Gebühren – das Körberlgeld der Banken
Kosten. Die weitere Erhöhung der Negativzinsen für Banken steigert deren Ertragsdruck. Da sie diese hierzulande nicht an die Kunden weitergeben dürfen, suchen sie neue Einnahmequellen und drehen an der Spesenschraube.
Zinsen – was ist das? Die Frage ist angesichts des Nullzinsniveaus in Europa durchaus berechtigt. Dass Guthaben auf dem Sparbuch aufgrund der Kombination aus Nullertrag und Inflation (die zugegebenermaßen niedrig ist) schrumpfen – damit haben sich viele Anleger, die zudem das Risiko von Wertpapieren scheuen, schon abgefunden. Jetzt droht ihnen freilich ein weiterer Angriff: Die gerade erst von der Europäischen Zentralbank (EZB) auf 0,5 Prozent erhöhten Negativzinsen auf Geld, das Banken bei der EZB parken, bringt die Geldinstitute noch mehr unter Druck. Weil sie aber Geld verdienen wollen – und auch sollen, schließlich sind sie ein Motor der Wirtschaft und sorgen für Tausende Arbeitsplätze –, drehen sie an anderen Schrauben.
In Deutschland wird bereits offen über Strafzinsen auch für Privatanleger gesprochen. Das geht in Österreich nicht, das hat der Oberste Gerichtshof untersagt. Also suchen die Banken Alternativen, und da bieten sich Gebühren an – vor allem versteckte, wie die Arbeiterkammer warnt.
„Die Banken drehen kräftig an der Gebührenschraube, auch bei Konten, die als gratis beworben werden, wie etwa den Studentenkonten“, stellt AK-Finanzexperte Christian Prantner fest. Die Fülle an Anfragen und Beschwerden gibt ihm Recht. Wobei persönliche Erfahrungen nicht generalisiert werden sollten und die Banken beteuern, nicht einfach nach Gutdünken Spesen erhöhen zu können. „Wir dürfen die Gebühren nur einmal im Jahr anpassen, und zwar nach dem Verbraucherpreisindex“, erklärt man bei der Bank Austria. Und da habe der Kunde eine Einspruchsmöglichkeit.
Meist bleibt einem nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, denn ohne Girokonto ist ein Geldleben heutzutage fast nicht managbar. Die Alternative: Man wechselt das Institut – oder droht zumindest damit. „Niemand sagt, dass man bei der Hausbank kleben muss“, sagt Prantner. Ein Blick auf das eigene Portefeuille und die Nutzungsgewohnheiten lohne allemal, rät auch Reinhold Baudisch, Geschäftsführer des Vergleichsportals Durchblicker.at. Besonders viel Sparpotenzial ortet er bei Bauspardarlehen. Mittels Umschuldung könne man bei Verträgen, die zu rund vier Prozent Zinsen abgeschlossen worden sind, den Zinssatz auf 0,75 bis 1,5 Prozent drücken.
Faktum ist, dass die Banken vor allem bei personalintensiven Leistungen kassieren, etwa bei Schaltertransaktionen und ErlagscheinZahlungen – auch, um Kunden auf kostengünstigere Automaten oder Onlinebanking umzuleiten.
Laut dem letzten im Mai erstellten Bankenmonitor der AK, der weitgehend aktuell ist, kostete eine Zahlscheintransaktion bei der Bawag (auf ein Fremdkonto) im November 2018 6,40 Euro, ein Euro mehr als ein Jahr zuvor. Jetzt muss man schon 7,90 Euro berappen. Die Bawag ist kein Einzelfall: Sieben der zwölf zuletzt untersuchten Banken haben vier bis 26 Entgelte erhöht.
Gut verdienen die Banken nicht nur beim boomenden Auto-Leasing-Geschäft, bei dem sie für abgeschlossene Verträge Provision kassieren, sondern auch bei Sollzinsen. Die liegen nämlich nach wie vor bei bis zu 12,75 Prozent (Erste Bank, laut Durchblicker.at). Angesichts der Tatsache, dass rund 35 Prozent der österreichischen Girokonten überzogen seien, sei das ein erkleckliches Körberlgeld von einigen Hundert Mio. Euro, sagt Prantner. „Für Menschen, die ihr Konto regelmäßig überziehen, zahlt sich ein Wechsel zu einem Institut mit günstigeren Konditionen aus“, lautet daher sein Rat. Während die Banken bei den Girokonten der Bestandskunden tatsächlich ein enges Korsett hätten, böte sich bei Neukunden – und vor allem auch bei neuen Produkten – ein größerer Spielraum, meint Prantner. Der Strategieberater für Finanzdienste ZEB hält neue Services für den probaten Weg zu mehr Ertrag. So etwa könnten Banken je nach Serviceintensität und -umfang verschiedene Angebote mit gestaffelten Gebühren machen – ähnlich der First-, Business- und Economy-Class beim Fliegen. Thema könnte bei Neuverträgen auch ein „Verwahrentgelt“werden, das in Deutschland – als versteckter Strafzins – diskutiert wird. Und noch ein Thema dürfte angesichts der Zinslage wieder „heiß“werden: Bankomatgebühren. Sie sind nach einem Verfassungsgerichtshofsurteil vom Vorjahr erlaubt, wenn man bei einem Gerät einer Bank abhebt, bei der man kein eigenes Konto hat. Die Kosten trägt der Kunde in dem Fall je nach Vertrag über die Kontoführungsgebühr oder das Zeilenentgelt. Hohe Abhebungsgebühren im Ausland sorgen schon jetzt für viele Beschwerden bei den Konsumentenschützern.