Die Grünen halten die Messagenter Kontrolle
Die Partei versucht sich öffentlich nicht zu Türkis-Grün zu äußern. Bei Werner Kogler kann man zwischen den Zeilen lesen.
Die Grünen hätten „Message Control“vermutlich gern zum Unwort der vergangenen eineinhalb türkis-blauen Regierungsjahre gekürt. Jetzt, nach der Wahl, sind sie selbst sehr bemüht, die Nachricht unter Kontrolle zu halten. Niemand soll sich vor den Kameras, Mikros oder Ohren der Journalisten zu deutlich für oder gegen eine mögliche türkisgrüne Koalition aussprechen.
Die Mitglieder des erweiterten Bundesvorstands sind vorsorglich knapp zur Sitzung gestern, Freitag, gekommen. Eilig sind sie an den in der Urania im ersten Wiener Gemeindebezirk wartenden Journalisten vorbeigegangen. Die, die doch stehen blieben, sagten nur, dass sie nichts sagen möchten. Aber in unterschiedlichen Worten. „Jetzt schau ma mal. Dann sehen wir schon“, sagte etwa Sigrid Maurer, die nun wieder in den Nationalrat einziehen wird, auf die Frage, wie sie zu einer möglichen türkis-grünen Koalition stehe. Auch die Frage, ob nicht nur die ÖVP eine Wende vollziehen müsse, wie sie das forderte, sondern auch die Grünen, beantwortete Maurer mit diesen Worten. Vier Mal wiederholte sie die beiden Sätze. Bis sie sagte: „Sie kriegen auch keine andere Antwort.“Das ist bei Quereinsteigerin Sibylle Hamann („Sondieren heißt, schauen wir mal“), ExSpitzenkandidatin Ulrike Lunacek („Ich sehe ein wunderschönes Wetter“) und der niederösterreichischen Grünen-Chefin Helga Krismer („Jetzt harren wir der Dinge“) nicht anders gewesen.
„Regieren macht den Unterschied“
Im öffentlichen Teil der Sitzung wollte auch Spitzenkandidat Werner Kogler, der von seinen Kollegen minutenlang beklatscht wurde, nicht mehr zur Koalitionsfrage sagen. Es gelte abzuwarten. Am Montag wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen ÖVP-Chef Sebastian Kurz den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen. Kurz werde auf die Grünen zukommen. Erst dann gelte es, Gespräche „im besten Sinne des Wortes zu bestreiten“.
Deshalb sollte der erweiterte Bundesvorstand auch noch keine Beschlüsse zu etwaigen Sondierungen oder gar zu Koali
tionsverhandlungen fassen. In Koglers Rede konnte, zumindest wer wollte, aber so einiges zwischen den Zeilen herauslesen. Die grüne Partei, sagte er, werde sich weiter dafür einsetzen, wofür man gegründet worden sei. Es brauche die Avantgarde, die Vordenker. „Und es braucht auch die Leute, die es umsetzen. Wobei die Übersetzung eine Herausforderung ist.“Man könnte das als Liebäugeln mit der Übernahme von Regierungsverantwortung verstehen.
Genauso könnte man Koglers Vorstellung von Johannes Rauch interpretieren: In Vorarlberg, wo Rauch als grüner Landesparteichef mit der ÖVP in einer Regierung sitzt, würden viele nützliche Dinge passieren, „weil wir dort regieren“, sagte Kogler. Eine Regierungsbeteiligung der Grünen, das zeige sich beim Vergleich zwischen den Bundesländern, „macht einen Unterschied“. Diese Nachricht haben die Medien, die der Sitzung am Vormittag beiwohnen durften, noch gehört.
Mit den Worten „dann stoßen wir an, aber stoßen wir nicht aneinander“, hat Kogler die Parteifreunde in die Pause zum Sekttrinken entlassen. Abseits der Kameras könnte ein Zusammenstoß der Funktionäre also offenbar doch passieren.