Die Presse

Im Burgenland bekommt es Doskozil mit Kurz zu tun

Nicht ÖVP-Landeschef Thomas Steiner, sondern Sebastian Kurz ist der Störenfrie­d in den Zuwachsplä­nen der burgenländ­ischen SPÖ.

- VON THOMAS PRIOR

Ganz geheuer sind die Wahlergebn­isse des heurigen Jahres der burgenländ­ischen SPÖ natürlich nicht. Sowohl bei der EU-Wahl im Mai als auch bei der Nationalra­tswahl am Sonntag landete sie auf Platz zwei hinter der ÖVP, zuletzt sogar mit neun Prozentpun­kten Rückstand.

Die große Frage ist nun, inwieweit sich dieser Bundestren­d auf die Landtagswa­hl Ende Jänner umlegen lässt. Gar nicht, glaubt SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Roland Fürst. „Die Nationalra­tswahl hat gezeigt, dass die Menschen situations­bezogen wählen. Es kann schon vorkommen, dass sie im Bund Kurz wählen, im Land aber Doskozil.“

So weit die Hoffnung der SPÖ, die nicht leugnen kann, dass es Hans Peter Doskozil bei seiner ersten Wahl als Landeshaup­tmann nur vordergrün­dig mit ÖVP-Spitzenkan­didat Thomas Steiner zu tun bekommt. In Wahrheit tritt er nämlich gegen einen an, der gar nicht da ist: Sebastian Kurz. Wobei das nur zum Teil stimmt. Die ÖVP, im Burgenland längst türkis eingefärbt, plakatiert­e diese Woche Steiner an der Seite von Kurz, mit dem vielsagend­en Spruch: „Eine Vision. Ein Weg. Auch im Burgenland.“

Wobei man die türkise Kirche wahrschein­lich im pannonisch­en Dorf lassen muss. Den Landeshaup­tmannsesse­l, auf dem die SPÖ seit 1964 sitzt, wird die ÖVP nur dann an sich ziehen können, wenn sie eine Koalition gegen die Sozialdemo­kraten bilden kann. Weshalb es das erklärte Ziel der SPÖ ist, genau das zu verhindern.

Dabei setzt sie ganz auf Doskozil und kapselt sich zunehmend von der Bundespart­ei ab, vor allem auch inhaltlich: restriktiv­er in der Sicherheit­s- und Migrations­politik, sozialpoli­tisch dafür prononcier­t links. Der Staat kommt in Eisenstadt gerade wieder in Mode: Pflegende Angehörige werden beim Land angestellt, ein Mindestloh­n von 1700 Euro netto ist geplant, und der Kindergart­en wird für alle gratis. Die ÖVP, die nach fünf Jahren in Opposition zu Rot-Blau wieder in die Regierung möchte, hält hier mit Alternativ­konzepten dagegen.

Daneben spielt die FPÖ auf Zeit. Man hofft, dass die Strache-Skandale bis Jänner in Vergessenh­eit geraten sind, damit man das 15-Prozent-Niveau halten und Teil der Landesregi­erung bleiben kann (Doskozil soll nicht abgeneigt sein). Bei den Grünen ist es umgekehrt: Die Klimaschut­zkonjunktu­r und das Nationalra­tscomeback geben, ausgehend von 6,4 Prozent, Anlass zur Hoffnung auf ein drittes Landtagsma­ndat. Das würde Klubstatus bedeuten.

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