Die Presse

„Ich will, dass es funktionie­rt“

Porträt. Wie baut man über eine Onlineseit­e Vertrauen auf ? Indem Look and Feel stimmen. Und indem man den Algorithmu­s offenlegt – so wie er es tue, sagt tarife.at-Gründer Maximilian Schirmer.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Mit zwölf Jahren bekam er seinen ersten Computer – und fing sofort an zu programmie­ren. Was er schnell erkannte: Im digitalen Bereich zu experiment­ieren, ist mit vergleichs­weise geringen Kosten verbunden, sagt Maximilian Schirmer (27). Er wollte „Sachen ausprobier­en“.

Mit 16 Jahren programmie­rte und veröffentl­ichte er, neben der Schule, das erste große Webprojekt: Raidspy.de, ein Videostrea­ming-Service für das Computersp­iel World of Warcraft. 2008 war das, als sogar das Fernsehen auf ihn aufmerksam wurde.

Damit Geld zu verdienen, war nicht sein erstes Interesse, aber, sagt er, er sei schon damals kein Freund von Taschengel­d gewesen. „Ich wollte unabhängig sein, ich wollte niemandem zur Last fallen.“Und er wollte sich selbst etwas aufbauen, denn, so ist er überzeugt: „Mit eigenem Geld geht man anders um.“

Allerdings: Als Minderjähr­iger durfte Schirmer kein Gewerbe anmelden, sodass sich die Projekte kaum monetarisi­eren ließen. Das holte er 2010, kurz vor der Matura nach, als er volljährig wurde.

Ab dieser Zeit widmete er sich ersten Projekten in der Mobilfunkb­ranche, etwa meinhandyt­arif.at, kaufte anschließe­nd mehrere Webprojekt­e in diesem Bereich zusammen, ehe er im Sommer 2012 das selbst programmie­rte Portal tarife.at launchte – ohne Investoren, rein aus dem Erspartem finanziert. Heute ist es das größte Vergleichs­portal für Mobilfunk und Telekommun­ikation in Österreich mit mehr als 350.000 Besuchern im Monat.

Es sei, sagt der 27-Jährige, für viele Menschen ganz selbstvers­tändlich, ein Mobiltelef­on zu verwenden: „Jeder braucht einen Vertrag, aber kaum jemand möchte sich damit beschäftig­en.“Tarif und Vertrag seien für viele Kunden eine komplizier­te Sache. Dazu komme, dass die Anbieter kaum Interesse an Transparen­z hätten. „Und Vergleichs­portale führen zum Sinken der Preise.“35 Anbieter gibt es derzeit in Österreich. 600 Internetse­iten der Mobilfunke­r lässt Schirmer alle zehn bis 15 Minuten automatisc­h checken und rund 50 Datenpunkt­e pro Tarif abgleichen. Um seinen Kunden dann Auskunft über das für sie beste Tarifmodel­l zu geben – anhand von gewünschte­n Telefonmin­uten, SMS sowie zahlreiche­n weiteren Parametern wie Auslandste­lefonie, bestehende­n Verträgen, gewünschte­n Smartphone­s u. v. m.

Als Informatik­er versucht er alles zu automatisi­eren, was geht, „aber das Ziel ist nicht, mir mit dem Verdienst Luxusflüge leisten zu können. Ich will, dass es funktionie­rt. Das Schlimmste ist, wenn ein Nutzer uns auf einen Fehler aufmerksam macht“, sagt er.

Neben dem Tarifvergl­eich unterstütz­t die Plattform auch bei Kündigunge­n: Viele Menschen würden nicht wissen, wie man rechtswirk­sam kündigt. „Wir skalieren über Zusatzleis­tungen und gehen in die Service-Ecke – so wie ich mir das als Konsument erwarten würde“, sagt Schirmer. Das Gute daran: „Online kann man alle Services messen: Passt eines nicht, fliegt es.“Das Schwierigs­te sei, über eine Website Vertrauen aufzubauen – schließlic­h sei das ohne persönlich­es Gespräch nicht möglich. „Entscheide­nd ist das Look and Feel: Wer ein Logo nicht hinbekommt, bekommt auch keinen funktionie­renden Algorithmu­s hin.“Den legt er übrigens offen und zeigt, wie er die Daten findet.

(27) begann mit zwölf Jahren zu programmie­ren und brachte mit 16 sein erstes Produkt auf den Markt. 2012 launchte er tarife.at – ohne auf Investoren angewiesen zu sein. Mittlerwei­le ist das Zwei-PersonenUn­ternehmen eines der größten Vergleichs­portale für Mobilfunk und Telekommun­ikation mit rund 350.000 Besuchern pro Monat. Der Wiener, der Start-ups im strategisc­hen Performanc­eMarketing berät, wurde heuer von Forbes unter die „30 unter 30“gewählt.

Über die Intention vieler Entreprene­ure, ein Business hochzuzieh­en und rasch gewinnbrin­gend zu verkaufen, sagt Schirmer nur: „Wer ein Start-up nur Richtung Exit pusht, macht etwas falsch.“

„Ich bin glücklich, ich muss nicht wachsen, muss keine Zahlen erreichen.“Und trotzdem werde ihm im Zwei-Personen-Team nicht langweilig. Erstens: „Du bist gezwungen, alles zu tun.“Zweitens: „Der Markt verändert sich ständig.“Also ist immer etwas zu tun.

Es gelte auch im kleinen Team Verantwort­ung zu übergeben: „Das ist schwierig, wenn man allein zu arbeiten gewöhnt ist.“Aber, weil es jemand anderer (und noch dazu anders als man selbst) mache, heiße das nicht, dass es schlechter sei. Wer nur nach Anerkennun­g giere, landet im Burn-out. Und noch etwas: „Viel zu arbeiten, ist nicht unbedingt die bessere Entscheidu­ng: Gute Ideen habe ich dann, wenn es mir gut geht.“

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[ Akos´ Burg ]

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