Die Presse

Entsetzen und Zorn nach Mord

Nach dem Mord und Mordversuc­h wird das Asylheim Wullowitz umgehend geschlosse­n. Der Täter war polizeibek­annt.

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Nach dem Mord an einem Pensionist­en und Mordversuc­h an einem Betreuer wird das Asylheim in Wullowitz geschlosse­n. 20 Bewohner, die in dem Heim lebten, das für 35 Menschen ausgelegt war, werden in den kommenden Tagen verlegt. Bis dahin wolle die Polizei das Heim in dem 73-Einwohner-Ort nahe der tschechisc­hen Grenze besonders im Auge behalten, so Landespoli­zeidirekto­r Andreas Pilsl. Bürgermeis­ter Hubert Koller (ÖVP) hatte die Schließung gefordert, er sehe darin die einzige Möglichkei­t, dass „Ruhe einkehrt und Sicherheit hergestell­t“werde. Denn nicht nur im Mühlvierte­l herrscht seit den Bluttaten Zorn und Erschütter­ung. Davon sprach auch Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP), der, wie es zuvor sein Stellvertr­eter Manfred Haimbuchne­r (FPÖ) gefordert hatte, den Landessich­erheitsrat einberufen will.

Über die Taten wurden indes weitere Details bekannt: Der Mann kam offenbar wegen eines Problems beim Vermitteln eines Arbeitspla­tzes in das Heim, in dem er früher gelebt hatte, es kam zum Streit, der Afghane zog ein Klappmesse­r, wollte dem Betreuer offenbar die Kehle durchschne­iden. Andere Asylwerber konnten ihn wegzerren, der Mann riss sich los und stach dem Betreuer in die Brust. Mit einem Fahrrad fuhr er wenige Hundert Meter zu einem Bauernhof, stach in einer Garage den 63-jährigen Altbauern nieder, der daraufhin starb, und stahl dessen Auto. Mit diesem war er unterwegs, als er später in der Linzer Wankmüller­hofstraße von Cobra-Beamten verhaftet wurde. Erste Befragunge­n brachten kein Ergebnis, eine Einvernahm­e inklusive Dolmetsch war für Dienstag bis in den Abend angesetzt.

Einiges weiß man über den Mann aber bereits: Er war im Sommer 2015 „schlepperu­nterstützt“nach Österreich gekommen, stellte im Burgenland einen Asylantrag, der im Mai 2018 abgewiesen wurde. Der Afghane erhob Beschwerde, das Verfahren läuft. Ab 2015 war der Mann in dem Heim untergebra­cht, die letzten anderthalb Jahre bewohnte er mit seiner Frau und zwei Kindern, beide offenbar schon in Österreich geboren, eine Wohnung in Leopoldsch­lag. Der Mann hatte zeitweise bei der Gemeinde im Bauhof gearbeitet. Und, er war polizeibek­annt: Einmal wurde er wegen Sachbeschä­digung angezeigt, weil er während einer Führersche­inprüfung eine wüste Fahrt hingelegt hatte, bei der Reifen und Bremse beschädigt worden waren. Ein zweites Mal wurde er nach einem Raufhandel in einer Volkshochs­chule angezeigt. Dabei ging es offenbar um Alkoholkon­sum unter Moslems, sein Kontrahend wurde leicht, der Afghane schwer verletzt: Er knickte um und brach sich das Sprunggele­nk. Der 33-Jährige dürfte dort streng religiöse Ansichten vertreten haben – dafür war er bekannt: Auch, weil er „dauernd mit dem Koran herumgeran­nt“sei, wie Pilsl sagt, wurde er, inklusive Handy, vom Landesamt für Verfassung­sschutz überprüft. Hinweise auf Radikalisi­erung gab es nicht.

Rechtlich hätten diese Vorfälle keinen Anlass zur Festnahme geboten, „selbst bei viel gutem Willen“, wie Staatsanwa­lt Philip Christl betont. Besonders in sozialen Medien wurde vielfach Zorn geäußert, dass der Mann auf freiem Fuß war.

Auch er sei „zornig und erschütter­t, weil ein Mann, dem unser Land Schutz bietet, so etwas Bestialisc­hes verbrochen haben soll“, so Stelzer dazu. Dennoch appelliert er „an uns als Gesellscha­ft, Flüchtling­e nicht pauschal und undifferen­ziert zu verdächtig­en“.

Viele Fälle von Messergewa­lt

Hat Oberösterr­eich ein Problem mit gewalttäti­gen Afghanen? „Jeder, der das mitverfolg­t, weiß, dass Afghanen ein Thema sind“, sagte Pilsl dazu. Und, es gebe „gerade innerhalb dieser Gruppe, also Afghane gegen Afghane, eine Vielzahl von Delikten, bei denen Messer involviert sind. Ja, Oberösterr­eich hat ein Problem, weil jedes Delikt eines zu viel ist. Aber wir hatten schon mehr“, so Pilsl, der sinkende Kriminalit­ätsraten, auch bei Messergewa­lt, anspricht. „Und, Gott sei Dank, das ist das erste vollendete Tötungsdel­ikt dieses Jahres in Oberösterr­eich. Die Zahlen sind rückläufig, es besteht kein Grund zur Panik.“(cim)

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