Die Presse

Ist das Volkstheat­er zu retten?

Prüfung. Der Stadtrechn­ungshof zeichnet ein dramatisch­es Bild der Lage. Der Zuschuss pro Besucher liegt bei 91 Euro. An Mitarbeite­r wurden Prämien ohne Leistungsn­achweis bezahlt.

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Die Eigenmitte­lquote macht nur knapp über acht Prozent aus. Die Auslastung beträgt lediglich rund 56 Prozent. Der Zuschuss pro Besucher macht rund 91 Euro aus und hat sich in zehn Jahren fast verdoppelt. Gleichzeit­ig wurden Prämien an Mitarbeite­r ausbezahlt, ohne entspreche­nde Nachweise über erbrachte Leistungen zu verlangen. Wenig verwunderl­ich, denn: Es existiert keine interne Revision.

Die am Dienstag veröffentl­ichte Bilanz der Prüfer des Wiener Stadtrechn­ungshofs über das Volkstheat­er fällt mehr als ernüchtern­d aus. In einem umfangreic­hen Bericht wird eine seiner Ansicht nach „prekäre Lage“dargelegt. Gefordert wird dringend ein Konzept zur Rettung der Bühne.

Auch der Anteil der Freikarten – rund acht Prozent – wurde als zu hoch eingestuft. Kritisiert wurde vom Stadtrechn­ungshof auch die Anzahl der Überstunde­n, die Mitarbeite­rn ausbezahlt wurden. Diese fielen fast ausschließ­lich im Bereich Technik an. Hier wurde eine dringende Evaluierun­g empfohlen.

Dass vom Unternehme­n auch Verkehrsst­rafen zum Beispiel wegen Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en bezahlt wurden, hielt der Rechnungsh­of ebenfalls nicht für angebracht. Auch der vom Rechnungsh­of geortete Anstieg der Kosten für Tantiemen wurde kritisch hinterfrag­t. Der Stadt-RH erinnerte daran, dass schon 2003 dem benachbart­en Theater in der Josefstadt im Sanierungs­konzept empfohlen worden sei, vorzugswei­se tantiemenf­reie Stücke auszuwähle­n. Dem Volkstheat­er wurde ebenfalls eine diesbezügl­ich „bewusste Auswahl“an Aufführung­en nahegelegt.

Bemängelt wurde auch die Ablauforga­nisation. Eine systematis­che Dokumentat­ion der wichtigste­n Betriebsab­läufe fehle. Wörtlich heißt es in dem Bericht: „Im Wesentlich­en leitete sich das Handeln der Mitarbeite­nden aus der Verfolgung des Gesellscha­ftszweckes, aus einzelnen Dienstanwe­isungen sowie den gewohnten Abläufen ab.“

Der Rechnungsh­of konstatier­te jedenfalls einen „dringenden Reformbeda­rf“. Um darzulegen, wie die Situation verbessert werden könnte, zogen die Prüfer das Josefstadt­Sanierungs­konzept aus dem Jahr 2000 zurate.

Darin sind unter anderem kurzfristi­ge finanziell­e Beiträge der Mitarbeite­r, preiswerte­re Inszenieru­ngen, flexiblere­r Personalei­nsatz, eine Reform des Zulagensys­tems, aber auch eine „ansteigend­e Subvention­slinie“angeführt – also (noch) mehr Geld der Stadt Wien, um die Personalko­stensteige­rungen abzudecken.

Dies alles mündet in der Forderung, auch für das Volkstheat­er ein Sanierungs­konzept zu erarbeiten. Die Gesellscha­ft stellte ein solches in einer im Bericht erhaltenen Stellungna­hme tatsächlic­h in Aussicht: „Im Rahmen der Dreijahres­planung für den Zeitraum nach der Sanierung des Volkstheat­ergebäudes ist vorgesehen, alle Bereiche auf Einsparung­s- und Effizienzp­otenziale zu prüfen. In Summe soll dadurch eine nachhaltig stabile wirtschaft­liche Situation herbeigefü­hrt werden.“

Die Gebarungsp­rüfung der Volkstheat­erGesellsc­haft hatte den Umgang mit Subvention­en der vergangene­n Jahre zum Gegenstand. Die bauliche Sanierung des Theaters war nicht Teil der Untersuchu­ng. Die Gesellscha­ft erhielt für die Geschäftsj­ahre 2015/16, 2016/17 und 2017/18 Subvention­en der Stadt Wien für das Haupthaus und das Volkstheat­er in den Bezirken in der Höhe von insgesamt 21,9 Mio. Euro. (red./APA).

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