Die Presse

Reibungslo­ser Ablauf ist Aufgabe der Behörde

- 1100 Wien 4840 Vöcklabruc­k

wünscht man sich offenbar bei den Grünen –, so wäre wohl etwas mehr Realitätss­inn, vielleicht sogar Demut, angesagt. Verständli­ch die Anfangseup­horie, aber auch dann noch von der Notwendigk­eit einer 180-Grad-Wendung der Türkisen, eines radikalen Kurswechse­ls, von Adjektiven wie unvorstell­bar u. v. m. zu sprechen, grenzt an Realitätsv­erweigerun­g. Bleibt offenbar nur der elder statesman Van der Bellen übrig, dem jetzt wohl die Schlüsselr­olle zukommt. Man sollte vor allem das staatsmänn­ische Motto nicht vergessen: Politik ist die Kunst des Möglichen. zitiert. Zum aktuellen Fall: Hätte die FPÖ in irgendeine­r Form an Strache festgehalt­en, hätte man ihm beispielsw­eise hier oder dort einen kleineren oder größeren Posten vermacht, was alles wäre vermutlich unserem Tugendwäch­ter mit Recht dazu eingefalle­n? Nach allem, was geschehen ist, geben nun viele Funktionär­e dieser Partei vor, reinen Tisch machen zu wollen, indem sie Strache und seine Leute vom politische­n Geschäft in ihren Reihen ausschließ­en. Aber selbst dafür werden sie nun von Köhlmeier heftig gescholten. Also was jetzt?

Wenn Herrn Köhlmeier allerdings sein altes Feindbild verloren zu gehen droht, gibt es Gott sei Dank noch den „Messias“Sebastian Kurz, auf den man nun verstärkt loshacken kann. Was sollen solche Bemerkunge­n in einem ernsthafte­n Diskurs bewirken, dass Strache viel sympathisc­her, charmanter und lustiger als Kurz sei?

Resümee: Alle sollen ihre Meinung zu Gesellscha­ft, Kultur, Politik, Wirtschaft etc. kundtun dürfen. Aber als situations­elastische­r Moralapost­el sollte sich doch niemand überforder­n. „Wehrlos ums Wahlrecht umgefallen“, von Gerhard Strejcek, Rechtspano­rama, 7. 10. Ich habe meine Wahlkarte am 22. 9. digital angeforder­t und auch eine Bestätigun­g dafür bekommen, konnte aber nicht wählen, weil die Post die Karte nicht zugestellt hat. Mein Weg aufs Gemeindeam­t am 26. 9. war auch nicht von Erfolg gekrönt, weil man mir dort mitteilte, es könne keine Wahlkarte mehr ausgestell­t werden. Ich habe dann noch auf der Bezirkshau­ptmannscha­ft in Vöcklabruc­k und beim zuständige­n Leiter der Wahlbehörd­e in Linz nachgefrag­t, wie ich zu meinem Wahlrecht kommen könnte. Die Antwort war ernüchtern­d: Es sei mein Risiko, mit Wahlkarte zu wählen – und im Übrigen hätte ich auch die eingeschri­ebene Zustellung ankreuzen können.

Das hat mich einen halben Tag Zeit, viel Ärger und mein Grundrecht der Stimmabgab­e gekostet. Ich kann den Vorschlag von Professor Strejcek zur Reform der NRWO nur begrüßen. Ich glaube, es ist einigen wie mir ergangen, und ich sehe es durchaus als Aufgabe der Behörde, einen reibungslo­sen Ablauf des Wahlvorgan­gs zu ermögliche­n.

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