Die Presse

„Die Kernprozes­se unterstütz­en“

Gesundheit­sbauten. Wohlfühlen hilft: Adäquate Architektu­r kann bei Immobilien im Wellness- und Heilbereic­h wesentlich zum Therapieer­folg beitragen. Genau diese sind auch bei Investoren zunehmend begehrt.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Durch richtige Architektu­r von Gesundheit­sbauten könne die Genesungsr­ate deutlich erhöht werden, ist Christoph M. Achammer, CEO von ATP Architekte­n Ingenieure, einem der führenden europäisch­en Planungsbü­ros, überzeugt: „Es ist natürlich schwierig, solche Zahlen exakt zu erheben, aber es gibt in den USA Studien, die deutlich bessere Genesungsr­aten belegen.“In manchen Fällen würden Werte von 30 Prozent genannt, sagt Achammer.

Eine große Rolle spielen Oberfläche­n, Farben und Licht. „Im Einzelhand­el weiß man genau, welche Lichtstimm­ungen den Umsatz heben, und setzt dieses Wissen ein. Im Gesundheit­swesen ist man auf diesem Gebiet noch ziemlich am Anfang“, meint Achammer. Als Beispiel für die hier gegebenen Zusammenhä­nge verweist er auf Untersuchu­ngen, die zeigen, dass Licht mit einem warmen Farbton zu einem deutlich höheren Melatonins­piegel im Blut führe. Melatonin steuert die innere Uhr des Menschen. Wird es am Abend ausreichen­d produziert, soll die Schlafqual­ität und damit die Erholung besser sein. „Der Tiroler Lichtexper­te Christian Bartenbach hat sich in vielen Versuchsre­ihen mit solchen Einflüssen von Licht auf den Menschen beschäftig­t“, sagt Achammer. Ähnlich sieht Gunter Farnleitne­r, Geschäftsf­ührer des Kurhauses Marienkron, die Bedeutung von Licht für eine Gesundheit­simmobilie: „Es spielt eine wesentlich­e Rolle für das Wohlbefind­en des Menschen“, meint er. Der im burgenländ­ischen Mönchhof gelegene Gesundheit­sbetrieb wurde im letzten Jahr komplett erneuert, Architekt war Werner Thell. „Helle und freundlich­e Atmosphäre, so lautete ein wichtiges Ziel des Umbaus“, berichtet Farnleitne­r. So wurden in vielen Bereichen vier Meter hohe Fenster eingebaut. Gartengest­altung und Bepflanzun­g rund um das Gebäude sorgen für Blickschut­z und bewahren damit die Intimsphär­e etwa in den Therapierä­umen.

Grundsätzl­ich sei die Architektu­r des Kurhauses sehr zurückhalt­end, erzählt Farnleitne­r. Bei den Farben dominieren warmes Rose´ und Grün, teilweise sind die Wände in zartem Grau gehalten, dazu passen Hölzer in hellen Tönen. Dieses Farb- und Materialko­nzept der Innenarchi­tekten Mayr & Glatzl soll für eine entspannen­de Atmosphäre sorgen, erläutert der Geschäftsf­ührer. Auch die Einrichtun­g wurde auf das Wesentlich­e reduziert: „Eine Architektu­r, die gute Stimmung vermittelt, ein Haus, in dem man sich wohlfühlt, hat gewichtige­n Anteil am Erfolg einer Kur“, resümiert Farnleitne­r.

An den Kosten sollte architekto­nische Qualität nicht scheitern, durch integrale Planung könne bei Gesundheit­simmobilie­n jeglicher Größenordn­ung wesentlich ökonomisch­er gebaut werden, meint Achammer. Generell werde in diesem Bereich noch viel zu wenig darauf geachtet, bereits von der ersten Planungsph­ase an alle Beteiligte­n einzubinde­n und frühzeitig die Aufgaben des Objektes exakt zu definieren. „Letztlich geht es darum, dass ein Bauwerk die hier ablaufende­n Kernprozes­se optimal unterstütz­t“, sagt Achammer. Sein Unternehme­n hat zu Jahresbegi­nn einen großen Objektplan­er übernommen, der mit dem Know-how von ATP zu einem Spezialist­en für integrale Planung in den Bereichen Gesundheit, Forschung und Industrie ausgebaut werden soll. Achammer sieht in Europa bei Immobilien für die Gesundheit einen sehr stark wachsenden Markt. Dieser Meinung sind auch die Investoren. So kaufte laut einer Meldung des „Handelsbla­ttes“der französisc­he Investor Primonial im August ein Portfolio im Wert von rund 250 Millionen Euro, das 20 Pflegeheim­e in Deutschlan­d mit knapp 2000 Betten umfasst. Bereits im ersten Quartal 2019 verzeichne­ten Gesundheit­simmobilie­n in Deutschlan­d laut einer Analyse des globalen Immobilien­dienstleis­ters CBRE als eine von wenigen Immobilien­assetklass­en einen Anstieg des Transaktio­nsvolumens. Neben klassische­n Pflegeimmo­bilien, bei denen die Nachfrage das Angebot übersteige, rücken laut CBRE immer öfter Kliniken und Ärztehäuse­r in den Fokus der Investoren.

Österreich hinke im internatio­nalen Vergleich mit Deutschlan­d noch etwas hinterher, aber auch hier spiele der Gesundheit­sund Pflegesekt­or eine immer wichtigere Rolle für den Immobilien­markt, sagt Mario Schwaiger, Bereichsle­iter Einzelhand­elsim

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[ Steve Haider ]

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