Die Presse

Österreich braucht Rapid und Austria nicht

Mit Salzburg, Lask und WAC hinterlass­en die drei besten Klubs des Landes internatio­nal Eindruck. Wien sieht zu. Salzburg, Lask und WAC: Alle drei Klubs verloren im Sommer ihre Erfolgstra­iner, funktionie­ren aber trotzdem. Das nennt man Philosophi­e.

- E-Mails: christoph.gastinger@diepresse.com

Was haben der FC Liverpool, AS Roma und Sporting Lissabon gemein? Alle drei Klubs gehören zu den angesehens­ten Vereinen ihrer Länder und Ligen, sind nationales Kulturgut mitsamt langer Historie. Und alle drei Klubs haben diese Woche die für sie wohl durchaus überrasche­nde Erkenntnis gewonnen, dass in Österreich ansehnlich­er Fußball praktizier­t wird.

Zwar stand nach den Schlusspfi­ffen in Liverpool, Graz und Lissabon „nur“ein Unentschie­den des WAC gegen die Roma auf der rot-weiß-roten Habenseite, die Art und Weise, wie die heimischen Vertreter aber auftraten, muss allen Beobachter­n Respekt abgerungen haben. Da machte Österreich­s Branchenpr­imus aus Salzburg gegen den amtierende­n ChampionsL­eague-Sieger aus Liverpool in läppischen 21 Minuten aus einem 0:3 kurzerhand ein 3:3. Da trat der WAC gegen die Millionäre aus Rom so auf, dass sich die italienisc­hen Gäste zwischenze­itlich wohl in Mailand oder Neapel wähnten, nicht aber im Wolfsberge­r Ausweichqu­artier Graz-Liebenau. Und zum Abschluss einer aus österreich­ischer Sicht Mut machenden Europacup-Woche spielte der Lask auf fremdem Terrain Sporting Lissabon eine Halbzeit lang an die Wand, verlor unglücklic­h mit 1:2.

Bis vor wenigen Wochen hätten derart beeindruck­ende Auftritte österreich­ischer Klubs im Kollektiv wohl nur vermeintli­ch unbelehrba­re Optimisten für möglich gehalten. Zumal, bei allen drei Vereinen im Sommer ein mehr oder weniger großer Umbruch vollzogen wurde. Salzburg, Lask, WAC – sie alle verloren ihre Erfolgstra­iner, doch deren Nachfolger, namentlich Jesse Marsch, Valerien´ Ismael¨ und der bis dahin weitgehend unbekannte Gerhard Struber, mussten den Fußball nicht neu erfinden.

Sie taten gut daran, nur an einzelnen Stellschra­uben zu drehen, weil sie eine Mannschaft vorfanden, die als solche funktionie­rt, weil der Erfolg nicht von einzelnen Personen abhängig ist – gemeinhin Philosophi­e genannt. Mit Salzburg, Lask und dem WAC begeistern nicht nur die drei besten Klubs der Vorsaison, das Trio gibt auch in der laufenden Bundesliga-Spielzeit den Takt vor.

Dass dabei Austria (scheiterte in der Europa-League-Qualifikat­ion) und Rapid (verpasste einen Europacup-Startplatz) in die Rolle des staunenden Zuschauers schlüpfen, ist bloß ein weiteres Armutszeug­nis für die Wiener Großklubs. Apropos Austria: Dort ist Christian Ilzer, der den WAC in den Europacup führte, nach dem katastroph­alen Saisonstar­t mit seiner Mannschaft unter Dauerbesch­uss. Ilzer hätte in Wolfsberg bleiben können, auch ein Angebot des Lask lag ihm vor. Was er sich wohl bei den Spielen der beiden Klubs denkt?

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VON CHRISTOPH GASTINGER

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