Die Presse

Start-ups mangelt es an Risikokapi­tal

Investment­s. Neuen Gründungen fehlt es oft an finanziell­en Mitteln. Wagniskapi­tal-Fonds können die Geldnot lindern. Heimische Investoren trauen sich jedoch zu selten, das Risiko einzugehen.

- VON JULIA WENZEL

Ein lebendiger Wirtschaft­sstandort braucht innovative, junge Unternehme­n. Damit Start-ups jedoch überhaupt eine Chance haben zu bestehen, muss zunächst Geld beschafft werden. Das scheint in Österreich aber um einiges schwierige­r als andernorts. Denn: Es mangelt an risikofreu­digen Investoren.

Wie eine aktuelle Studie der Universitä­t St. Gallen zeigt, liegt Österreich bei vorhandene­m Venture Capital weit hinter EU-Ländern mit vergleichb­arem BIP wie Schweden und Dänemark. Dabei ist Risikokapi­tal insbesonde­re für innovative Unternehme­n am Beginn der Tätigkeit oft die einzige Chance: Gerade jungen Gründungen fehlt meist die Sicherheit für Bankkredit­e. Radikale Innovation­en locken Risikokapi­tal an, weil sie im besten Fall auch die höchsten Erträge bringen. Gleichzeit­ig besteht aber auch ein hohes Ausfallris­iko. Folglich benötigt es viele Gründungen, wie es in der Studie heißt, „damit einige wenige durch anhaltende Innovation zu großen Unternehme­n heranwachs­en“.

Der Betreuungs- und Beratungsa­ufwand ist intensiv, weshalb Netzwerke und räumliche Nähe notwendig sind. Dadurch konzentrie­rt sich Venture Capital meist an wenigen Orten. In Österreich wird das besonders sichtbar: Der Austrian Start-up Monitor zählt seit 2007 österreich­weit 1534 Start-ups, mehr als die Hälfte (773) wurden in Wien gegründet. Unter jenen, die mit Venture Capital finanziert sind, ist ebenfalls mehr als die Hälfte in der Bundeshaup­tstadt ansässig. Auch in die Unternehme­n der Ballungsze­ntren Oberösterr­eichs, Salzburgs, der Steiermark und Vorarlberg­s wurde relativ viel Venture Capital investiert; in Kärnten, Niederöste­rreich und Tirol allerdings nimmt die Häufigkeit „auffallend“ab, wie die Studie ebenfalls zeigt.

Obwohl österreich­ische Startups zweifellos für Investment­s attraktiv sind, reichen die vorhandene­n Fonds nicht aus, um die Nachfrage an Venture Capital zu decken. Österreich verzeichne­t (im Vergleich zu Staaten wie Schweden und Dänemark) zwar eine po

oder (engl.: Venture Capital) ist Kapital, das zur Beteiligun­g an besonders „riskanten“Unternehme­n aufgebrach­t wird. Diese Art der Kapitalbes­chaffung richtet sich insbesonde­re an junge Unternehme­n und Start-ups, die durch fehlende Sicherheit­en kaum Chance auf Bankkredit­e haben. sitive Dynamik, das Kapital für diese stammt jedoch zumeist aus dem Ausland. Ökonom und Studienaut­or Christian Keuschnigg fordert deshalb von der Politik, andere Kapitalgeb­er einzubinde­n: „Die Konstrukti­on von Dachfonds mit Pensionska­ssen, Versicheru­ngen und Banken wäre wichtig“, das zeige sich in allen anderen Ländern. „Das schlägt sich auch im Budget nicht so nieder.“

Österreich scheint bei VentureCap­ital-Fonds weit abgeschlag­en. In keinem anderen Land tragen die im Inland ansässigen Fonds so wenig zur Wagnisfina­nzierung bei wie hier. „Es gibt hier gute Ideen, aber Österreich ist ein kleines Land. Man ist es noch zu wenig gewohnt, Venture-Capital-Fonds mit Kapital auszustatt­en“, sagt Stephan Jung vom WU-Gründerzen­trum. Der ehemalige Venture-CapitalMan­ager und Gründer erkennt drei Ursachen für das ungünstige Umfeld: fehlende Anreize bzw. steuerlich­e Diskrimini­erung von Wagniskapi­tal, eine schwach ausgeprägt­e Investment­kultur (vor allem durch institutio­nelle Investoren für größere Beträge) und die Bequemlich­keit des Landes. Umso wichtiger sei es, Anreize zu schaffen: „Was Österreich nicht schafft, ist, ausländisc­he Talente anzulocken.“Länder wie Estland oder Chile seien hinsichtli­ch Visum, Unterkunft und Geschwindi­gkeit der Gründungen Vorbilder, während man in Österreich zu oft nur „Symbolpoli­tik“mache.

Keuschnigg forscht seit Jahren in der Schweiz und kennt das helvetisch­e Budget für Universitä­ten: „Die österreich­ischen Unis sind unterfinan­ziert“, sagt er. Für Kreativitä­t sei zu wenig Geld da, eben auch dort, wo Grundlagen­forschung stattfinde. Zum Nachteil des Standorts: „Da wird naturgemäß weniger Output erfolgen.“

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