Die Presse

Im Land der ökonomisch­en Dunkelflau­te

Die Energiewen­de wird in Deutschlan­d zum finanziell­en Desaster.

- Josef.urschitz@diepresse.com

I n Deutschlan­d, dem Land der Energiewen­de, steigt gerade wieder einmal der Ökostromzu­schlag, dort EEG-Umlage genannt: 6,756 Cent pro Kilowattst­unde plus Mehrwertst­euer muss den dortigen HaushaltsS­tromkunden im nächsten Jahr der Ausbau von Windund Sonnenstro­m wert sein. Also mehr als der Strompreis selbst.

Nur damit die Dimensione­n klar sind: 2020 werden die Stromkunde­n auf diese Weise an die zwölf Mrd. Euro an Subvention­en bereitstel­len müssen, damit in den damit subvention­ierten Anlagen Strom im Marktwert von neun Mrd. Euro erzeugt werden kann. Klingt volkswirts­chaftlich sinnvoll und nachhaltig, nicht?

Okay, die Einführung neuer, umweltfreu­ndlicher Technologi­en muss uns schon etwas wert sein. Wenn sie etwas bringt. Damit sieht es aber traurig aus: Obwohl seit Beginn der Energiewen­de schon mehr als 600 Mrd. Euro in dieses Projekt gesteckt wurden, wird Deutschlan­d seine Klimaziele verfehlen.

Das hängt auch damit zusammen, dass Sonnenbzw. Windstrom nicht immer dann fließt, wenn man ihn braucht. Man benötigt also ein vernünftig­es Backup. Das sind derzeit Kernund Kohlekraft­werke. D iese werden in den kommenden Jahren abgeschalt­et. Und was dann? Stromspeic­hertechnol­ogien, mit deren Hilfe sich eine längere Dunkelflau­te überstehen ließe, existieren ja auf absehbare Zeit noch nicht. Die Alternativ­e, sagt das Beratungsu­nternehmen Oliver Wyman, wären enorm verstärkte Importe von (Kohle- und Atom-) Strom. Oder der Bau einer ganzen Reihe von Gaskraftwe­rken. Diese sondern allerdings auch CO2 ab, wären also möglicherw­eise nicht lang „gesellscha­ftsfähig“.

Damit hätte man zusätzlich zu den bisherigen Kosten „stranded investment­s“im Ausmaß wohl zweistelli­ger Milliarden­beträge geschaffen.

Cool, so eine Energiewen­de, wenn man sie völlig ohne technische­n Sachversta­nd, dafür mit religiösem Eifer angeht. Und das mit einer Physikerin an der Staatsspit­ze!

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