Fortschritt sichert Wohlstand und Beschäftigung
Die Industrialisierung hat uns großen Wohlstand gebracht. Nun muss auch die digitale Revolution geschickt genutzt werden.
Der Wahlkampf ist geschlagen. Nun prüfen die Parteien in Gesprächen, ob sie ihre Ideen in einer Regierung umsetzen können. Während es in Bereichen wie Migration, Steuern oder Klima klare Positionen gibt, fehlt es bei einem wichtigen Thema an Visionen: Arbeit.
Und das, obwohl der Arbeitsmarkt vor der größten Revolution seit der Industrialisierung am Ende des 18. Jahrhunderts steht. Getrieben durch den technologischen Fortschritt in Form von Digitalisierung und Automatisierung und beeinflusst von den zunehmenden Wünschen der Menschen nach Selbstbestimmung, sinnstiftenden Tätigkeiten im Beruf sowie flexiblen Arbeitszeiten, muss Beschäftigung neu gedacht werden.
Digitalisierung ist das Zukunftsthema. Während ihr wirtschaftliches Potenzial unbestritten ist, erleben wir intensive Diskussionen über die Auswirkungen auf unsere Lebens- und Arbeitswelt. Zuletzt mehrten sich etwa die Analysen, wonach Industrie 4.0 einen ausgewogenen bis positiven Impuls für die Schaffung von Arbeitsplätzen hat.
Allerdings könnten vor allem gering qualifizierte Menschen, die in ihrem Job monotone und kleinteilige Routinetätigkeiten ausführen, werden, negative Auswirkungen spüren. Back-Office- Stellen wie Sekretäre, Schreibkräfte, TelefonVerkäufer oder Account-Manager im Finanzbereich werden immer wieder als Beispiele für Berufe angeführt, die es in Zukunft nicht mehr geben könnte. Meist sind es Tätigkeiten, die manuell ausgeführt werden, bei denen die standardisierte Verarbeitung von Daten eine Rolle spielt. Es geht also um Jobs, die genauso gut von Robotern durchgeführt werden könnten. Doch ähnlich wie die von Arbeitnehmervertretern übertriebene Kritik an der jüngste Erhöhung der Arbeitszeit auf zwölf Stunden ist die Angst vor dem Verschwinden der Arbeitsplätze auch nur ein Teil der Wahrheit: So geht in der öffentlichen Debatte unter, dass mit Automatisierung und Digitalisierung auch die Arbeitsproduktivität steigt. Unternehmen können also einen höheren Output oder bessere Qualität mit demselben oder weniger Input produzieren.
Es macht sie also wettbewerbsfähiger im globalen Wettstreit um die besten Produkte, beschreibt eine Studie des McKinsey Global Institute. Die Umstellungen auf automatisierte und digitalisierte Produktionsprozesse erfordern zudem Investitionen, die wiederum die Wirtschaft beleben und das Bruttoinlandsprodukt, also den Wohlstand eines Staates, erhöhen.
Wie schon zu Zeiten der industriellen Revolution könnte auch hier die Industrie eine Pionierrolle einnehmen. Immerhin ist sie einer der Hauptgründe für den Wohlstand, den sich die Industriestaaten in den vergangenen 200 Jahren erarbeitet haben. Österreich gehört hier zu jenen Ländern, in denen die Industrie für Beschäftigung, technologischen Fortschritt und Wertschöpfung sorgt. Rechnet man die produktions- und industrienahen Dienstleistungen hinzu, beschäftigt die Industrie direkt und indirekt 2,5 Millionen Arbeitnehmer und generiert mehr als 170 Milliarden Euro – 56 Prozent der gesamten Wertschöpfung in Österreich. Umgerechnet sorgt damit jeder Österreicher für rund 7000 Euro an Wertschöpfung.
Wenn man von Wohlstand spricht, darf man eines nicht vergessen, das dieser mit sich bringt: sozialen Frieden. Österreich hat die fünftniedrigste Armutsgefährdungsquote der westlichen EUStaaten. Als arm gelten in Österreich nur 3,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dieser niedrige Wert hängt natürlich eng mit der niedrigen Arbeitslosenquote zusammen, die derzeit unter fünf Prozent liegt.
Um die Beschäftigung weiterhin hoch zu halten und trotz der eingangs erwähnten Umbrüche auch künftig zu sichern, ist entschlossenes und zielgerichtetes Handeln notwendig. So hat Österreichs Industrie schon heute klare Forderungen an die nächste Regierung: Allem voran muss die Abgabenund Steuerlast sinken. Mit 42 Prozent muss derzeit zu viel an den Fiskus abgegeben werden – im EUSchnitt sind es nur 37 Prozent. Dasselbe gilt für die viel zu hohen Lohnnebenkosten. Zudem soll die Forschungsquote auf mindestens vier Prozent des BIP erhöht werden, damit Österreich im Wettbewerb um neue Technologien vorangeht. Dazu gehört auch eine flächendeckende, schnelle Internetverbindung, damit sich die Digitalisierung in der Wirtschaft ausbreiten – und auch künftig den Wohlstand sichern kann.