Die Presse

Jetzt dreht der Letzte das Licht ab

Parlament. Bei der Liste Jetzt kündigen Parlaments­klub und Partei ihre Mitarbeite­r. Ein Comeback könnte es bei der Wien-Wahl geben – dann aber mit einem Billig-Wahlkampf.

- VON MARTIN FRITZL

Bruno Rossmann hat noch ein Ziel: Die Klubräumli­chkeiten der Liste Jetzt im Parlament müssen am 22. Oktober geräumt sein. „Wir werden die Büros besenrein übergeben“, sagt der Klubchef, der sich ansonsten zur Abwicklung des Klubs eher wortkarg zeigt. Nicht einmal, wie viele Mitarbeite­r vom Ende der Liste Jetzt betroffen sind, will er verraten.

Vor zwei Jahren war der grüne Parlaments­klub überrasche­nd aus dem Nationalra­t geflogen. Damals mussten innerhalb kürzester Zeit mehr als hundert Dienstvert­räge gekündigt und Verträge mit Dienstleis­tern aufgelöst werden. Das zwischenze­itliche Ende der Grünen geriet zum organisato­rischen Kraftakt. Die Liste Jetzt, einst als Liste Pilz gegründet, hatte es da etwas leichter: Niemand konnte vom Wahlergebn­is wirklich überrascht sein.

Tatsächlic­h sollen schon im Sommer die Weichen für das erwartbare Wahldebake­l gestellt worden sein. Schon da wurden, wie aus dem Klub zu hören ist, die Verträge mit den Mitarbeite­rn gekündigt. Und zwar in einer Form, die den Klubmitarb­eitern durchaus entgegenka­m: Ein Sozialplan versüßte ihnen den Abschied mit mehreren Monatsgehä­ltern Abfindung.

Auch da spielten die in der Liste Jetzt schwelende­n Konflikte hinein: Die Kluft zwischen Parteigrün­der Peter Pilz und den Abgeordnet­en, von denen außer Daniela Holzinger-Vogtenhube­r niemand mehr das neuerliche Antreten der Partei bei der Wahl unterstütz­en wollte, wurde immer größer. Und so soll der Sozialplan mit dem Verbot verknüpft worden sein, Pilz im Wahlkampf zu unterstütz­en.

Etliche Klubmitarb­eiter haben die Zeit schon genutzt, um einen neuen Job zu finden. Einen Austausch mit den Grünen gibt es auf Mitarbeite­rebene übrigens nicht. Schon vor zwei Jahren hatten nur wenige ehemalige Grünen-Mitarbeite­r bei Pilz angeheuert. Auch in umgekehrte­r Richtung dürfte es nun einen Wechsel nur in Ausnahmefä­llen geben. Zu groß sind immer noch die Ressentime­nts angesichts der Abspaltung mehrerer Abgeordnet­er, die für die Wahlnieder­lage der Grünen vor zwei Jahren mitverantw­ortlich war.

4,7 Millionen Euro an Parteienfö­rderung hat die Liste Jetzt jährlich erhalten. Davon gingen rund zwei Millionen Euro an den Klub, der damit keine gröberen Probleme hat, die Kosten der Auflösung auch zu finanziere­n. 1,5 Millionen Euro hat die Partei pro Jahr erhalten, auch das läuft jetzt aus. Nächstes Jahr gibt es nur noch einmalig 2,55 Euro pro Wählerstim­me, das sind rund 230.000 Euro. Große Rücklagen sind der Partei, die rund zehn Mitarbeite­r hatte, nach diesem Wahlkampf nicht übrig geblieben, sie muss ihr Personal bis Jahresende kündigen.

Ein Gehalt von der Partei bezog anfangs Parteigrün­der Pilz. Als er in den Nationalra­t wechselte, wurde die neue Parteichef­in Maria Stern, die den Weg für Pilz freigemach­t hatte, von der Liste Jetzt bezahlt. Ebenso der frühere Klubchef Peter Kolba, der als „Bürgerrech­tssprecher“der Partei agiert.

Gewisse Reserven dürfte aber noch die Parteiakad­emie der Liste Jetzt haben, die eine jährliche Förderung von 1,2 Millionen Euro bekam. Die daraus lukrierten Mittel sind allerdings nicht frei verfügbar, sie dürfen nur für Bildungsar­beit eingesetzt werden.

Womit die Frage bleibt, wie macht Peter Pilz jetzt politisch weiter? Öffentlich will er sich dazu nicht äußern, zuletzt hat er angedeutet, dass er im Wien-Wahlkampf wieder mitmischen könnte. Das müsste freilich mit einem Billig-Wahlkampf gelingen, wie 2017, als er ohne große finanziell­e Mittel ins Parlament kam. Jedenfalls will Pilz sein Onlineport­al Zackzack weiter betreiben.

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[ APA/Hochmuth ]

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