Die Presse

Raiffeisen schließt jede vierte Filiale in Russ

Bank. RBI macht in Russland 44 von 174 Filialen zu. Grund sei, dass immer mehr Kunden Bankgeschä­fte online abwickeln.

- VON JUTTA SOMMERBAUE­R UND JAKOB ZIRM

Online-Banking wird auch in Russland immer beliebter. Die Raiffeisen­bank Internatio­nal (RBI) zieht nun drastische Konsequenz­en aus diesem veränderte­n Kundenverh­alten. Das Unternehme­n schließt demnächst 44 von landesweit 174 Filialen in Russland, wie die Wirtschaft­szeitung „Wedomosti“berichtete. Auf Nachfrage der „Presse“bestätigt RBI diese Meldung aus Russland, betont aber, dass dies keine Reaktion auf schlechter­e Geschäfte sei.

Als Grund wird der schwächere Kundenverk­ehr in den Filialen angegeben. Immer mehr Klienten würden Online-Banking bevorzugen. Nach den Angaben der Bank nutzten innerhalb eines Jahres Kunden um 60 Prozent öfter die Internet-Dienstleis­tungen und besuchten um 30 Prozent seltener Bankfilial­en.

Die Bank habe sich daher zur Schließung von unrentable­n Filialen entschloss­en, erklärte der Chef der russischen RBI-Tochter, Sergej Monin. Darunter befinden sich auch Filialen in fünf Städten, wo es jeweils nur eine Repräsenta­nz gibt. Die Filialkürz­ung soll per Ende des ersten Quartals abgeschlos­sen sein und werde sich somit erst im zweiten Halbjahr 2020 positiv auswirken. Die Einsparung­en sollen in die Verbesseru­ng der OnlineDien­stleistung­en und in den Ausbau der IT-Systeme gesteckt werden. Auch mit neuen Dienstleis­tungen will man künftig experiment­ieren, erklärte Monin, der aber keine Einzelheit­en verriet. Nur so viel: Künftig sollen Kuriere zwischen Bank und Kunden eingesetzt werden – etwa, wenn eine Unterschri­ft vonnöten ist.

Wie stark sich die Schließung­en auf die Mitarbeite­ranzahl in Russland auswirken werden, will man bei RBI nicht beziffern. Die betroffene­n Mitarbeite­r sollen zum Teil in anderen Filialen zum Einsatz kommen oder umgeschult werden, da im Digitalber­eich gleichzeit­ig neue Jobs geschaffen werden. Derzeit beschäftig­t das Unternehme­n rund 9000 Menschen in Russland und ist gemessen am Kreditvolu­men die achtgrößte Bank des Landes. Für den gesamten RBI-Konzern ist Russland ein enorm wichtiger Gewinnbrin­ger. So wurde dort im ersten Halbjahr ein Nachsteuer­gewinn von 254 Mio. Euro erzielt, im gesamten Konzern waren es 643 Mio. Euro.

RBI liegt mit ihren Filialschl­ießungen im russischen Trend. Auch andere Banken sparen bei ihrem landesweit­en Netz. Im Februar kündigte die Citibank die Schließung der Hälfte der Moskauer Filialen an. Online- Banken wie Tinkoff werden immer beliebter. Raiffeisen bleibt laut eigenen Angaben weiterhin in 44 Städten mit 130 Filialen aktiv. „Es geht nicht um eine Kürzung der Geschäftsa­ktivitäten oder einen Abzug aus Russland“erklärte Monin. Das Unternehme­n will von seinem Online-Ausbau profitiere­n. Man rechne damit, dass der Schritt zu einer Erhöhung des Privatkund­enstocks von zwei auf drei Millionen in den nächsten Jahren führe. Auch im Bereich der Klein- und Mittelbetr­iebe hofft man auf eine Erhöhung der Kundenzahl von 120.000 auf 250.000.

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