Die Presse

Wie wichtig ist Alaba für Österreich?

EM-Qualifikat­ion. David Alabas Einsatz gegen Israel ist fraglich, doch wie schwer haben Ausfälle des Bayern-Stars im ÖFB-Team bislang gewogen? Ein aufschluss­reicher Blick in die Vergangenh­eit.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Spielt David Alaba oder spielt er nicht? Diese Frage beschäftig­t Fußball-Österreich vor den richtungsw­eisenden EM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen Israel in Wien am Donnerstag und dem Auswärtssp­iel gegen Slowenien in Laibach am Sonntag (jeweils 20.45 Uhr, live, ORF 1). Den Bayern-Star plagt seit dem letztwöchi­gen Champions-League-Ausflug seines Klubs nach London zu Tottenham ein Haarriss in der Rippe. Bei der Niederlage der Münchner gegen Hoffenheim am Wochenende kam er nicht zum Einsatz.

Die Bayern hätten es freilich begrüßt, hätte sich ihr Linksverte­idiger in den kommenden eineinhalb Wochen erholt, Alaba aber wollte unbedingt zum Nationalte­am. Ob er dieses auch auf dem Rasen verstärken wird, war am Dienstag noch völlig offen. „Natürlich hoffe ich, dass es sich in den nächsten 24 bis 48 Stunden so entwickelt, wie ich mir das vorstelle“, sagte der 27–Jährige. Vorstellba­r ist, dass Alaba gegen Israel noch geschont wird, vier Tage später in Laibach aber aufläuft.

Doch wie wichtig ist David Alaba eigentlich für das Nationalte­am, wie schwerwieg­end wäre ein Ausfall? Seit seinem Debüt vor fast exakt zehn Jahren, am 10. Oktober 2009 bei der 1:3-Niederlage gegen Frankreich, hat der Wiener elf Pflichtspi­ele verpasst. Verloren hat das ÖFB–Team aber davon nur zwei: 2012 in der WM-Qualifikat­ion gegen Deutschlan­d (1:2) und 2019 in der laufenden EM-Qualifikat­ion gegen Israel (2:4). Diesen zwei Niederlage­n stehen sieben Siege und zwei Unentschie­den gegenüber. Ohne Alaba etwa wurde in der erfolgreic­hen Qualifikat­ion für die EM 2016 Russland zu Hause und auswärts bezwungen, erst im Juni siegte das Team in Abwesenhei­t des 55-Millionen-Manns mit 4:1 in Nordmazedo­nien.

Fakt ist also: Ohne Alaba wurden deutlich mehr Spiele gewonnen als verloren, der Linksfuß ist also definitiv ersetzbar. Das mag Pflichtspi­ele seit 2010 ohne Alaba, Heim(h) und Auswärtssp­iele (a): EM-Quali 2010: 3:0 vs. Aserbaidsc­han(h) EM-Quali 2010: 4:4 vs. Belgien (a) WM-Quali 2012: 1:2 vs. Deutschlan­d (h) WM-Quali 2012: 0:0 vs. Kasachstan (a) WM-Quali 2014: 1:0 vs. Russland (a) EM-Quali 2015: 1:0 vs. Russland (h) WM-Quali 2017: 3:2 vs. Serbien (h) WM-Quali 2017: 1:0 vs. Moldau (a) Nat. League 2018: 1:0 vs. Nordirland (h) EM-Quali 2019: 2:4 vs. Israel (a) EM-Quali 2019: 4:1 vs. Mazedonien (a) auch daran liegen, dass Alaba längst nicht immer jene tragende Rolle im Nationalte­am spielt, die ihm viele Beobachter gern zuordnen. Der 27-Jährige ist definitiv ein außergewöh­nlich guter Fußballer, aber er sticht (zu) selten aus dem rot-weiß-roten Kollektiv hervor.

Teamchef Franco Foda genießt den Luxus, speziell im Mittelfeld mehrere Optionen zu haben. Gegen Israel und Nordmazedo­nien nahm Marcel Sabitzer die AlabaPosit­ion im linken Mittelfeld ein, er wäre wohl auch dieses Mal Fodas erste zweite Wahl. Auch Peter Zulj könnte die Rolle als Linksfuß ausfüllen, genauso wie Florian Kainz, zuletzt in Köln dreimal in der Startforma­tion. Eine Notlösung auf der Außenbahn wäre Marko Arnautovic,´ die Qualitäten des China-Legionärs werden aber weiter an vorderster Front, im Sturmzentr­um, benötigt. Der Angreifer hat sechs der 13 rot-weiß-roten Tore in der laufenden EM-Qualifikat­ion erzielt, ist sozusagen Österreich­s Lebensvers­icherung.

Apropos Tore: Diesbezügl­ich hat Alaba noch sehr viel Luft nach oben. In den vergangene­n dreieinhal­b Jahren und 29 Länderspie­len erzielte er gerade einmal zwei Tore, eines davon aus einem direkten Freistoß, das andere aus dem Spiel. Sein bislang letztes seiner insgesamt 13 Tore (71 Einsätze) gelang ihm beim 2:0-Sieg gegen Schweden im September 2018. Allerdings: Als Vorbereite­r ist Alaba eine tragende Säule im Spiel der Österreich­er, seit 2016 lieferte er sieben Assists. Auch hier die Nummer eins: Marko Arnautovic´ (9).

Wurde unter Ex-Teamchef Marcel Koller zwei Jahre lang – ausgelöst durch den ÖFB-Rücktritt von Kapitän und Linksverte­idiger Christian Fuchs nach der Euro 2016 – mehr öffentlich als verbandsin­tern über Alabas Position im Nationalte­am diskutiert, so wurde diese Diskussion von Koller-Nachfolger Foda im Keim erstickt. Alaba ist nicht länger in der Zentrale zu finden, dort, wo ohnehin ein Überangebo­t an Spielern herrscht, sondern hat elf der zwölf Spiele unter Fodas Führung im linken Mittelfeld absolviert.

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