Wie wichtig ist Alaba für Österreich?
EM-Qualifikation. David Alabas Einsatz gegen Israel ist fraglich, doch wie schwer haben Ausfälle des Bayern-Stars im ÖFB-Team bislang gewogen? Ein aufschlussreicher Blick in die Vergangenheit.
Spielt David Alaba oder spielt er nicht? Diese Frage beschäftigt Fußball-Österreich vor den richtungsweisenden EM-Qualifikationsspielen gegen Israel in Wien am Donnerstag und dem Auswärtsspiel gegen Slowenien in Laibach am Sonntag (jeweils 20.45 Uhr, live, ORF 1). Den Bayern-Star plagt seit dem letztwöchigen Champions-League-Ausflug seines Klubs nach London zu Tottenham ein Haarriss in der Rippe. Bei der Niederlage der Münchner gegen Hoffenheim am Wochenende kam er nicht zum Einsatz.
Die Bayern hätten es freilich begrüßt, hätte sich ihr Linksverteidiger in den kommenden eineinhalb Wochen erholt, Alaba aber wollte unbedingt zum Nationalteam. Ob er dieses auch auf dem Rasen verstärken wird, war am Dienstag noch völlig offen. „Natürlich hoffe ich, dass es sich in den nächsten 24 bis 48 Stunden so entwickelt, wie ich mir das vorstelle“, sagte der 27–Jährige. Vorstellbar ist, dass Alaba gegen Israel noch geschont wird, vier Tage später in Laibach aber aufläuft.
Doch wie wichtig ist David Alaba eigentlich für das Nationalteam, wie schwerwiegend wäre ein Ausfall? Seit seinem Debüt vor fast exakt zehn Jahren, am 10. Oktober 2009 bei der 1:3-Niederlage gegen Frankreich, hat der Wiener elf Pflichtspiele verpasst. Verloren hat das ÖFB–Team aber davon nur zwei: 2012 in der WM-Qualifikation gegen Deutschland (1:2) und 2019 in der laufenden EM-Qualifikation gegen Israel (2:4). Diesen zwei Niederlagen stehen sieben Siege und zwei Unentschieden gegenüber. Ohne Alaba etwa wurde in der erfolgreichen Qualifikation für die EM 2016 Russland zu Hause und auswärts bezwungen, erst im Juni siegte das Team in Abwesenheit des 55-Millionen-Manns mit 4:1 in Nordmazedonien.
Fakt ist also: Ohne Alaba wurden deutlich mehr Spiele gewonnen als verloren, der Linksfuß ist also definitiv ersetzbar. Das mag Pflichtspiele seit 2010 ohne Alaba, Heim(h) und Auswärtsspiele (a): EM-Quali 2010: 3:0 vs. Aserbaidschan(h) EM-Quali 2010: 4:4 vs. Belgien (a) WM-Quali 2012: 1:2 vs. Deutschland (h) WM-Quali 2012: 0:0 vs. Kasachstan (a) WM-Quali 2014: 1:0 vs. Russland (a) EM-Quali 2015: 1:0 vs. Russland (h) WM-Quali 2017: 3:2 vs. Serbien (h) WM-Quali 2017: 1:0 vs. Moldau (a) Nat. League 2018: 1:0 vs. Nordirland (h) EM-Quali 2019: 2:4 vs. Israel (a) EM-Quali 2019: 4:1 vs. Mazedonien (a) auch daran liegen, dass Alaba längst nicht immer jene tragende Rolle im Nationalteam spielt, die ihm viele Beobachter gern zuordnen. Der 27-Jährige ist definitiv ein außergewöhnlich guter Fußballer, aber er sticht (zu) selten aus dem rot-weiß-roten Kollektiv hervor.
Teamchef Franco Foda genießt den Luxus, speziell im Mittelfeld mehrere Optionen zu haben. Gegen Israel und Nordmazedonien nahm Marcel Sabitzer die AlabaPosition im linken Mittelfeld ein, er wäre wohl auch dieses Mal Fodas erste zweite Wahl. Auch Peter Zulj könnte die Rolle als Linksfuß ausfüllen, genauso wie Florian Kainz, zuletzt in Köln dreimal in der Startformation. Eine Notlösung auf der Außenbahn wäre Marko Arnautovic,´ die Qualitäten des China-Legionärs werden aber weiter an vorderster Front, im Sturmzentrum, benötigt. Der Angreifer hat sechs der 13 rot-weiß-roten Tore in der laufenden EM-Qualifikation erzielt, ist sozusagen Österreichs Lebensversicherung.
Apropos Tore: Diesbezüglich hat Alaba noch sehr viel Luft nach oben. In den vergangenen dreieinhalb Jahren und 29 Länderspielen erzielte er gerade einmal zwei Tore, eines davon aus einem direkten Freistoß, das andere aus dem Spiel. Sein bislang letztes seiner insgesamt 13 Tore (71 Einsätze) gelang ihm beim 2:0-Sieg gegen Schweden im September 2018. Allerdings: Als Vorbereiter ist Alaba eine tragende Säule im Spiel der Österreicher, seit 2016 lieferte er sieben Assists. Auch hier die Nummer eins: Marko Arnautovic´ (9).
Wurde unter Ex-Teamchef Marcel Koller zwei Jahre lang – ausgelöst durch den ÖFB-Rücktritt von Kapitän und Linksverteidiger Christian Fuchs nach der Euro 2016 – mehr öffentlich als verbandsintern über Alabas Position im Nationalteam diskutiert, so wurde diese Diskussion von Koller-Nachfolger Foda im Keim erstickt. Alaba ist nicht länger in der Zentrale zu finden, dort, wo ohnehin ein Überangebot an Spielern herrscht, sondern hat elf der zwölf Spiele unter Fodas Führung im linken Mittelfeld absolviert.