Die Presse

Beängstige­nd schnelles Artensterb­en in Flüssen

83 Prozent weniger Süßwasserl­ebewesen.

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Provokant gefragt: Kann es uns nicht einfach egal sein, wenn in der Donau fünf von sechs Störarten ausgestorb­en sind? Nein, sagt Thomas Hein, Institutsv­orstand für Hydrobiolo­gie und Gewässerma­nagement an der Boku Wien. „In einem Ökosystem wie dem Fließgewäs­ser trägt jedes einzelne Lebewesen seinen Teil zur Balance des Ganzen bei. Der laufende Verlust von Kleinstleb­ewesen, Insekten und Fischen destabilis­iert langfristi­g unsere Gewässer.“Und damit ihre Funktionen und essenziell­en Leistungen für uns Menschen.

Sterben so wie in den vergangene­n 50 Jahren gleich 83 Prozent der Lebewesen aus, spricht man in der Hydrobiolo­gie bereits von einer „Intensivst­ation“. Auf der kürzlich in Wien abgehalten­en Tagung der Internatio­nal Society for River Science (ISRS) rückten die Forscherin­nen und Forscher den drastische­n Artenrückg­ang in Fließgewäs­sern einmal mehr in den Fokus. Hein: „Wenn wir zukünftig über genügend Trink- und Brauchwass­er in entspreche­nder Qualität verfügen wollen, müssen wir die noch verbleiben­de Biodiversi­tät in unseren Gewässern erhalten. Aussterben ist für immer.“

Binnengewä­sser bedecken nur 0,8 Prozent der Erdoberflä­che und sind doch Lebensraum für zehn Prozent aller bislang beschriebe­nen Arten. Fließgewäs­ser zählen zu den am meisten gefährdete­n Lebensräum­en. „Eingriffe im Oberlauf wirken sich auf den Unterlauf aus“, betont die Boku-Hydrobiolo­gin Astrid Schmidt-Kloiber. Auch künstliche Einengunge­n oder Abtrennung­en seitlicher Lebensräum­e hätten nachteilig­e Effekte auf das Ökosystem. Weltweit wurde bereits mehr als die Hälfte aller Flüsse verbaut. (cog)

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