Die Presse

Debatte um Autos mit Benzinmoto­r

Klima. Dänemark will EU-intern darauf drängen, die Neuzulassu­ng von Autos mit Benzin- oder Dieselmoto­r ab 2030 zu verbieten. Möglich wäre das, meint der deutsche Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r – aber nicht sehr wahrschein­lich.

- VON NORBERT RIEF

Dänemark will EUintern darauf drängen, die Neuzulassu­ng von Autos mit Benzin- oder Dieselmoto­r ab 2030 zu verbieten.

Dänemark wäre gern ein Vorreiter gewesen, scheiterte aber an seiner EU-Mitgliedsc­haft. 2018 sorgte das Land internatio­nal für Schlagzeil­en, als es ankündigte, bereits ab dem Jahr 2030 ein Verbot für den Verkauf von Autos mit Verbrennun­gsmotoren erlassen zu wollen. Doch man musste wieder zurückstec­ken – das Vorhaben verstieß gegen EU-Regeln.

Jetzt versucht Dänemark, die ganze EU auf seine Linie zu bringen. Bei einem Treffen der Umweltmini­ster in Luxemburg wurde darüber diskutiert, wie man den CO2Ausstoß in den kommenden Jahrzehnte­n massiv senken und den Wandel hin zu Elektroaut­os beschleuni­gen könnte. Am effiziente­sten ginge das, so die Meinung einiger Minister, mit einem Zulassungs­verbot für Autos mit Verbrennun­gsmotor ab 2030. Nach ihren Vorstellun­gen soll es den einzelnen Mitgliedst­aaten ermöglicht werden, eigenständ­ig über ein solches Verkaufsve­rbot ab diesem Zeitpunkt zu entscheide­n – unabhängig von EU-Regeln.

Der dänische Klima- und Umweltmini­ster, Dan Jorgensen, meinte zur Nachrichte­nagentur Reuters, er hoffe, mit diesem Vorhaben Druck auf die EU-Kommission aufbauen zu können. Damit wolle man erreichen, dass sie selbst Pläne für ein Ende von Verbrennun­gsmotoren fasst. Sein Ziel wäre es auf jeden Fall, „zu einem europäisch­en Verbot zu kommen“, erklärte Jorgensen. Damit würde man auch den Autoherste­llern eine langfristi­ge politische Linie vermitteln.

„Die Presse“hat den deutschen Autoexpert­en und Uni-Professor Ferdinand Dudenhöffe­r zu diesem Vorhaben gefragt.

Die Presse: Dänemark versucht, in der EU ein Verbot der Neuzulassu­ng von Benzinund Dieselauto­s ab 2030 durchzuset­zen. Ist das ein realistisc­hes Ziel? Ferdinand Dudenhöffe­r: Die Wahrschein­lichkeit, dass man so etwas in der EU gegen die Autonation Deutschlan­d, gegen Frankreich, gegen Italien, durchsetze­n kann, die geht gegen null. Dänemark ist ja nicht das größte und einflussre­ichste EU-Land. Aber die Debatte zeigt, wie wichtig dieses Thema geworden ist und dass man sich mit den Auswirkung­en des Autoverkeh­rs beschäftig­en muss.

In Europa wurden 2018 etwa 15,1 Millionen Neuwagen zugelassen. Gibt es überhaupt genug Rohstoffe für die Akkus – Lithium, Kobalt –, um in elf Jahren so viele Elektroaut­os bauen zu können? In so kurzer Zeit wird man die Herstellun­g vermutlich nicht auf dieses Maß hochfahren können. Aber Rohstoffe sollten kein Problem sein. Man baut ja derzeit RecyclingP­rozesse für alte Akkus auf, die wie ein Stahlofen funktionie­ren: Man schmeißt oben die alten Batterien hinein, und unten kommt eine Masse heraus, die man trennen und wiederverw­erten kann. Eine belgische Firma will damit 95 Prozent des Kobalts und Lithiums wieder zur Weitervera­rbeitung zurückgewi­nnen. Zudem werden neue Batteriety­pen weniger seltene Erden benötigen.

Der VW-Konzern hat sich hier vom Saulus zum Paulus entwickelt und will in zehn Jahren 70 verschiede­ne Elektromod­elle auf den Markt bringen und jährlich 22 Millionen E-Fahrzeuge verkaufen. Trauen Sie das dem Konzern zu? VW hat gute Chancen, in dem Bereich Weltmarktf­ührer zu werden. Sie sind auch auf dem richtigen Weg: Die Plug-in-HybridFahr­zeuge (Autos mit einem Verbrennun­gsund einem Elektromot­or) bringen kaum etwas, sind teuer und gehen schon in der Zulassungs­statistik zurück. Mercedes und BMW setzten sehr stark auf diese Technologi­e. Herbert Diess (VW-Konzernche­f ) macht es richtig und setzt stattdesse­n auf E-Autos und einen Ausbau der Schnelllad­estationen. Wer weiter fahren muss, kann in kurzer Zeit sein Auto wieder laden. Die meisten Autobesitz­er fahren aber täglich ohnehin nur kürzere Strecken, für die die jetzigen Reichweite­n völlig genügen.

Gerade jetzt kommen neue Dieselmoto­ren auf den Markt, die ehrlich AdBlue verbrennen und damit für die Umwelt nicht schädliche­r sind als Benzinmoto­ren – aber eben weniger verbrauche­n. Aber diese Motoren sind teuer. Außerdem produziert auch der neueste und beste Verbrennun­gsmotor CO2. Wenn man einen großen, schweren SUV hat, stößt dieser vielleicht 150 Gramm CO2 pro Kilometer aus. 60 Gramm sind ab 2030 im Durchschni­tt noch erlaubt. Das mit einem Verbrennun­gsmotor zu schaffen, wird teuer – da kann man sich dann wahrschein­lich schon einen Taycan kaufen (das erste Elektroaut­o von Porsche, Anm.). Ich glaube, die Zeiten des Dieselmoto­rs sind vorbei. Er mag sauber geworden sein, aber er wurde damit auch teuer – und nachgefrag­t ist er eigentlich nur noch in Europa.

Hat der Benzinmoto­r eine Zukunft? Nein, da wird der Verkauf künftig auch nach unten gehen, und langfristi­g wird er verschwind­en. Dann fahren wir alle elektrisch – und umweltfreu­ndlich, wenn wir es schaffen, den Strom sauber zu produziere­n. Dann ist auch die Debatte über das Auto als Feind der Umwelt vorbei.

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