finanziellen Mitteln. Wagniskapital-Fonds können die Geldnot lindern. Heimische Investoren trauen sich jedoch zu selten, das Risiko einzugehen.
Ein lebendiger Wirtschaftsstandort braucht innovative, junge Unternehmen. Damit Start-ups jedoch überhaupt eine Chance haben zu bestehen, muss zunächst Geld beschafft werden. Das scheint in Österreich aber um einiges schwieriger als andernorts. Denn: Es mangelt an risikofreudigen Investoren.
Wie eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen zeigt, liegt Österreich bei vorhandenem Venture Capital weit hinter EU-Ländern mit vergleichbarem BIP wie Schweden und Dänemark. Dabei ist Risikokapital insbesondere für innovative Unternehmen am Beginn der Tätigkeit oft die einzige Chance: Gerade jungen Gründungen fehlt meist die Sicherheit für Bankkredite. Radikale Innovationen locken Risikokapital an, weil sie im besten Fall auch die höchsten Erträge bringen. Gleichzeitig besteht aber auch ein hohes Ausfallrisiko. Folglich benötigt es viele Gründungen, wie es in der Studie heißt, „damit einige wenige durch anhaltende Innovation zu großen Unternehmen heranwachsen“.
Der Betreuungs- und Beratungsaufwand ist intensiv, weshalb Netzwerke und räumliche Nähe notwendig sind. Dadurch konzentriert sich Venture Capital meist an wenigen Orten. In Österreich wird das besonders sichtbar: Der Austrian Start-up Monitor zählt seit 2007 österreichweit 1534 Start-ups, mehr als die Hälfte (773) wurden in Wien gegründet. Unter jenen, die mit Venture Capital finanziert sind, ist ebenfalls mehr als die Hälfte in der Bundeshauptstadt ansässig. Auch in die Unternehmen der Ballungszentren Oberösterreichs, Salzburgs, der Steiermark und Vorarlbergs wurde relativ viel Venture Capital investiert; in Kärnten, Niederösterreich und Tirol allerdings nimmt die Häufigkeit „auffallend“ab, wie die Studie ebenfalls zeigt.
Obwohl österreichische Startups zweifellos für Investments attraktiv sind, reichen die vorhandenen Fonds nicht aus, um die Nachfrage an Venture Capital zu decken. Österreich verzeichnet (im Vergleich zu Staaten wie Schweden und Dänemark) zwar eine po
oder (engl.: Venture Capital) ist Kapital, das zur Beteiligung an besonders „riskanten“Unternehmen aufgebracht wird. Diese Art der Kapitalbeschaffung richtet sich insbesondere an junge Unternehmen und Start-ups, die durch fehlende Sicherheiten kaum Chance auf Bankkredite haben. sitive Dynamik, das Kapital für diese stammt jedoch zumeist aus dem Ausland. Ökonom und Studienautor Christian Keuschnigg fordert deshalb von der Politik, andere Kapitalgeber einzubinden: „Die Konstruktion von Dachfonds mit Pensionskassen, Versicherungen und Banken wäre wichtig“, das zeige sich in allen anderen Ländern. „Das schlägt sich auch im Budget nicht so nieder.“
Österreich scheint bei VentureCapital-Fonds weit abgeschlagen. In keinem anderen Land tragen die im Inland ansässigen Fonds so wenig zur Wagnisfinanzierung bei wie hier. „Es gibt hier gute Ideen, aber Österreich ist ein kleines Land. Man ist es noch zu wenig gewohnt, Venture-Capital-Fonds mit Kapital auszustatten“, sagt Stephan Jung vom WU-Gründerzentrum. Der ehemalige Venture-CapitalManager und Gründer erkennt drei Ursachen für das ungünstige Umfeld: fehlende Anreize bzw. steuerliche Diskriminierung von Wagniskapital, eine schwach ausgeprägte Investmentkultur (vor allem durch institutionelle Investoren für größere Beträge) und die Bequemlichkeit des Landes. Umso wichtiger sei es, Anreize zu schaffen: „Was Österreich nicht schafft, ist, ausländische Talente anzulocken.“Länder wie Estland oder Chile seien hinsichtlich Visum, Unterkunft und Geschwindigkeit der Gründungen Vorbilder, während man in Österreich zu oft nur „Symbolpolitik“mache.
Keuschnigg forscht seit Jahren in der Schweiz und kennt das helvetische Budget für Universitäten: „Die österreichischen Unis sind unterfinanziert“, sagt er. Für Kreativität sei zu wenig Geld da, eben auch dort, wo Grundlagenforschung stattfinde. Zum Nachteil des Standorts: „Da wird naturgemäß weniger Output erfolgen.“