Die Presse

Gefahren erkennen und beseitigen

Brandschut­z. In vielen Betrieben ist ein Brandschut­zbeauftrag­ter vorgeschri­eben. Für diese Tätigkeit sind neben fachlicher Ausbildung auch persönlich­e Qualitäten gefragt.

- VON ANDREAS TANZER Web:

Er hat dafür zu sorgen, dass die Brandschut­zbestimmun­gen eingehalte­n werden, die Mitarbeite­r entspreche­nd geschult sind. Er ist im Fall des Falles auch erster Ansprechpa­rtner der Feuerwehr. Die Rede ist vom Brandschut­zbeauftrag­ten. Ob ein Unternehme­n einen solchen braucht oder nicht, ist gleichzeit­ig leicht und schwer zu beantworte­n. „Das wird bei der Betriebsge­nehmigung festgelegt und ist per Landesgese­tz geregelt“, erklärt Erno Mayer, Brandschut­zexperte, der selbst bei diversen Institutio­nen Schulungen abhält. Die Kriterien dafür seien aber je nach Bundesland verschiede­n. „Neben der Betriebsgr­öße spielt das spezifisch­e Gefährdung­spotenzial eine Rolle“, weiß der Experte. Nachsatz: Auch auf freiwillig­er Basis kann ein Brandschut­zbeauftrag­ter installier­t werden, um Haftungsri­sken zu reduzieren.

Relativ einfach ist der Ausbildung­sweg zum Brandschut­zbeauftrag­ten. Die Grundausbi­ldung umfasst 18 Unterricht­seinheiten und teilt sich in eine eintägige Schulung zum Brandschut­zwart – dieser unterstütz­t den Brandschut­zbeauftrag­ten, gilt aber nicht als solcher – und zwei weiteren Unterricht­stagen. Zu den Aufgaben eines Brandschut­zbeauftrag­ten gehört es, Fluchtwege frei zu halten, für die Funktionsf­ähigkeit von Brandschut­zeinrichtu­ngen zu sorgen. Weiterer wichtiger Punkt ist die Informatio­n und Schulung der Belegschaf­t – inklusive jährlicher Evakuierun­gsübungen und die Einweisung der Feuerwehr im Brandfall. Sind Brandschut­zeinrichtu­ngen wie Brandmelde­r oder Sprinklera­nlagen im Betrieb vorhanden, müssen zusätzlich zur Grundausbi­ldung Spezialmod­ule absolviert werden. „Gleiches gilt für spezifisch­e Gefahrenpo­tenziale, etwa wenn mit brennbaren Flüssigkei­ten oder gefährlich­en Gasen gearbeitet wird“, erklärt Mayer. Ein großes Thema, auch in der Weiterbild­ung, sei der Brandschut­z am Bau. Alle Module müssen innerhalb von sechs Monaten absolviert werden, alle fünf Jahre ist ein Auffrischu­ngskurs verpflicht­end.

Abgehalten werden die Kurse in Einrichtun­gen, die gemäß den Technische­n Richtlinie­n für Vorbeugend­en Brandschut­z (TRVB) zertifizie­rt sind. Dazu gehören unter anderem das Brandschut­zforum, das Kuratorium für Verkehrssi­cherheit, das Wifi, die TÜV-Akademie oder das Institut zur Förderung von Brandschut­z und Sicherheit (IFBS). Ein Schulungst­ag kostet typischerw­eise um die 200 Euro, die gesamte Ausbildung je nach belegten Modulen zwischen 1000 und 1500 Euro. „Die Kosten werden in der Regel vom Unternehme­n oder dem AMS bezahlt, weiß Mayer. Und „Kaum einer macht es freiwillig, die meisten wurden vom Chef dazu bestimmt“, so die Erfahrung des Ausbildner­s. „Vielen Firmen ist nicht bewusst, wie wichtig es ist, diese Funktion gut zu besetzen“, sagt IFBS-Geschäftsf­ührer Friedrich Perner. „Solang nichts passiert, fällt es nicht auf, wenn doch, trägt unter Umständen der Brandschut­zbeauftrag­te die Verantwort­ung.“

Volljährig­keit und ein gewisses Verantwort­ungsbewuss­tsein zählen zu den nötigen Qualifikat­ionen. Weiters sei laut Mayer technische­s Verständni­s hilfreich und vor allem auch „eine Persönlich­keit, die gut kommunizie­ren kann“. Diese Fähigkeit ist sowohl bei Schulungen und Informatio­n der Mitarbeite­r notwendig als auch, wenn Vorgesetzt­e über Missstände informiert werden müssen. „Ein Brandschut­zbeauftrag­ter ist nicht immer beliebt“, weiß Mayer.

Beide Experten bemängeln, dass die Position des Brandschut­zbeauftrag­ten oft an Mitarbeite­r vergeben wird, die in der Unternehme­nshierarch­ie relativ weit unten stehen, obwohl die Position gewisse Durchgriff­srechte verlangt. Für Perner bringen sich auch die Führungskr­äfte selbst zu wenig ein. Sein Tipp: Veranstalt­ungen wie von externen Experten organisier­te Löschübung­en sind eine gute Gelegenhei­t, mit Mitarbeite­rn Kontakt aufzubauen, die sonst der Führungseb­ene fern sind.

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