Die Zombies und ihr Zinsen-Faulbett
Thomas Cook könnte der Anfang einer riesigen Insolvenzwelle sein.
T homas Cook ist pleite und die Aufregung ist bei 600.000 betroffenen Reisenden naturgemäß groß. Eine besondere Überraschung ist das allerdings nicht: Der Reisekonzern ist seit Jahren eine sogenannte Zombie-Firma. Das sind Unternehmen, die in einer normalen Zinslandschaft längst das Zeitliche gesegnet hätten, durch beinahe kostenlose Kredite aber noch jahrelang künstlich am Leben gehalten werden.
Dass es diesen GroßZombie jetzt erwischt hat, ist ein ausgesprochen schlechtes Omen. Offenbar macht ein ungesunder Mix aus Brexit-Vorbeben und nachlassender Konjunktur die Nullzins-Spritzen weitgehend unwirksam.
Wenn diese These stimmt – und wenig spricht dagegen – dann kommt einiges auf uns zu. Thomas Cook ist nämlich kein Einzelfall. Nach einer Untersuchung der Bank of America sind neun Prozent der 600 größten börsenotierten europäischen Unternehmen solche „Untoten“. Bezieht man kleinere Firmen ein, dann reichen die Schätzungen auf bis zu 18 Prozent. In den USA lebt angeblich jedes fünfte Unternehmen nur wegen der Zins-Injektionen der Fed.
Wenn diese Lawine ins Rollen kommt, dann wird „Insolvenzverwalter“wohl bald in die Liste der Mangelberufe aufgenommen werden müssen. Vermeiden lässt sich diese Entwicklung zumindest mittelfristig nicht. Und sie ist gesamtwirtschaftlich auch nicht schlecht. Denn die Zombies, die künstlich am Leben erhalten werden, binden wirtschaftliche Ressourcen, die innovativen und wettbewerbsfähigen Unternehmen fehlen. Sie behindern somit den Strukturwandel. D ie den Staatsschuldenorgien geschuldete, völlig unnatürliche NullzinsPolitik in Hochkonjunkturzeiten hat also nicht nur die Staatsschuldenproblematik nicht entschärft, sondern auch noch die natürliche Erneuerung der Unternehmenslandschaft behindert. Wie immer, wenn Probleme nicht gelöst, sondern weitergeschoben werden, wird es am Ende der langen Bank dann besonders bitter.
Die Notenbanken sind damit endgültig in ihrer Nullzinsfalle gefangen: Steigen die Zinsen, drohen nicht nur Staatspleiten, sonder auch eine Unternehmens-Insolvenzwelle historischen Ausmaßes. War vielleicht doch nicht so toll, den Staaten und Unternehmen auch nach Überwindung der unmittelbaren Finanzkrise ein Zinsen-Faulbett zu bereiten.