Generationendebatte und Bestimmung des Standorts
Am Tag der Industrie standen zwei Podiumsdiskussionen rund um die Themen Generationengerechtigkeit und Standortpolitik auf dem Programm.
Bei der ersten Diskussion im Museum für angewandte Kunst am Donnerstag sprachen Klaudia Bachinger, Gründerin des Start-ups Wisr, und Wolfgang Mazal, Vorstand des Instituts für Sozial- und Arbeitsrecht, über Pensionssysteme und Zukunftspolitik.
Bachinger vermittelt pensionierte Experten an Unternehmen und betont deren Wert für den Arbeitsmarkt. „Ältere Menschen haben durch ihre Erfahrungen viel Wissen gesammelt: Das kommt nur mit der Lebenserfahrung, da hilft kein YouTube-Video“, sagte sie. Kollektivvertraglich bedingte künstliche Verteuerung würde ältere Mitarbeiter für Unternehmen unattraktiv machen, hakte Mazal ein. Er betonte, dass ein Pensionssystem nur so lang funktioniere, wie es auch genügend Erwerbstätige gäbe. Durch lange Ausbildungszeiten und frühe Pensionierungen gingen Arbeitskräfte verloren, sagte er: „Dieses Problem kann nicht allein von der Politik gelöst werden, die Bürger müssen mithelfen. Die ältere Generation darf nicht zu sehr auf ihre wohlerworbenen Rechte pochen. Man kann den Jungen nicht alles aufbürden.“
Auf dem zweiten Podium diskutierten der Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig, die Geschäftsführerin von Fronius International, Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, und die General-Managerin von Microsoft Österreich, Dorothee Ritz, über innovative Standortpolitik.
Ludwig hob die gute sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit in Österreich hervor. Auch die hohe Lebensqualität mache die Stadt für Unternehmen attraktiv. „Durch den Brexit gründen viele internationale Unternehmen einen Standort in der EU. Einige haben dabei Wien gewählt“, bemerkte der Bürgermeister. Damit internationale Expats leichter Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen, forderte Ludwig eine Reform der RotWeiß-Rot-Card.
Qualifizierte Zuwanderung helfe, sei aber nicht des Fachkräftemangels Lösung, warf Engelbrechtsmüller-Strauß ein. Auch Bildungsinvestitionen vor Ort seien wichtig. „Die Industrie sollte mit Universitäten und Fachhochschulen gemeinsam Projekte umsetzen“, schlug sie vor.
Ritz wiederum thematisierte die Veränderungen der Arbeitswelt an sich. „Die junge Generation will anders arbeiten als die ältere. Wir brauchen ergebnis- und projektbezogene Arbeitszeiten statt Präsenzstruktur“, sagte die Microsoft-Österreich-Managerin.
Was die Steuerlast betraf, schieden sich die Geister von Politik und Wirtschaft. Während sich die Unternehmerinnen eine Steuerentlastung für Unternehmen wünschten, warnte Ludwig, dass Einsparungen auch negative Konsequenzen hätten: „Spart man in der Verwaltung, dauert es länger, bis Projekte abgewickelt sind. Davon hat niemand etwas.“(jp)