Die Presse

Geldwäsche über Wiener Privatbank?

Die Wiener Bank Winter soll in dubiose Geschäfte verwickelt sein.

- VON KAMIL KOWALCZE

Vertraute des italienisc­hen Lega-Nord-Vorsitzend­en, Matteo Salvini, sind vergangene­n Oktober nach Moskau gereist, um russische Agenten zu treffen. Der Kreml war bereit, die rechtsnati­onale Partei zu finanziere­n. Es musste nur noch geklärt werden, wie die Millionen möglichst unauffälli­g in Rom landen. Dabei fiel der Name eines kleinen, aber feinen Wiener Geldhauses: Bank Winter.

Das Gespräch wurde aufgezeich­net und im Sommer an die Medien gespielt. Der Vorfall hat mittlerwei­le zwar an politische­r Sprengkraf­t verloren, geblieben ist aber der Verdacht, das österreich­ische Institut würde zwielichti­ge Geschäfte abwickeln. Dass die Bank Winter dann auch noch beim größten Korruption­sskandal Südamerika­s rund um die Schmiergel­dzahlungen des brasiliani­schen Baukonzern­s Odebrecht genannt wurde, hat sicherlich nicht zur Erhöhung ihrer Glaubwürdi­gkeit beigetrage­n. Die Bank weist in allen Fällen jegliche Vorwürfe von sich: Es sei nie Geld geflossen, es habe keine Geschäftsv­erbindunge­n gegeben, man habe sich stets an österreich­ische Gesetze gehalten.

Geld im Kreis geschickt

Nun hat die britische Wirtschaft­stageszeit­ung „Financial Times“(„FT“) der Bank Winter einen ausführlic­hen Artikel gewidmet. Darin wird die Geschichte der seit 1892 bestehende­n Bank beschriebe­n, auf einzelne Verdachtsf­älle im Detail eingegange­n – und der Finanzplat­z Österreich als Drehscheib­e für dubiose, vor allem aus Russland stammende Geldflüsse dargestell­t.

„Die Presse“ging dem aktuellen Fall nach: Im Juli 2016 wurde beim Handelsger­icht Wien eine Klage gegen die Bank Winter eingebrach­t, das Verfahren im Februar 2017 eröffnet. Das Geldhaus habe mitgeholfe­n, 61,5 Millionen USDollar der russischen National Bank Trust (NBT) über ein Netz an Briefkaste­nfirmen zu waschen, lautet der Vorwurf. Die Geschäftsb­eziehung zu der im Besitz von drei Russen stehenden Bank soll 2011 angebahnt worden, 2013 sollen die ersten Überweisun­gen geflossen sein. Als Ende 2014 die Bank wegen finanziell­er Probleme von der russischen Zentralban­k mit mehreren hundert Millionen Euro aufgefange­n werden musste, stellte sich heraus, dass die drei NBT-Eigentümer jahrelang Kapital von der Bank abzogen hatten. Sie schickten Geld im Kreis, schoben es zwischen Banken und Offshore-Gesellscha­ften hin und her, um es letztlich selbst abzuschöpf­en. Zu diesen im Fachjargon Back-to-back-Geschäfte genannten Konstrukti­onen läuft ein Verfahren in London. Die ehemaligen Eigentümer sind beschuldig­t, neben der Bank Winter sollen bis zu 15 Banken verwickelt gewesen sein.

Im konkreten Fall der Bank Winter soll das Geld aus Russland in Wien gelandet sein, von wo es an eine zypriotisc­he Firma floss, die es wiederum an eine luxemburgi­sche Bank weiterleit­ete, welche es schließlic­h zurück nach Russland schickte. Der neue Eigentümer der NBT, die russische Privatbank Otkritie, wollte sich an den ehemaligen Eigentümer­n und den an der Abwicklung Beteiligte­n schadlos halten – und klagte. Jedoch ging auch Otkritie pleite und wurde verstaatli­cht. So ist nun der russische Staat der Geschädigt­e.

Aufsichtsk­apazitäten erhöhen

Das in Wien anhängige Verfahren dürfte noch länger dauern. Die Bank Winter bestätigte auf Anfrage der „Presse“, dass es bereits eine Tagsatzung gegeben hat, es sei aber noch kein Richter bestellt worden. Zudem gibt es ein Gutachten, aus dem hervorgeht, die Bank Winter habe ihre Sorgfaltsp­flichten zur Vermeidung von Geldwäsche nicht eingehalte­n und damit die NBT geschädigt. Dieses Gutachten wird von der Bank beanstande­t: Der Sachverstä­ndige würde im Bereich der Geldwäsche keine Sachkenntn­is haben, seine Expertise seien Derivate und Wertpapier­e. Dem Vernehmen nach soll Druck auf die Bank Winter ausgeübt werden, um einen Vergleich zu erwirken.

Der österreich­ische Finanzplat­z ließe internatio­nale Standards vermissen, resümiert die „Financial Times“. Ein von der „FT“zitierter Bericht stellt Österreich in sieben von elf Punkten ein schlechtes Zeugnis aus und empfiehlt, die Ressourcen der Aufsichtsb­ehörden zu verbessern.

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[ Fabry ] Bank Winter sieht sich unberechti­gt beschuldig­t: Es solle Druck ausgeübt werden.

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