Wie man ein Pensionssystem aushebelt
In Sachen Pensionsreform stimmt die Richtung leider gar nicht.
Österreichs Pensionssystem ist nicht so schlecht, aber leider nicht wirklich nachhaltig. Dafür sorgen erstens die Demografie (vulgo Überalterung) und zweitens die steigende Lebenserwartung, die das Verhältnis von Arbeitsperiode zu Pensionsdauer immer stärker zugunsten Letzterer verschiebt.
Probleme sind also mit mathematischer Präzision prognostizierbar. Deren Lösung auch: Eine deutlich schnellere Anhebung des Pensionsantrittsalters in Richtung des gesetzlichen – und schon ist zumindest im nicht so schlecht aufgestellten ASVG-Bereich für lange Zeit Entspannung angesagt.
Das Ganze sieht nicht gerade nach komplexer Raketenwissenschaft aus. Wieso das ausgerechnet unsere gewählten Parlamentarier nicht begreifen, gehört zu den größeren Rätseln dieses Landes. Diese gehen ja derzeit in die genau umgekehrte Richtung und haben jüngst, knapp vor der Wahl, das Antrittsalter für die abschlagsfreie Pension in Form einer Neuauflage der alten Hacklerregelung für Langzeitversicherte sogar herabgesetzt.
Wer glaubt, dass das der typischen Vorwahlstimmung, also einer Phase fokussierter Unintelligenz, geschuldet sei, liegt freilich daneben: Die FPÖ hat nach der Wahl im Verfassungsausschuss sogar noch eins draufgesetzt und die Ausweitung dieser Hacklerregelung auch auf Beamte gefordert.
Dass damit ein fragiles, aber noch beherrschbares System für künftige Generationen gefährdet wird, scheint dort niemanden zu stören. Offenbar machen sich die Herrschaften wenig Gedanken darüber, wie sich solche Beschlüsse langfristig auswirken.
Am Beispiel des ebenfalls vor der Wahl beschlossenen Verzichts auf die einjährige Wartezeit bis zur ersten Pensionserhöhung: Dieses Goodie kostet im ersten Jahr läppische 30 Mio. Euro. Ein Klacks. Dann beginnt sich die Sache allerdings zu kumulieren, im 30. Jahr liegen die Mehrkosten laut Berechnungen von EcoAustria schon bei 900 Mio. Euro. Um deren Finanzierung müssen sich dann aber ohnehin andere kümmern.