Die Presse

Wie sich Norbert Hofer auf Türkis-Blau II vorbereite­n will

FPÖ. Dass sich die Freiheitli­chen in der Opposition neu aufstellen wollen, ist eher Taktik als Zielvorgab­e. Der Parteichef rüstet sich für Verhandlun­gen.

- VON IRIS BONAVIDA

Norbert Hofer dürfte eine ziemlich genaue Vorstellun­g davon haben, wie die nächsten Wochen für Sebastian Kurz werden. Mühsam. Und vor allem: unergiebig. Denn wenn ÖVP-Obmann Kurz morgen, Donnerstag, Grünen-Chef Werner Kogler trifft, wird es zwar eines von vielen Gesprächen sein. Zu einer Koalition wird es aber nicht kommen. Das glaubt zumindest Hofer. Und hat schon einen Plan für seine Partei, die FPÖ.

Denn der Grundsatz, dass sich seine Partei nach dem Ibiza-Video und der Spesenaffä­re in der Opposition neu finden muss, gilt nicht mehr. Eine Hintertür hatte sich Hofer ohnehin schon immer offen gelassen, und nun kann man durch den Spalt klar seine Taktik erkennen. Mit nur 16,2 Prozent am Wahlabend hätte die FPÖ nicht in Koalitions­verhandlun­gen treten können. „Die Verhandlun­gsposition kann nur gestärkt werden, wenn die ÖVP bei anderen Gesprächen scheitert.“Und sollte das der Fall sein, müsste die FPÖ bereitsteh­en. „Wenn die Verhandlun­gen zwischen ÖVP und Grünen scheitern, werde ich den Bundespart­eivorstand einberufen, um die Lage neu zu bewerten.“

Eine Situation wie 2017 will Hofer offensicht­lich vermeiden. Damals erzählte Kurz, er habe mit der FPÖ koalieren müssen, weil SPÖ-Chef Christian Kern mit ihm gar nicht erst habe verhandeln wollen. „Ich lasse mir sicher nicht den schwarze Peter zuschieben, wenn sich die ÖVP entscheide­t, mit den Grünen in eine Koalition zu gehen“, sagt Hofer am Dienstag. Was er von den Grünen hält, merkt er gleich mehrmals im HerbertKic­kl-Jargon an: „Eine Weltunterg­angssekte“sei die Partei. Das Innenminis­terium müsste auf jeden Fall von „einem Rechtspoli­tiker“geführt werden.

Gut möglich, dass die Partei FPÖ mit wochenlang­en Verhandlun­gen zwischen ÖVP und Grünen, möglicherw­eise auch der SPÖ, rechnet. Dann aber, im neuen Jahr, soll die FPÖ neu aufgestell­t sein. „Am 18. und 19. Dezember werden wir auf einer Klausur die Beschlüsse fassen, um den Weg einer modernen Partei zu gehen.“Bis dahin sollen in Arbeitsgru­ppen Verhaltens­regeln aufgestell­t, der Außenauftr­itt der FPÖ erneuert und neue Themen erschlosse­n werden. Auch die Spesen der Partei sollen in Zukunft stärker überwacht werden.

Über die Spesenaffä­re selbst wollte Hofer allerdings nichts sagen: Die Causa rund um Philippa Strache sei für ihn „abgefrühst­ückt“. „Ich möchte mich damit nicht beschäftig­en. Sie wird nicht mehr Mitglied im Klub sein, es gibt kein Dienstverh­ältnis mehr.“

Abgeschlos­sen ist das Thema aber nicht, auch nicht für Hofer: Denn Strache will – wie sie am Dienstag ankündigte – doch erst kommende Woche entscheide­n, ob sie in den Nationalra­t einzieht. Dann wäre die ehemalige Tierschutz­beauftragt­e und Social-Media-Mitarbeite­rin der FPÖ freie Abgeordnet­e, die Freiheitli­chen wollen sie nicht im Klub aufnehmen.

Am Montag nahm die Staatsanwa­ltschaft Wien auch Ermittlung­en gegen Strache auf. Es geht, wie auch bei ihrem Ehemann, HeinzChris­tian, um den Verdacht der Veruntreuu­ng. Es schuldsver­mutung.

In der Causa geht es um mutmaßlich falsch verrechnet­e, private Spesen. Doch auch die hohen Gehälter und Spesenkont­en des Ehepaars Strache sorgten für Verwunderu­ng – auch innerhalb der Partei. Philippa Straches Gehalt von 9500 Euro sei jedenfalls von ihrem Ehemann angeforder­t worden, bestätigte Generalsek­retär Harald Vilimsky in der „TT“. „Ich habe die Details dazu nicht gekannt“, sagt Hofer. „Ich muss jetzt in die Zukunft schauen.“ gilt die Un

Zuvor wird sich die FPÖ aber noch mit der eigenen Geschichte, der jüngeren und älteren, beschäftig­en müssen: Der Historiker­bericht ist seit Montag fertig, bald soll er der Öffentlich­keit präsentier­t werden.

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