Vorarlberg fällt Urteil über Schwarz-Grün
Im Ländle zieht Markus Wallner mehr Wähler an als Sebastian Kurz. Hier ist Schwarz-Blau ausgeschlossen.
Zeitlich liegen die Nationalratswahl im Bund und die Landtagswahl in Vorarlberg eng beisammen. Nur 14 Tage trennen sie. Politisch sind, überspitzt formuliert, Welten dazwischen. Die Bürger, beruhigt sich manche Partei, würden zwischen den Ebenen genau unterscheiden. Denn so „schlecht“wie der türkise Bundesparteichef Sebastian Kurz will der schwarze Landesparteichef, Markus Wallner, am Sonntag, den 13. Oktober, nicht abschneiden.
Bei der Nationalratswahl haben die Türkisen in Vorarlberg 36,6 Prozent erreicht und nicht einmal zwei Prozentpunkte dazugewinnen können. Das ist zwar die Stimmenmehrheit – aber die Schwarzen im Ländle denken da in anderen Kategorien. Seit 1945 hat die ÖVP hier nur dreimal die Absolute verpasst. Bei der bislang letzten Landtagswahl 2014 stürzte die ÖVP auf 41,8 Prozent ab. Nun hat man als Wahlziel „40 plus“ausgegeben. Insgeheim hofft Landeschef Markus Wallner auf „45 plus“zu kommen. Das soll ihm mit einem weniger restriktiven Kurs (Stichwort: Abschiebungen und Mindestsicherung) gelingen.
Hier musste sich die Volkspartei dem Koalitionspartner etwas anpassen. Das sind in den vergangenen fünf Jahren bereits die Grünen gewesen. Bei der Nationalratswahl am vergangenen Sonntag sind die Grünen in Vorarlberg mit 18,1 Prozent sogar zur zweitstärksten Kraft gewählt worden. Bei den Landtagswahlen wird es, den Umfragen nach zu urteilen, aber schwer sein, das zu wiederholen.
In der Bundeshauptstadt wird man die schwarzen und grünen Ergebnisse auch als Urteil über die Koalition werten. Diese könnte in den nächsten Jahren weiterarbeiten. Eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen hat Wallner bereits ausgeschlossen. Die blauen Erschütterungen in Wien werden nächstes Wochenende auch in Bregenz zu spüren sein. Die Sozialdemokraten werden sich in Vorarlberg ebenso wenig erholen. Im Ländle hat die SPÖ noch nie große Erfolgsgeschichten geschrieben. Nun könnte die Partei zwar dazugewinnen. Das hat aber vor allem mit dem beispiellos schlechten Ergebnis bei der letzten Landtagswahl zu tun. Mit 8,8 Prozent ist die SPÖ schon bisher nur noch viertstärkste Kraft gewesen.
Selbst das könnte sich ändern. Für die Neos ist Vorarlberg nämlich ein guter Boden. Bei der Nationalratswahl sind auch zwischen dem pinken Ergebnis im Bund (8,1 Prozent) und jenem im Land (13,6 Prozent) fast Welten gewesen.