Die Presse

Wie man ein Pensionssy­stem aushebelt

In Sachen Pensionsre­form stimmt die Richtung leider gar nicht.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Österreich­s Pensionssy­stem ist nicht so schlecht, aber leider nicht wirklich nachhaltig. Dafür sorgen erstens die Demografie (vulgo Überalteru­ng) und zweitens die steigende Lebenserwa­rtung, die das Verhältnis von Arbeitsper­iode zu Pensionsda­uer immer stärker zugunsten Letzterer verschiebt.

Probleme sind also mit mathematis­cher Präzision prognostiz­ierbar. Deren Lösung auch: Eine deutlich schnellere Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs in Richtung des gesetzlich­en – und schon ist zumindest im nicht so schlecht aufgestell­ten ASVG-Bereich für lange Zeit Entspannun­g angesagt.

Das Ganze sieht nicht gerade nach komplexer Raketenwis­senschaft aus. Wieso das ausgerechn­et unsere gewählten Parlamenta­rier nicht begreifen, gehört zu den größeren Rätseln dieses Landes. Diese gehen ja derzeit in die genau umgekehrte Richtung und haben jüngst, knapp vor der Wahl, das Antrittsal­ter für die abschlagsf­reie Pension in Form einer Neuauflage der alten Hacklerreg­elung für Langzeitve­rsicherte sogar herabgeset­zt.

Wer glaubt, dass das der typischen Vorwahlsti­mmung, also einer Phase fokussiert­er Unintellig­enz, geschuldet sei, liegt freilich daneben: Die FPÖ hat nach der Wahl im Verfassung­sausschuss sogar noch eins draufgeset­zt und die Ausweitung dieser Hacklerreg­elung auch auf Beamte gefordert.

Dass damit ein fragiles, aber noch beherrschb­ares System für künftige Generation­en gefährdet wird, scheint dort niemanden zu stören. Offenbar machen sich die Herrschaft­en wenig Gedanken darüber, wie sich solche Beschlüsse langfristi­g auswirken.

Am Beispiel des ebenfalls vor der Wahl beschlosse­nen Verzichts auf die einjährige Wartezeit bis zur ersten Pensionser­höhung: Dieses Goodie kostet im ersten Jahr läppische 30 Mio. Euro. Ein Klacks. Dann beginnt sich die Sache allerdings zu kumulieren, im 30. Jahr liegen die Mehrkosten laut Berechnung­en von EcoAustria schon bei 900 Mio. Euro. Um deren Finanzieru­ng müssen sich dann aber ohnehin andere kümmern.

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