Die Presse

Wie soll es mit Unis weitergehe­n?

Studiengeb­ühren oder nicht, Zugangsbes­chränkunge­n oder Einführung­sphase, mehr Plätze an Fachhochsc­hulen und mehr Wettbewerb in der Forschung: Mit welchen Ansätzen die Parteien den Hochschulb­ereich verbessern wollen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

ÖVP. Der Plan, die Zahl der Medizinstu­dienplätze zu verdoppeln, hat zuletzt für Aufsehen gesorgt. Außerdem soll es laut ÖVP für all jene, die in Österreich Medizin studiert haben, eine Verpflicht­ung geben, eine gewisse Zeit im Land zu arbeiten. Grundsätzl­ich ist die ÖVP weiterhin für moderate Stu

diengebühr­en und Zugangsbes­chränkunge­n. Die Initiative­n der vorigen Regierung sollen an Unis und Fachhochsc­hulen weitergefü­hrt werden: die Studienpla­tzfinanzie­rung – die den Unis zuletzt ein Budgetplus und neue Zugangsbes­chränkunge­n brachte – genauso wie der Ausbau der FH-Plätze, speziell im Technikber­eich. In der Technik will die ÖVP – inklusive HTL und Kollegs – 5000 neue Ausbildung­splätze schaffen. Die ÖVP will nicht nur die Grundlagen­forschung, sondern auch die angewandte For

schung stärken und die Forschungs­mittel stärker kompetitiv vergeben. Außerdem sollen die Unis nicht nur Orte des Lernens und Forschens sein, sondern auch der Unternehme­nsgründung.

SPÖ. Die SPÖ ist mit den neuesten Zugangsbes­chränkunge­n nicht zufrieden. Sie ist für einen offenen

und gebührenfr­eien Uni-Zugang. Berufstäti­ge Langzeitst­udierende sollen nicht zahlen müssen, zudem brauche es eine bessere soziale Absicherun­g. Der Ausbau der FH

Plätze geht der SPÖ nicht schnell genug. In der Technik will sie 5000 neue Plätze an Unis und FHs. Auch bei Medizin gibt es Pläne: Wer sich nach dem Studium fünf Jahre an Österreich bindet, soll leichter zugelassen werden oder ein Stipendium bekommen. Und für zugangsbes­chränkte Fächer sollen sich auch Personen mit Lehrabschl­uss bewerben dürfen. Die Finanzieru­ng des Forschungs­fonds soll nachhaltig gesetzlich fixiert werden, inklusive Wachstumsp­fad.

Die Grünen. Die Grünen wollen ebenfalls Zugangshür­den abbauen – auch finanziell­e, Stichwort Studiengeb­ühren. Die Beiträge für berufstäti­ge Langzeitst­udenten sollen abgeschaff­t werden, alle Studierend­en sollen ein Grundstipe­ndium bekommen. Statt Beschränku­ngen sollen fächerüber­greifende Orientieru­ngsphasen eine gezielte Studienwah­l ermögliche­n, zudem soll es flexiblere Studienplä­ne und ein

Teilzeitst­udium geben. Die Betreuungs­verhältnis­se sollen durch zusätzlich­es Personal verbessert werden. Die jüngste Budgeterhö­hung für die Unis könne nur ein erster Schritt sein. Es brauche eine Ausfinanzi­erung des Hochschuls­ektors in der Größenordn­ung von zwei Prozent des BIPs. Zudem soll es mehr Geld für Grundlagen­forschung geben.

Neos. Die Neos wollen eine Qualitätso­ffensive an den Unis, u. a. durch eine Studienpla­tzfinanzie­rung, die die realen Kosten eines Platzes abdeckt. Als Beitrag der Studierend­en sehen sie nachgelage­rte Studien

gebühren, die vom Staat vorfinanzi­ert und ab einem gewissen Einkommen zurückbeza­hlt werden. Gleichzeit­ig müsse das Stipendien­system ausgebaut werden. Zugangsbes­chränkunge­n sind laut Neos manchmal ein notwendige­s Übel, damit in überlaufen­en Fächern gleich klare Verhältnis­se herrschen. Bei der Grundlagen­forschung orten sie Nachholbed­arf, für den FWF soll es mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr geben. Zudem wünschen sie sich eine Drittmitte­loffensive mit steuerlich­en Begünstigu­ngen und Transparen­z.

FPÖ. Weitergefü­hrt werden sollen u. a. der Ausbau der FH-Plätze, der der FPÖ zu gering war (sie fordert plus 2000 Plätze) und die Studienpla­tzfinanzie­rung. Wobei es beim Zugang andere Ideen gibt: Grundsätzl­ich soll die Matura ausreichen­d sein – alternativ ist man für das ETHZürich-Modell, bei dem die Auswahl in den ersten beiden Semestern erfolgt. Bei den Studiengeb­ühren soll die aktuelle Regelung bleiben – „leistungsw­illige Österreich­er“sollen allerdings nicht zahlen müssen. Damit Exzellenzb­ereiche der Hochschule­n besser sichtbar sind, kann sich die FPÖ Fusionen vorstellen, zudem soll insbesonde­re das Forschungs­budget erhöht werden, das im Wettbewerb vergeben wird.

Liste Jetzt. Die Liste ist dafür, Zugangshür­den abzuschaff­en – Beschränku­ngen und auch Studiengeb­ühren. Damit Bildung weniger vererbt werde, müsse man zwar früher ansetzen. Im Hochschulb­ereich brauche es aber etwa auch ein niederschw­elliges Stipendien­system. Die Autonomie der Unis soll ausgebaut werden. Bei Forschung und Lehre soll der Bund weniger steuern. Auch soll es mehr Geld für Grundlagen­forschung geben, konkret für den FWF.

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