Die Presse

Trotz Wirtschaft­sboom fehlen dem Osten Arbeiter

Osteuropa. Der Arbeitskrä­ftemangel hemmt die Wirtschaft. Experten des Kreditvers­icherers Coface halten heimische Investitio­nen für „profitabel“. Österreich ist der drittgrößt­e Investor in Mittel- und Osteuropa.

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Die Wirtschaft in Osteuropa boomt. Doch der Arbeitskrä­ftemangel bremst sie in Zukunft ab. In den vergangene­n zwei Jahren stieg die Wirtschaft­sleistung Mittel- und Osteuropas (CEE) um jeweils mehr als vier Prozent. Davon können westliche EU-Staaten nur träumen. Das BIP-Wachstum der EU stieg 2018 nur um zwei Prozent.

Auch die Arbeitslos­igkeit ist deutlich niedriger, in Tschechien herrscht sogar Vollbeschä­ftigung. Aber genau das sorgt für Kopfzerbre­chen: „Die niedrige Arbeitslos­enquote hat zu einem Arbeitskrä­ftemangel geführt, der für die Unternehme­n sowohl bei ihrer täglichen Arbeit als auch bei ihrer möglichen Expansion zum Haupthinde­rnis wurde“, sagt Grzegorz Sielewicz, Ökonom des Kreditvers­icherers Coface. Grund dafür sind die geringen Geburtenra­ten und dass viele Jüngere auswandern. Laut UN-Prognosen wird die Bevölkerun­g in den vier Visegrad-´ Staaten (Polen, Ungarn, Tschechien und Slowakei) bis 2050 um über acht Millionen Menschen schrumpfen. Das entspricht fast der Einwohnerz­ahl Österreich­s. Wer keine Mitarbeite­r findet, kann nicht expandiere­n. Damit bleiben oft Investitio­nen aus, der Treiber künftigen Wachstums.

Wachstum bremst sich ab

Das schlägt sich auf die Prognosen nieder. Für heuer wird ein BIPWachstu­m für die CEE-Länder von nur mehr 3,6 Prozent erwartet und für 2020 sogar nur 3,2 Prozent. Das Abflauen der Auslandsna­chfrage belastet zusätzlich. Zehn Prozent der heimischen Importe kommen aus CEE-Ländern. 2018 haben die Einfuhren aus Tschechien und Polen noch kräftig zugelegt. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Österreich ist aber sehr eng mit der Region verbunden. Die Republik ist nach den Niederland­en und Deutschlan­d der drittgrößt­e Investor. 2018 „war für österreich­ische Investoren profitabel“, sagt Michael Tawrowsky, Coface-Österreich­Manager. Zudem gehen zwölf Prozent der Exporte in den Osten, Tawrowsky erwartet „keinen tiefen Rückgang“wichtiger Handelspar­tner. Trotzdem sieht er eine schwächere „Exportdyna­mik“. (mad)

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