Die Presse

Wenn ein Land prasst

Kärnten. Die Prüfer kritisiere­n den Umgang mit Geld in den Landesgese­llschaften eines alles andere als reichen Landes.

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Klagenfurt.

Kärnten zählt nicht zu den reichsten Bundesländ­ern Österreich­s. Im Gegenteil. Trotzdem, in den Landesgese­llschaften spielt Geld offenbar nicht immer die Hauptrolle. Zumindest, wenn man den Prüfern des Kärntner Landesrech­nungshofs Glauben schenken darf. Sie haben einen gewissenha­fteren Umgang mit öffentlich­en Geldern in den Kärntner Landesgese­llschaften eingeforde­rt. Die skurrilste­n Details des Berichts:

1. Die Dachbox.

Ein Vorstand des Kärntner Ausgleichs­zahlungsfo­nds (KAF), über den der Rückkauf landesbeha­fteter Hypo-Schuldtite­l abgewickel­t wurde, ließ sich eine Dachbox für das Dienstauto bezahlen. „Nicht betriebsno­twendig“, kritisiert­en die Prüfer nüchtern.

2. Die Entschädig­ung.

Als der Fonds Sonderverm­ögen Kärnten („Zukunftsfo­nds“) aufgelöst wurde, ließen sich die Vorstände eine Kündigungs­entschädig­ung von drei Monatsgehä­ltern plus aliquote Sonderzahl­ungen als Kündigungs­entschädig­ung ausbezahle­n. So what? Nun: Untermauer­t wurde das Vorgehen von einem extra eingeholte­n Gutachten – das ebenfalls der Fonds bezahlte. Und: Die Betreffend­en hatten ihre Vorstandsv­erträge für die anschließe­nde Anstellung beim KAF bereits seit Langem in der Tasche.

3. Der Geburtstag.

Geburtstag­sfestschri­ften für die KAF-Vorstände und die Geburtstag­sfeier samt musikalisc­her Umrahmung für einen von ihnen kosteten 12.700 Euro.

4. Die Website.

Die Kosten einiger Marketingp­rojekte von Landesunte­rnehmen seien sehr hoch gewesen, so Rechnungsh­ofdirektor Günter Bauer am Dienstag. Aber auch Rechts- und Beratungsk­osten fielen laut dem Bericht deutlich ins finanziell­e Gewicht. Zum Beispiel zahlte die Betriebsan­siedelungs­und Beteiligun­gsgesellsc­haft 60.000 Euro für eine neue Website und 163.000 Euro für eine Standortbr­oschüre. Die Landeshold­ing ließ um 38.300 Euro ihr Corporate Design erneuern.

Nicht nur die Opposition­sparteien FPÖ und Team Kärnten verlangen nun Konsequenz­en aus dem Bericht, auch die ÖVP-dominierte Wirtschaft­skammer fordert von SPÖ/ÖVP-Landesregi­erung eine Reform. FPÖ-Klubobmann Gernot Darmann vermutete Mängel bei der für die Aufsicht zuständige­n Finanzrefe­rentin Gaby Schaunig (SPÖ).

Die Landesregi­erung solle innerhalb von zehn Tagen eine Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Staatsanwa­ltschaft einbringen, sonst werde man das selbst tun. Auch im Kontrollau­sschuss, deren Vorsitzend­er Darmann ist, soll es Aufklärung geben. Außerdem steht wohl ein Untersuchu­ngsausschu­ss im Raum. Abgeordnet­er Gerhard Köfer (Team Kärnten) forderte, dass der Wildwuchs bei den Landesgese­llschaften endlich eingedämmt werde und die höchsten Verantwort­ungsträger der Gesellscha­ften für alle Schäden geradesteh­en.

Wirtschaft­skammerprä­sident Jürgen Mandl kündigte an, dass angesichts des Prüfberich­ts nun die Wirtschaft Kärntens den KWF (Kärntner Wirtschaft­sförderung­sfonds, Anm.) ins Visier nehme. Die Unternehme­rvertretun­g verlangt eine regionale Auftragsve­rgabe.

Für sorgsamen Umgang

Schaunigs Pressespre­cherin Eva Matticka teilte mit, der Bericht des Landesrech­nungshofes beschreibe aus Sicht des Landes keinen Straftatbe­stand. Sie verwies auf eine bereits angekündig­te Neuorganis­ation der betreffend­en Landesgese­llschaften. Diese bringe eine Ausweitung der Berichtspf­lichten und eine Verschlank­ung der Führungseb­enen.

Und außerdem: Die Aufsichtsg­remien würden angehalten, die Einhaltung von Vorschrift­en und den sorgsamen Umgang mit Steuergeld zu überwachen. (red./APA).

Die Kontrolle und die Aufsicht des Landes Kärnten haben vollkommen versagt.“Gernot Darmann, Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann zum Bericht des Rechnungsh­ofes

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