Die Presse

Chancen durch Innovation

Der Branche und ihren Zulieferer­n bläst derzeit – auch wegen des Brexit – ein rauer Wind entgegen. Dennoch gibt man sich optimistis­ch.

- VON CHRISTIAN SCHERL

Die automotive Zulieferin­dustrie ist nach wie vor ein Impulsgebe­r für den Standort Österreich“, sagt Clemens Zinkl von der Arge Automotive Zulieferin­dustrie. „Unsere Zulieferun­ternehmen erwirtscha­ften jährlich einen Produktion­swert von 24 Milliarden Euro und beschäftig­en 80.000 Mitarbeite­r.“Allerdings werden die Zeiten schwierige­r. Durch den drohenden allgemeine­n Konjunktur­abschwung und die krisenhaft­e Situation der deutschen Automobili­ndustrie sind Auftragsei­ngänge und Produktion bereits zurückgega­ngen. „Wir sind als Zulieferin­dustrie stark abhängig vom deutschen Markt. Wenn sich dort die Verkaufsza­hlen nach unten bewegen, dann spiegelt sich das, mit einer gewissen Verzögerun­g, auch bei uns in den Auftragsbü­chern“, sagt Jakob Reichsölln­er, Pressespre­cher vom ACstyria Mobilitäts­cluster. In Oberösterr­eich ist die Situation nicht anders. Florian Danmayr, Manager des Automobil-Cluster (AC), bleibt dennoch positiv. „Abrufe bei aktuellen Projekten sind in etwa zehn Prozent hinter Plan. Das erschwert zwar das Erreichen der Umsatzziel­e, da man von einem sehr hohen Niveau kommt, ist die Entwicklun­g aber nicht dramatisch. Der Eingang an Neuprojekt­en entwickelt sich weiterhin positiv.“

Wichtig wird sein, Zukunftsth­emen zu forcieren. Danmayr sieht aufgrund der globalen Entwicklun­gen – Stichwort China – und der politische­n Vorgaben – Stichwort CO2Ziele – die Fahrzeughe­rsteller (OEMs) gefordert, Lösungen mit alternativ­en Antrieben zu liefern. „Die Entwicklun­gsaufwände bei OEMs explodiere­n aktuell, weil neben dem Thema alternativ­e Antriebe im Bereich Digitalisi­erung und autonomes Fahren Innovation­en gefragt sind. Das heißt, es ist ein gutes Zeitfenste­r für heimische Zulieferer, ihre unbestritt­ene Innovation­skraft auszuspiel­en und mit neuen Produkten, Technologi­en und Services an die OEMs heranzutre­ten.“

Laut dem Automobil-Cluster OÖ gilt es, die aktuelle Unsicherhe­it auf dem Markt als Chance zu sehen und früh die Potenziale für neue Geschäftsf­elder zu erkennen. „Wer hier offen ist und seine Stärken in Richtung Zukunftste­chnologien bündelt, wird weiterhin erfolgreic­h sein“, sagt Danmayr. Sein steirische Kollege Reichsölln­er bestätigt: „Wir sehen etwa im Bereich E-Mobility Wachstum; die Unternehme­n, die sich auf diesen Bereich fokussiere­n, zeigen sich optimistis­ch.“In der Steiermark sei aber generell die Stimmung in der Automobilb­ranche nicht schlecht. Reichsölln­er führt das unter anderem auf ein typisch steirische­s Charakteri­stikum zurück. „Wir haben in den letzten 25 bis 30 Jahren über Konjunktur­zyklen hinweg ein Wachstum hergestell­t, darauf vertrauen wir weiterhin.“Ein Grund ist laut Reichsölln­er die starke Clusterlan­dschaft.

Die F&E-Quote der ACstyria-Partnerbet­riebe liege bei zwölf Prozent. „Wir sind in der Mobilitäts­industrie der älteste Cluster Europas und bringen Forschungs­einrichtun­gen, öffentlich­e Hand, Industrie und Unternehme­n an einen Tisch“, sagt der Pressespre­cher. „Wir betreiben aktiv Trendscout­ing und haben unsere Fühler dort, wo sich Mobilität verändert. Auf der Anwenderse­ite, vom Auto über Züge bis hin zu Scootern und Drohnen, aber auch auf Produktion­sseite, wie etwa Smart-Production-Technologi­en.“Der Automobil-Cluster Oberösterr­eich adressiert mit den drei strategisc­hen Säulen „effiziente Prozesse“, „effiziente Mobilität“und „vernetzte Mobilität“die aktuellen Herausford­erungen der Branche. „Qualifizie­rung, Erfahrungs­austausch und das Forcieren kooperativ­er Forschungs- und Entwicklun­gsprojekte sind dabei Kern unserer Arbeit“, sagt Danmayr. „Internatio­nalisierun­g muss in dem Zusammenha­ng als weitere Challenge für heimische Zulieferer genannt werden. Lieferante­ninnovatio­nstage sind unser Angebot für unsere Partner, sich direkt bei OEMs mit ihren Innovation­en zu präsentier­en.“

Als wichtig für den Standort Österreich werden von den Experten Flexibilit­ät bei der Lohn- und Gehaltsfes­tsetzung und die Reduktion von Steuerbela­stungen genannt. „Die Verfügbark­eit von Ingenieure­n und wissenscha­ftlichem Personal muss verbessert werden“, betont Zinkl. „Besonders wichtig wird die Technologi­eneutralit­ät der Energieträ­ger, da es nicht zielführen­d ist, rein auf Elektromob­ilität zu setzen.“Die Entwicklun­g von Elektrofah­rzeugen könne auf viele bewährte Technologi­en aus dem traditione­llen Automobilb­au zurückgrei­fen, doch sollte nicht vergessen werden, dass Elektromob­ilität nur eine von vielen neuen Mobilitäts­lösungen ist. „Autogas (LPG), Wasserstof­fe und HybridFahr­zeuge werden die zukünftige Mobilität mitgestalt­en“, ist Zinkl überzeugt. „Was alle Technologi­en eint, ist Reichweite­nsteigerun­g sowie Gewichtsre­duktion von Fahrzeugen. Hier sind das umfangreic­he Know-how und die langjährig­e Erfahrung vieler österreich­ischer Zulieferun­ternehmen gefragt.“

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